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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Düngung mit thierischen Abfällen.
tel, welches ebenfalls mit Sparsamkeit nur als Kompost zur Obenaufdüngung ge-
braucht werden sollte.

Haare und
Wolle.
Die Haare und Wolle der Thiere sind der hornigen Substanz in ihren Be-
standtheilen gleich, sie zersetzen sich aber nicht so schnell, wenn sie nicht mit etwas
Kalk gemengt werden. Die wollenen Lappen und alte Hüthe werden in England
sorgfältig gesammelt, und als Dünger vertheilhaft verkauft. Man bringt sie in
Gruben mit etwas zwischen gestreuten Kalk zusammen, läßt sie vermodern, und
vermengt sie mit Erde. Ich finde in Youngs Annalen einige Beispiele angeführt,
wo man mit besonders großer Wirkung jede Setzkartoffel in einen wollenen Lappen
eingewickelt, und so gelegt hatte. Ein bekannter Deutscher, immer etwas enthu-
siastischer Schriftsteller gab den Rath, daß Jedermann seinen Huth, statt ihn
länger unnützer Weise auf dem Kopfe zu tragen, auf den Acker bringen solle,
woraus er in der Folge eine allgemeine Fruchtbarkeit und einen Ueberfluß von
Nahrungsmitteln ableitete. Gewiß ist es, daß wenn nur alles Abgetragene
zur Düngung gehörig benutzt würde, eine beträchtliche Produktion daraus hervor-
gehen könnte.

Altes Leder.Schuhe und altes Leder zergehen zwar an der Luft nicht leicht, werden aber
mit etwas Kalk bestreut ebenfalls in eine fruchtbare schleimige Masse zersetzt.

Fettgreven.Die Greven der Lichtzieher -- wenn sie nicht etwa schon unter die Seifen-
siederasche kommen -- geben ebenfalls eine sehr schätzbare Düngung, die aber
auch nur im Kompost und zur Ueberstreuung gebraucht werden muß.

Zuckererde.Endlich gehört auch der Abfall der Zuckersiedereien oder die Zuckererde, wel-
che größtentheils aus Blut, Schleimstoff und Kalk bestehet, zu den höchst wirk-
samen thierischen Düngungsmitteln, und man hat in Wirhschaften bei großen
Städten, wo man alle diese Abfälle haben konnte, keins in kleiner Masse wirk-
samer gefunden, wie dieses.

Alle diese Düngungsmittel haben nur die Nachbaren großer Städte und sehr
bevölkerte Gegenden voraus.


Vegetabilische

Duͤngung mit thieriſchen Abfaͤllen.
tel, welches ebenfalls mit Sparſamkeit nur als Kompoſt zur Obenaufduͤngung ge-
braucht werden ſollte.

Haare und
Wolle.
Die Haare und Wolle der Thiere ſind der hornigen Subſtanz in ihren Be-
ſtandtheilen gleich, ſie zerſetzen ſich aber nicht ſo ſchnell, wenn ſie nicht mit etwas
Kalk gemengt werden. Die wollenen Lappen und alte Huͤthe werden in England
ſorgfaͤltig geſammelt, und als Duͤnger vertheilhaft verkauft. Man bringt ſie in
Gruben mit etwas zwiſchen geſtreuten Kalk zuſammen, laͤßt ſie vermodern, und
vermengt ſie mit Erde. Ich finde in Youngs Annalen einige Beiſpiele angefuͤhrt,
wo man mit beſonders großer Wirkung jede Setzkartoffel in einen wollenen Lappen
eingewickelt, und ſo gelegt hatte. Ein bekannter Deutſcher, immer etwas enthu-
ſiaſtiſcher Schriftſteller gab den Rath, daß Jedermann ſeinen Huth, ſtatt ihn
laͤnger unnuͤtzer Weiſe auf dem Kopfe zu tragen, auf den Acker bringen ſolle,
woraus er in der Folge eine allgemeine Fruchtbarkeit und einen Ueberfluß von
Nahrungsmitteln ableitete. Gewiß iſt es, daß wenn nur alles Abgetragene
zur Duͤngung gehoͤrig benutzt wuͤrde, eine betraͤchtliche Produktion daraus hervor-
gehen koͤnnte.

