Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Verhältnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander.
einschließlich des Aufnehmens. Die Sätze der angeführten Kosten sind so be-
rechnet, daß man bei mäßigen Kornpreisen, den Scheffel Rocken a 11/3 Rthlr.,
auch in Ansehung der baaren Geldausgabe sicher reichet. Indessen gebe ich zu, daß
noch einige bestimmte Ausgaben, z. B. für den Wirthschafts-Aufseher und Auf-
seherinn, dann gewöhnlich einige Nebenausgaben hinzukommen, worauf es aber
hier bei der Vergleichung der Verhältnisse nicht ankommt. Auch steht ein
höheres Kapital im Inventarium, besonders des Viehes, welches sich aber durch
dessen Nutzung gewiß obendrein verzinest.

q. zeigt dann den reinen Ertrag der Wirthschaft an, nach dem Werthe
von 1 Scheffel Rocken. Wie dieses zu Gelde zu berechnen sey, muß jedem über-
lassen werden, da es von der Lokalität und von den Konjuncturen der Zeit ab-
hängt. Als Minimum kann man 1 Rthlr. annehmen.

Kleine Brüche sind bei der Berechnung mehrentheils weggelassen oder com-
pensirt worden, da es hier allein auf die Hauptresultate ankommt, und der
Ueberblick durch jene nur erschwert wird; es auch scheinen würde, als ob man hier
eine Genauigkeit affectiren wollte, die der Natur der Sache nach nicht statt
findet.

§. 397.

Wegen der Wirthschaftsarten, die hier angenommen sind, ist noch folgendesErklärung der
Wirthschafts-
arten.

zu bemerken:

No. 1. zeigt, daß eine einfache Dreifelderwirthschaft mit so wenigen
Wiesen
an allem Mangel leide, einen schlechten Ertrag gewähre, und pro-
gressiv herabsinke.

Da das Heu in einem so geringen Verhältnisse mit dem Stroh stehet, dieses
fast nur mit wässerigen Theilen angefüllt ist, und damit faulen kann, so bleibt es
zweifelhaft, ob wirklich so viel Dünger daraus erfolgt. Auf allen Fall ist er aber
strohigt und mager, folglich von weit geringerer Wirkung, und in der Hinsicht
ist der Körnerertrag vielleicht zu hoch angenommen.

No. 2. stellt ein jetzt sehr gewöhnliches Wirthschaftssystem dar. Man findet
es in dem größten Theile des jetzigen, von der Natur so sehr begünstigten König-
reichs Westphalen, und man könnte es daher das Nen-Westphälische
nennen. Auf dem fruchtbaren, merglichten, zum Theil humusreichen Boden

Zweiter Theil. B

Verhaͤltniſſe der Wirthſchaftsſyſteme gegen einander.
einſchließlich des Aufnehmens. Die Saͤtze der angefuͤhrten Koſten ſind ſo be-
rechnet, daß man bei maͤßigen Kornpreiſen, den Scheffel Rocken à 11/3 Rthlr.,
auch in Anſehung der baaren Geldausgabe ſicher reichet. Indeſſen gebe ich zu, daß
noch einige beſtimmte Ausgaben, z. B. fuͤr den Wirthſchafts-Aufſeher und Auf-
ſeherinn, dann gewoͤhnlich einige Nebenausgaben hinzukommen, worauf es aber
hier bei der Vergleichung der Verhaͤltniſſe nicht ankommt. Auch ſteht ein
hoͤheres Kapital im Inventarium, beſonders des Viehes, welches ſich aber durch
deſſen Nutzung gewiß obendrein verzineſt.

q. zeigt dann den reinen Ertrag der Wirthſchaft an, nach dem Werthe
von 1 Scheffel Rocken. Wie dieſes zu Gelde zu berechnen ſey, muß jedem uͤber-
laſſen werden, da es von der Lokalitaͤt und von den Konjuncturen der Zeit ab-
haͤngt. Als Minimum kann man 1 Rthlr. annehmen.

Kleine Bruͤche ſind bei der Berechnung mehrentheils weggelaſſen oder com-
penſirt worden, da es hier allein auf die Hauptreſultate ankommt, und der
Ueberblick durch jene nur erſchwert wird; es auch ſcheinen wuͤrde, als ob man hier
eine Genauigkeit affectiren wollte, die der Natur der Sache nach nicht ſtatt
findet.

§. 397.

