Eine andere Einrichtung ist einfacher, aber für das Vieh minder behaglich. Hier sind die Stände so kurz, daß das Vieh die Hinterbeine fast widernatürl[ - 1 Zeichen fehlt]ch an- ziehen muß, wenn es in gerader Richtung gegen den Futtergang stehen soll. Hin- ter den Ständen ist eine Vertiefung, die 11/2 bis 2 Fuß niedriger ist, wie der Stand. In diese Vertiefung fallen dannn, wenn es anders gerade steht, der Mist, und bei den weiblichen Thieren auch der Urin. Das Vieh muß aber dabei so gedrängt stehen, daß es beim Stehen und Liegen keine schräge Richtung annehmen kann, was es sonst gewiß thun wird. Auch muß das Vieh sehr daran gewöhnt seyn; sonst gleitet es mit den Hinterbeinen von der beträchtlichen Höhe in die Vertiefung herab, fällt und be- schädigt sich an den Schienbeinen und Knien.
Bei allen diesen Einrichtungen wird nun der Mist verschieden behandelt. Man bringt entweder den consistenten Mist aus dem Stalle heraus, und schlägt ihn mit Stroh vermischt regulär in Haufen zusammen, und zwar so, daß der eigentliche Mist größtentheils nach innen kommt, und das Stroh ihn äußerlich bedeckt. Diese Hau- fen werden dann zuweilen mit der Jauche angefeuchtet.
Oder aber man bringt auch etwas Stroh in den Stall, legt es zuweilen dem Viehe unter, plumpet zu der im Kanal befindlichen Materie noch Wasser hinzu, zie- het das Stroh mittelst einer Forke durch diese flüssige Masse einige Male durch, und bringt es dann außer dem Stalle in Haufen. Zu dem übrigen plumpt man noch mehr Wasser hinzu, rührt es damit um, und läßt es dann durch geöfnete Kanäle in das Jauchenreservoir abfließen. Auf diese Weise hält man den festen und mit Stroh ge- mengten Mist von dem flüssigen oder der sogenannten Gülle ganz abgesondert, und bedient sich des einen oder des andern nach den Umständen.
Der Güllenbehälter sind mehrere, und die Einrichtung der Kanäle ist so gemacht, daß man bald den einen bald den andern anfüllen kann. Es muß nämlich die Gülle, um am vortheilhaftesten gebraucht zu werden, erst einen gewissen Gährungs- oder Fäulungsgrad überstanden haben, bis wohin man den Zutritt der frischen Luft von ihr abhält, und sie nur zuweilen einmal umrührt. Auf das richtige Treffen dieses Grades kommt, wie man versichert, viel an. Die in ihren gerechten Zustand gekom- menen Behälter werden nach einander ausgefahren, und dann wieder frisch angefüllt.
Die Lobeserhebungen, welche man von dieser Methode in Hinsicht der Wirk- samkeit des Düngers macht, sind sehr groß, scheinen aber doch übertrieben. Man
Die Miſtduͤngung.
Eine andere Einrichtung iſt einfacher, aber fuͤr das Vieh minder behaglich. Hier ſind die Staͤnde ſo kurz, daß das Vieh die Hinterbeine faſt widernatuͤrl[ – 1 Zeichen fehlt]ch an- ziehen muß, wenn es in gerader Richtung gegen den Futtergang ſtehen ſoll. Hin- ter den Staͤnden iſt eine Vertiefung, die 1½ bis 2 Fuß niedriger iſt, wie der Stand. In dieſe Vertiefung fallen dannn, wenn es anders gerade ſteht, der Miſt, und bei den weiblichen Thieren auch der Urin. Das Vieh muß aber dabei ſo gedraͤngt ſtehen, daß es beim Stehen und Liegen keine ſchraͤge Richtung annehmen kann, was es ſonſt gewiß thun wird. Auch muß das Vieh ſehr daran gewoͤhnt ſeyn; ſonſt gleitet es mit den Hinterbeinen von der betraͤchtlichen Hoͤhe in die Vertiefung herab, faͤllt und be- ſchaͤdigt ſich an den Schienbeinen und Knien.
Bei allen dieſen Einrichtungen wird nun der Miſt verſchieden behandelt. Man bringt entweder den conſiſtenten Miſt aus dem Stalle heraus, und ſchlaͤgt ihn mit Stroh vermiſcht regulaͤr in Haufen zuſammen, und zwar ſo, daß der eigentliche Miſt groͤßtentheils nach innen kommt, und das Stroh ihn aͤußerlich bedeckt. Dieſe Hau- fen werden dann zuweilen mit der Jauche angefeuchtet.
