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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.
wird, und dann befördert man ihr Durchdringen, indem man Löcher mit eisernen
Stangen von der kesselförmigen Vertiefung ab in den Haufen hineinbohrt. Ist der
Haufen genugsam durchdrungen, so wird er auf den Acker gefahren. Auch hat man
die ganze Miststelle mit einem Wall von solcher Erde als Befriedigung umgeben, auf
dem Rücken dieses Walles einen kleinen Kanal gezogen, in welchen die überflüssige
Jauche gegossen wird. Nachdem dieser Lehmwall so einige Jahre gestanden und ohne
Zweifel auch äußerlich die Ausdünstungen des Viehhofes an sich gezogen, hat man
die Erde mit befonders großer Wirkung auf dem Acker gefahren. Wie bedeutend
aber die Arbeit dieser An- und Abfuhr sey, muß sich ein jeder nach der Lokalität be-
rechnen, bevor er sich zu einer solchen an sich nützlichen Operation entschließt.

§. 37.

So gewöhnlich und zweckmäßig das Auffangen der thierischen Exkremente mitStreuloser
Mist und
Gülle.

Stroh oder andern Einstreuungsmitteln zu seyn scheint, so ist es doch keinesweges
allgemein. Man hält nämlich das Vieh -- und zwar in solchen Gegenden und
Wirthschaften, wo man auf eine hohe Viehnutzung seine Hauptabsicht richtet -- in
den Ställen, manchmal im Winter allein, aber auch zuweilen bei der Sommer Stall-
fütterung ohne alle Einstreuung. Die Einrichtung dazu ist verschieden: mehrentheils
steht das Vieh auf ausgediehlten Ständen, die nach hinten zu ein wenig abhängig
sind. Hinter diesen Ständen geht ein ausgemauerter oder mit Bohlen ausgesetzter
Kanal her, in welchen alle Exkremente, die das Vieh fallen läßt, sogleich mit einem
Besen gefegt werden. Häufig hat man auch Wasserleitungen oder Plumpen in den
Ställen, um sogleich nachspühlen zu können. Damit sich das Vieh auf keine Weise
verunreinige, sind seine Schwänze mit einem Bindfaden, der über eine über dem Stande
angebrachte Triele läuft, und auf der andern Seite ein kleines Gewicht hat, aufge-
wunden. Oder aber damit das Vieh um so trockner liege, sind durchlöcherte Diehlen
über einen ausgemauerten Behälter gelegt, worauf das Vieh steht, in welchem sich
die flüssige Jauche sammelt, und aus welchen sie durch Kanäle in die Jauchenreser-
voirs abgeleitet wird. Der consistente Mist wird dann ebenfalls hinter das Vieh an
die Wand gefegt, und der Stand jedesmahl mit Wasser völlig gereinigt, so daß der
Boden rein, wie in einem Putzzimmer ist. Daß diese Einrichtung zum Wohlbefinden
des Viehes, welches dann dabei überdem gebürstet und gestriegelt wird, so wie zur
Reinlichkeit des Molkenwesens beitrage, hat keinen Zweifel.


Die Miſtduͤngung.
wird, und dann befoͤrdert man ihr Durchdringen, indem man Loͤcher mit eiſernen
Stangen von der keſſelfoͤrmigen Vertiefung ab in den Haufen hineinbohrt. Iſt der
Haufen genugſam durchdrungen, ſo wird er auf den Acker gefahren. Auch hat man
die ganze Miſtſtelle mit einem Wall von ſolcher Erde als Befriedigung umgeben, auf
dem Ruͤcken dieſes Walles einen kleinen Kanal gezogen, in welchen die uͤberfluͤſſige
Jauche gegoſſen wird. Nachdem dieſer Lehmwall ſo einige Jahre geſtanden und ohne
Zweifel auch aͤußerlich die Ausduͤnſtungen des Viehhofes an ſich gezogen, hat man
die Erde mit befonders großer Wirkung auf dem Acker gefahren. Wie bedeutend
aber die Arbeit dieſer An- und Abfuhr ſey, muß ſich ein jeder nach der Lokalitaͤt be-
rechnen, bevor er ſich zu einer ſolchen an ſich nuͤtzlichen Operation entſchließt.

§. 37.

So gewoͤhnlich und zweckmaͤßig das Auffangen der thieriſchen Exkremente mitStreuloſer
Miſt und
Guͤlle.