Wegen der Wirthſchaftsarten, die hier angenommen ſind, iſt noch folgendesErklaͤrung der
Wirthſchafts-
arten.

zu bemerken:

No. 1. zeigt, daß eine einfache Dreifelderwirthſchaft mit ſo wenigen
Wieſen
an allem Mangel leide, einen ſchlechten Ertrag gewaͤhre, und pro-
greſſiv herabſinke.

Da das Heu in einem ſo geringen Verhaͤltniſſe mit dem Stroh ſtehet, dieſes
faſt nur mit waͤſſerigen Theilen angefuͤllt iſt, und damit faulen kann, ſo bleibt es
zweifelhaft, ob wirklich ſo viel Duͤnger daraus erfolgt. Auf allen Fall iſt er aber
ſtrohigt und mager, folglich von weit geringerer Wirkung, und in der Hinſicht
iſt der Koͤrnerertrag vielleicht zu hoch angenommen.

No. 2. ſtellt ein jetzt ſehr gewoͤhnliches Wirthſchaftsſyſtem dar. Man findet
es in dem groͤßten Theile des jetzigen, von der Natur ſo ſehr beguͤnſtigten Koͤnig-
reichs Weſtphalen, und man koͤnnte es daher das Nen-Weſtphaͤliſche
nennen. Auf dem fruchtbaren, merglichten, zum Theil humusreichen Boden