Oder aber man bringt auch etwas Stroh in den Stall, legt es zuweilen dem Viehe unter, plumpet zu der im Kanal befindlichen Materie noch Waſſer hinzu, zie- het das Stroh mittelſt einer Forke durch dieſe fluͤſſige Maſſe einige Male durch, und bringt es dann außer dem Stalle in Haufen. Zu dem uͤbrigen plumpt man noch mehr Waſſer hinzu, ruͤhrt es damit um, und laͤßt es dann durch geoͤfnete Kanaͤle in das Jauchenreſervoir abfließen. Auf dieſe Weiſe haͤlt man den feſten und mit Stroh ge- mengten Miſt von dem fluͤſſigen oder der ſogenannten Guͤlle ganz abgeſondert, und bedient ſich des einen oder des andern nach den Umſtaͤnden.
Der Guͤllenbehaͤlter ſind mehrere, und die Einrichtung der Kanaͤle iſt ſo gemacht, daß man bald den einen bald den andern anfuͤllen kann. Es muß naͤmlich die Guͤlle, um am vortheilhafteſten gebraucht zu werden, erſt einen gewiſſen Gaͤhrungs- oder Faͤulungsgrad uͤberſtanden haben, bis wohin man den Zutritt der friſchen Luft von ihr abhaͤlt, und ſie nur zuweilen einmal umruͤhrt. Auf das richtige Treffen dieſes Grades kommt, wie man verſichert, viel an. Die in ihren gerechten Zuſtand gekom- menen Behaͤlter werden nach einander ausgefahren, und dann wieder friſch angefuͤllt.
Die Lobeserhebungen, welche man von dieſer Methode in Hinſicht der Wirk- ſamkeit des Duͤngers macht, ſind ſehr groß, ſcheinen aber doch uͤbertrieben. Man
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Die Miſtduͤngung.
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ziehen muß, wenn es in gerader Richtung gegen den Futtergang ſtehen ſoll. Hin-
ter den Staͤnden iſt eine Vertiefung, die 1½ bis 2 Fuß niedriger iſt, wie der Stand.
In dieſe Vertiefung fallen dannn, wenn es anders gerade ſteht, der Miſt, und bei
den weiblichen Thieren auch der Urin. Das Vieh muß aber dabei ſo gedraͤngt ſtehen,
daß es beim Stehen und Liegen keine ſchraͤge Richtung annehmen kann, was es ſonſt
gewiß thun wird. Auch muß das Vieh ſehr daran gewoͤhnt ſeyn; ſonſt gleitet es mit
den Hinterbeinen von der betraͤchtlichen Hoͤhe in die Vertiefung herab, faͤllt und be-
ſchaͤdigt ſich an den Schienbeinen und Knien.
Bei allen dieſen Einrichtungen wird nun der Miſt verſchieden behandelt. Man
bringt entweder den conſiſtenten Miſt aus dem Stalle heraus, und ſchlaͤgt ihn mit
Stroh vermiſcht regulaͤr in Haufen zuſammen, und zwar ſo, daß der eigentliche Miſt
groͤßtentheils nach innen kommt, und das Stroh ihn aͤußerlich bedeckt. Dieſe Hau-
fen werden dann zuweilen mit der Jauche angefeuchtet.
Oder aber man bringt auch etwas Stroh in den Stall, legt es zuweilen dem
Viehe unter, plumpet zu der im Kanal befindlichen Materie noch Waſſer hinzu, zie-
het das Stroh mittelſt einer Forke durch dieſe fluͤſſige Maſſe einige Male durch, und
bringt es dann außer dem Stalle in Haufen. Zu dem uͤbrigen plumpt man noch mehr
Waſſer hinzu, ruͤhrt es damit um, und laͤßt es dann durch geoͤfnete Kanaͤle in das
Jauchenreſervoir abfließen. Auf dieſe Weiſe haͤlt man den feſten und mit Stroh ge-
mengten Miſt von dem fluͤſſigen oder der ſogenannten Guͤlle ganz abgeſondert, und
bedient ſich des einen oder des andern nach den Umſtaͤnden.
Der Guͤllenbehaͤlter ſind mehrere, und die Einrichtung der Kanaͤle iſt ſo gemacht,
daß man bald den einen bald den andern anfuͤllen kann. Es muß naͤmlich die Guͤlle,
um am vortheilhafteſten gebraucht zu werden, erſt einen gewiſſen Gaͤhrungs- oder
Faͤulungsgrad uͤberſtanden haben, bis wohin man den Zutritt der friſchen Luft von
ihr abhaͤlt, und ſie nur zuweilen einmal umruͤhrt. Auf das richtige Treffen dieſes
Grades kommt, wie man verſichert, viel an. Die in ihren gerechten Zuſtand gekom-
menen Behaͤlter werden nach einander ausgefahren, und dann wieder friſch angefuͤllt.
Die Lobeserhebungen, welche man von dieſer Methode in Hinſicht der Wirk-
ſamkeit des Duͤngers macht, ſind ſehr groß, ſcheinen aber doch uͤbertrieben. Man
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/262>, abgerufen am 16.06.2024.
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