Stroh oder andern Einſtreuungsmitteln zu ſeyn ſcheint, ſo iſt es doch keinesweges
allgemein. Man haͤlt naͤmlich das Vieh — und zwar in ſolchen Gegenden und
Wirthſchaften, wo man auf eine hohe Viehnutzung ſeine Hauptabſicht richtet — in
den Staͤllen, manchmal im Winter allein, aber auch zuweilen bei der Sommer Stall-
fuͤtterung ohne alle Einſtreuung. Die Einrichtung dazu iſt verſchieden: mehrentheils
ſteht das Vieh auf ausgediehlten Staͤnden, die nach hinten zu ein wenig abhaͤngig
ſind. Hinter dieſen Staͤnden geht ein ausgemauerter oder mit Bohlen ausgeſetzter
Kanal her, in welchen alle Exkremente, die das Vieh fallen laͤßt, ſogleich mit einem
Beſen gefegt werden. Haͤufig hat man auch Waſſerleitungen oder Plumpen in den
Staͤllen, um ſogleich nachſpuͤhlen zu koͤnnen. Damit ſich das Vieh auf keine Weiſe
verunreinige, ſind ſeine Schwaͤnze mit einem Bindfaden, der uͤber eine uͤber dem Stande
angebrachte Triele laͤuft, und auf der andern Seite ein kleines Gewicht hat, aufge-
wunden. Oder aber damit das Vieh um ſo trockner liege, ſind durchloͤcherte Diehlen
uͤber einen ausgemauerten Behaͤlter gelegt, worauf das Vieh ſteht, in welchem ſich
die fluͤſſige Jauche ſammelt, und aus welchen ſie durch Kanaͤle in die Jauchenreſer-
voirs abgeleitet wird. Der conſiſtente Miſt wird dann ebenfalls hinter das Vieh an
die Wand gefegt, und der Stand jedesmahl mit Waſſer voͤllig gereinigt, ſo daß der
Boden rein, wie in einem Putzzimmer iſt. Daß dieſe Einrichtung zum Wohlbefinden
des Viehes, welches dann dabei uͤberdem gebuͤrſtet und geſtriegelt wird, ſo wie zur
Reinlichkeit des Molkenweſens beitrage, hat keinen Zweifel.


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[213/0261] Die Miſtduͤngung. wird, und dann befoͤrdert man ihr Durchdringen, indem man Loͤcher mit eiſernen Stangen von der keſſelfoͤrmigen Vertiefung ab in den Haufen hineinbohrt. Iſt der Haufen genugſam durchdrungen, ſo wird er auf den Acker gefahren. Auch hat man die ganze Miſtſtelle mit einem Wall von ſolcher Erde als Befriedigung umgeben, auf dem Ruͤcken dieſes Walles einen kleinen Kanal gezogen, in welchen die uͤberfluͤſſige Jauche gegoſſen wird. Nachdem dieſer Lehmwall ſo einige Jahre geſtanden und ohne Zweifel auch aͤußerlich die Ausduͤnſtungen des Viehhofes an ſich gezogen, hat man die Erde mit befonders großer Wirkung auf dem Acker gefahren. Wie bedeutend aber die Arbeit dieſer An- und Abfuhr ſey, muß ſich ein jeder nach der Lokalitaͤt be- rechnen, bevor er ſich zu einer ſolchen an ſich nuͤtzlichen Operation entſchließt. §. 37. So gewoͤhnlich und zweckmaͤßig das Auffangen der thieriſchen Exkremente mit Stroh oder andern Einſtreuungsmitteln zu ſeyn ſcheint, ſo iſt es doch keinesweges allgemein. Man haͤlt naͤmlich das Vieh — und zwar in ſolchen Gegenden und Wirthſchaften, wo man auf eine hohe Viehnutzung ſeine Hauptabſicht richtet — in den Staͤllen, manchmal im Winter allein, aber auch zuweilen bei der Sommer Stall- fuͤtterung ohne alle Einſtreuung. Die Einrichtung dazu iſt verſchieden: mehrentheils ſteht das Vieh auf ausgediehlten Staͤnden, die nach hinten zu ein wenig abhaͤngig ſind. Hinter dieſen Staͤnden geht ein ausgemauerter oder mit Bohlen ausgeſetzter Kanal her, in welchen alle Exkremente, die das Vieh fallen laͤßt, ſogleich mit einem Beſen gefegt werden. Haͤufig hat man auch Waſſerleitungen oder Plumpen in den Staͤllen, um ſogleich nachſpuͤhlen zu koͤnnen. Damit ſich das Vieh auf keine Weiſe verunreinige, ſind ſeine Schwaͤnze mit einem Bindfaden, der uͤber eine uͤber dem Stande angebrachte Triele laͤuft, und auf der andern Seite ein kleines Gewicht hat, aufge- wunden. Oder aber damit das Vieh um ſo trockner liege, ſind durchloͤcherte Diehlen uͤber einen ausgemauerten Behaͤlter gelegt, worauf das Vieh ſteht, in welchem ſich die fluͤſſige Jauche ſammelt, und aus welchen ſie durch Kanaͤle in die Jauchenreſer- voirs abgeleitet wird. Der conſiſtente Miſt wird dann ebenfalls hinter das Vieh an die Wand gefegt, und der Stand jedesmahl mit Waſſer voͤllig gereinigt, ſo daß der Boden rein, wie in einem Putzzimmer iſt. Daß dieſe Einrichtung zum Wohlbefinden des Viehes, welches dann dabei uͤberdem gebuͤrſtet und geſtriegelt wird, ſo wie zur Reinlichkeit des Molkenweſens beitrage, hat keinen Zweifel. Streuloſer Miſt und Guͤlle.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/261>, abgerufen am 24.11.2024.