Zweiter Theil. B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0043" n="9"/><fw place="top" type="header">Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e der Wirth&#x017F;chafts&#x017F;y&#x017F;teme gegen einander.</fw><lb/>
ein&#x017F;chließlich des Aufnehmens. Die Sa&#x0364;tze der angefu&#x0364;hrten Ko&#x017F;ten &#x017F;ind &#x017F;o be-<lb/>
rechnet, daß man bei ma&#x0364;ßigen Kornprei&#x017F;en, den Scheffel Rocken <hi rendition="#aq">à</hi> 11/3 Rthlr.,<lb/>
auch in An&#x017F;ehung der baaren Geldausgabe &#x017F;icher reichet. Inde&#x017F;&#x017F;en gebe ich zu, daß<lb/>
noch einige be&#x017F;timmte Ausgaben, z. B. fu&#x0364;r den Wirth&#x017F;chafts-Auf&#x017F;eher und Auf-<lb/>
&#x017F;eherinn, dann gewo&#x0364;hnlich einige Nebenausgaben hinzukommen, worauf es aber<lb/>
hier bei der Vergleichung der Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e nicht ankommt. Auch &#x017F;teht ein<lb/>
ho&#x0364;heres Kapital im Inventarium, be&#x017F;onders des Viehes, welches &#x017F;ich aber durch<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Nutzung gewiß obendrein verzine&#x017F;t.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">q.</hi> zeigt dann den reinen Ertrag der Wirth&#x017F;chaft an, nach dem Werthe<lb/>
von 1 Scheffel Rocken. Wie die&#x017F;es zu Gelde zu berechnen &#x017F;ey, muß jedem u&#x0364;ber-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en werden, da es von der Lokalita&#x0364;t und von den Konjuncturen der Zeit ab-<lb/>
ha&#x0364;ngt. Als Minimum kann man 1 Rthlr. annehmen.</p><lb/>
            <p>Kleine Bru&#x0364;che &#x017F;ind bei der Berechnung mehrentheils weggela&#x017F;&#x017F;en oder com-<lb/>
pen&#x017F;irt worden, da es hier allein auf die Hauptre&#x017F;ultate ankommt, und der<lb/>
Ueberblick durch jene nur er&#x017F;chwert wird; es auch &#x017F;cheinen wu&#x0364;rde, als ob man hier<lb/>
eine Genauigkeit affectiren wollte, die der Natur der Sache nach nicht &#x017F;tatt<lb/>
findet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 397.</head><lb/>
            <p>Wegen der Wirth&#x017F;chaftsarten, die hier angenommen &#x017F;ind, i&#x017F;t noch folgendes<note place="right">Erkla&#x0364;rung der<lb/>
Wirth&#x017F;chafts-<lb/>
arten.</note><lb/>
zu bemerken:</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">No.</hi> 1. zeigt, daß eine einfache Dreifelderwirth&#x017F;chaft <hi rendition="#g">mit &#x017F;o wenigen<lb/>
Wie&#x017F;en</hi> an allem Mangel leide, einen &#x017F;chlechten Ertrag gewa&#x0364;hre, und pro-<lb/>
gre&#x017F;&#x017F;iv herab&#x017F;inke.</p><lb/>
            <p>Da das Heu in einem &#x017F;o geringen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e mit dem Stroh &#x017F;tehet, die&#x017F;es<lb/>
fa&#x017F;t nur mit wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erigen Theilen angefu&#x0364;llt i&#x017F;t, und damit faulen kann, &#x017F;o bleibt es<lb/>
zweifelhaft, ob wirklich &#x017F;o viel Du&#x0364;nger daraus erfolgt. Auf allen Fall i&#x017F;t er aber<lb/>
&#x017F;trohigt und mager, folglich von weit geringerer Wirkung, und in der Hin&#x017F;icht<lb/>
i&#x017F;t der Ko&#x0364;rnerertrag vielleicht zu hoch angenommen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">No.</hi> 2. &#x017F;tellt ein jetzt &#x017F;ehr gewo&#x0364;hnliches Wirth&#x017F;chafts&#x017F;y&#x017F;tem dar. Man findet<lb/>
es in dem gro&#x0364;ßten Theile des jetzigen, von der Natur &#x017F;o &#x017F;ehr begu&#x0364;n&#x017F;tigten Ko&#x0364;nig-<lb/>
reichs <hi rendition="#g">We&#x017F;tphalen</hi>, und man ko&#x0364;nnte es daher das <hi rendition="#g">Nen-We&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;che</hi><lb/>
nennen. Auf dem fruchtbaren, merglichten, zum Theil humusreichen Boden<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Zweiter Theil. B</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0043] Verhaͤltniſſe der Wirthſchaftsſyſteme gegen einander. einſchließlich des Aufnehmens. Die Saͤtze der angefuͤhrten Koſten ſind ſo be- rechnet, daß man bei maͤßigen Kornpreiſen, den Scheffel Rocken à 11/3 Rthlr., auch in Anſehung der baaren Geldausgabe ſicher reichet. Indeſſen gebe ich zu, daß noch einige beſtimmte Ausgaben, z. B. fuͤr den Wirthſchafts-Aufſeher und Auf- ſeherinn, dann gewoͤhnlich einige Nebenausgaben hinzukommen, worauf es aber hier bei der Vergleichung der Verhaͤltniſſe nicht ankommt. Auch ſteht ein hoͤheres Kapital im Inventarium, beſonders des Viehes, welches ſich aber durch deſſen Nutzung gewiß obendrein verzineſt. q. zeigt dann den reinen Ertrag der Wirthſchaft an, nach dem Werthe von 1 Scheffel Rocken. Wie dieſes zu Gelde zu berechnen ſey, muß jedem uͤber- laſſen werden, da es von der Lokalitaͤt und von den Konjuncturen der Zeit ab- haͤngt. Als Minimum kann man 1 Rthlr. annehmen. Kleine Bruͤche ſind bei der Berechnung mehrentheils weggelaſſen oder com- penſirt worden, da es hier allein auf die Hauptreſultate ankommt, und der Ueberblick durch jene nur erſchwert wird; es auch ſcheinen wuͤrde, als ob man hier eine Genauigkeit affectiren wollte, die der Natur der Sache nach nicht ſtatt findet. §. 397. Wegen der Wirthſchaftsarten, die hier angenommen ſind, iſt noch folgendes zu bemerken: Erklaͤrung der Wirthſchafts- arten. No. 1. zeigt, daß eine einfache Dreifelderwirthſchaft mit ſo wenigen Wieſen an allem Mangel leide, einen ſchlechten Ertrag gewaͤhre, und pro- greſſiv herabſinke. Da das Heu in einem ſo geringen Verhaͤltniſſe mit dem Stroh ſtehet, dieſes faſt nur mit waͤſſerigen Theilen angefuͤllt iſt, und damit faulen kann, ſo bleibt es zweifelhaft, ob wirklich ſo viel Duͤnger daraus erfolgt. Auf allen Fall iſt er aber ſtrohigt und mager, folglich von weit geringerer Wirkung, und in der Hinſicht iſt der Koͤrnerertrag vielleicht zu hoch angenommen. No. 2. ſtellt ein jetzt ſehr gewoͤhnliches Wirthſchaftsſyſtem dar. Man findet es in dem groͤßten Theile des jetzigen, von der Natur ſo ſehr beguͤnſtigten Koͤnig- reichs Weſtphalen, und man koͤnnte es daher das Nen-Weſtphaͤliſche nennen. Auf dem fruchtbaren, merglichten, zum Theil humusreichen Boden Zweiter Theil. B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/43
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/43>, abgerufen am 21.11.2024.