Altes Leder.Schuhe und altes Leder zergehen zwar an der Luft nicht leicht, werden aber
mit etwas Kalk beſtreut ebenfalls in eine fruchtbare ſchleimige Maſſe zerſetzt.

Fettgreven.Die Greven der Lichtzieher — wenn ſie nicht etwa ſchon unter die Seifen-
ſiederaſche kommen — geben ebenfalls eine ſehr ſchaͤtzbare Duͤngung, die aber
auch nur im Kompoſt und zur Ueberſtreuung gebraucht werden muß.

Zuckererde.Endlich gehoͤrt auch der Abfall der Zuckerſiedereien oder die Zuckererde, wel-
che groͤßtentheils aus Blut, Schleimſtoff und Kalk beſtehet, zu den hoͤchſt wirk-
ſamen thieriſchen Duͤngungsmitteln, und man hat in Wirhſchaften bei großen
Staͤdten, wo man alle dieſe Abfaͤlle haben konnte, keins in kleiner Maſſe wirk-
ſamer gefunden, wie dieſes.

Alle dieſe Duͤngungsmittel haben nur die Nachbaren großer Staͤdte und ſehr
bevoͤlkerte Gegenden voraus.


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[224/0272] Duͤngung mit thieriſchen Abfaͤllen. tel, welches ebenfalls mit Sparſamkeit nur als Kompoſt zur Obenaufduͤngung ge- braucht werden ſollte. Die Haare und Wolle der Thiere ſind der hornigen Subſtanz in ihren Be- ſtandtheilen gleich, ſie zerſetzen ſich aber nicht ſo ſchnell, wenn ſie nicht mit etwas Kalk gemengt werden. Die wollenen Lappen und alte Huͤthe werden in England ſorgfaͤltig geſammelt, und als Duͤnger vertheilhaft verkauft. Man bringt ſie in Gruben mit etwas zwiſchen geſtreuten Kalk zuſammen, laͤßt ſie vermodern, und vermengt ſie mit Erde. Ich finde in Youngs Annalen einige Beiſpiele angefuͤhrt, wo man mit beſonders großer Wirkung jede Setzkartoffel in einen wollenen Lappen eingewickelt, und ſo gelegt hatte. Ein bekannter Deutſcher, immer etwas enthu- ſiaſtiſcher Schriftſteller gab den Rath, daß Jedermann ſeinen Huth, ſtatt ihn laͤnger unnuͤtzer Weiſe auf dem Kopfe zu tragen, auf den Acker bringen ſolle, woraus er in der Folge eine allgemeine Fruchtbarkeit und einen Ueberfluß von Nahrungsmitteln ableitete. Gewiß iſt es, daß wenn nur alles Abgetragene zur Duͤngung gehoͤrig benutzt wuͤrde, eine betraͤchtliche Produktion daraus hervor- gehen koͤnnte. Haare und Wolle. Schuhe und altes Leder zergehen zwar an der Luft nicht leicht, werden aber mit etwas Kalk beſtreut ebenfalls in eine fruchtbare ſchleimige Maſſe zerſetzt. Altes Leder. Die Greven der Lichtzieher — wenn ſie nicht etwa ſchon unter die Seifen- ſiederaſche kommen — geben ebenfalls eine ſehr ſchaͤtzbare Duͤngung, die aber auch nur im Kompoſt und zur Ueberſtreuung gebraucht werden muß. Fettgreven. Endlich gehoͤrt auch der Abfall der Zuckerſiedereien oder die Zuckererde, wel- che groͤßtentheils aus Blut, Schleimſtoff und Kalk beſtehet, zu den hoͤchſt wirk- ſamen thieriſchen Duͤngungsmitteln, und man hat in Wirhſchaften bei großen Staͤdten, wo man alle dieſe Abfaͤlle haben konnte, keins in kleiner Maſſe wirk- ſamer gefunden, wie dieſes. Zuckererde. Alle dieſe Duͤngungsmittel haben nur die Nachbaren großer Staͤdte und ſehr bevoͤlkerte Gegenden voraus. Vegetabiliſche

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/272>, abgerufen am 24.11.2024.