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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Uebergang in eine neue Wirthschaftsart.
durch diese Verfutterung der grünen Wicken eben so viel Dünger wieder, als man
darauf verwandt hatte, und hat nun, da der zu den Wicken untergebrachte Dün-
ger unverloren ist, doppelt so viel gedüngtes Land zur Winterung, als man ohne
selbige gehabt haben würde, wodurch dann der Strohmangel schon im 3ten Jahre
gehoben ist. Auch ist es in der Hinsicht rathsam, einen Theil des Sommerfeldes
mit Rocken zu bestellen, weil dieser mehr Stroh liefert.

Viele, welche zu dieser Wirthschaft übertreten wollten, haben den Anfang
damit gemacht, Kartoffeln in der Brache zu bauen, und diesen allen Dünger zu
widmen, oder die noch übrige Düngkraft des Ackers dazu zu verwenden. Da sie
nun nach selbigen keine Winterung oder doch nur mit schlechtem Erfolge bestellen
konnten, so verloren sie in diesem einträglichsten Getreide, und litten dann
im folgenden Jahre großen Mangel an Stroh. Deshalb betreibe man diesen
Bau ohne äußere Hülfsmittel durchaus nicht im ersten Jahre in irgend be-
trächtlicher Ausdehnung. Man suche nur so viel Wicken oder Wickengemenge,
wie möglich, im ersten Sommer zu bauen, um zureichende Sommerfutterung,
und wenn es seyn kann, noch ein überflüssiges zum Heu davon zu haben. Denn
diese Wicken sind im Gegensatze von den Kartoffeln eine vortreffliche Vorfrucht für
die Winterung.

In die gedüngte Winterung wird nun im Frühjahre Klee gesäet, von dem
man einige Beihülfe schon in diesem Nachsommer hoffen kann. Ferner wird es
sehr rathsam seyn, in die Stoppel der vorjährigen fetten Winterung, statt der
Sömmerung, wieder Rocken in die Stoppel zu säen. Sollte man auch im Werthe
des Ertrages gegen die Gerste sogar verlieren, wie doch nicht wahrscheinlich ist, so
gewinnt man um soviel mehr Stroh, und man ist nun dessentwegen völlig außer
Sorge.

Im zweiten Uebergangsjahre bauet man Wicken auf eben die Weise, und man
wird schon im Stande seyn, einen Theil eines andern Brachschlages zu Hackfrüch-
ten, sollten es auch größtentheils nur Rüben seyn, zu düngen. Da nun auch
schon ein Kleeschlag vorhanden ist, so wird man, wenn mäßige Einstreuung her-
beigeschaft werden kann, durch Hülfe der Stallfutterung vielleicht die ganze Brache
vor der Einsaat auszudüngen, im Stande seyn. Unter die gedüngte Winterung
ist wieder Klee gesäet.


E 2

Uebergang in eine neue Wirthſchaftsart.
durch dieſe Verfutterung der gruͤnen Wicken eben ſo viel Duͤnger wieder, als man
darauf verwandt hatte, und hat nun, da der zu den Wicken untergebrachte Duͤn-
ger unverloren iſt, doppelt ſo viel geduͤngtes Land zur Winterung, als man ohne
ſelbige gehabt haben wuͤrde, wodurch dann der Strohmangel ſchon im 3ten Jahre
gehoben iſt. Auch iſt es in der Hinſicht rathſam, einen Theil des Sommerfeldes
mit Rocken zu beſtellen, weil dieſer mehr Stroh liefert.

Viele, welche zu dieſer Wirthſchaft uͤbertreten wollten, haben den Anfang
damit gemacht, Kartoffeln in der Brache zu bauen, und dieſen allen Duͤnger zu
widmen, oder die noch uͤbrige Duͤngkraft des Ackers dazu zu verwenden. Da ſie
nun nach ſelbigen keine Winterung oder doch nur mit ſchlechtem Erfolge beſtellen
konnten, ſo verloren ſie in dieſem eintraͤglichſten Getreide, und litten dann
im folgenden Jahre großen Mangel an Stroh. Deshalb betreibe man dieſen
Bau ohne aͤußere Huͤlfsmittel durchaus nicht im erſten Jahre in irgend be-
traͤchtlicher Ausdehnung. Man ſuche nur ſo viel Wicken oder Wickengemenge,
wie moͤglich, im erſten Sommer zu bauen, um zureichende Sommerfutterung,
und wenn es ſeyn kann, noch ein uͤberfluͤſſiges zum Heu davon zu haben. Denn
dieſe Wicken ſind im Gegenſatze von den Kartoffeln eine vortreffliche Vorfrucht fuͤr
die Winterung.

In die geduͤngte Winterung wird nun im Fruͤhjahre Klee geſaͤet, von dem
man einige Beihuͤlfe ſchon in dieſem Nachſommer hoffen kann. Ferner wird es
ſehr rathſam ſeyn, in die Stoppel der vorjaͤhrigen fetten Winterung, ſtatt der
Soͤmmerung, wieder Rocken in die Stoppel zu ſaͤen. Sollte man auch im Werthe
des Ertrages gegen die Gerſte ſogar verlieren, wie doch nicht wahrſcheinlich iſt, ſo
gewinnt man um ſoviel mehr Stroh, und man iſt nun deſſentwegen voͤllig außer
Sorge.

Im zweiten Uebergangsjahre bauet man Wicken auf eben die Weiſe, und man
wird ſchon im Stande ſeyn, einen Theil eines andern Brachſchlages zu Hackfruͤch-
ten, ſollten es auch groͤßtentheils nur Ruͤben ſeyn, zu duͤngen. Da nun auch
ſchon ein Kleeſchlag vorhanden iſt, ſo wird man, wenn maͤßige Einſtreuung her-
beigeſchaft werden kann, durch Huͤlfe der Stallfutterung vielleicht die ganze Brache
vor der Einſaat auszuduͤngen, im Stande ſeyn. Unter die geduͤngte Winterung
iſt wieder Klee geſaͤet.


E 2
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[35/0071] Uebergang in eine neue Wirthſchaftsart. durch dieſe Verfutterung der gruͤnen Wicken eben ſo viel Duͤnger wieder, als man darauf verwandt hatte, und hat nun, da der zu den Wicken untergebrachte Duͤn- ger unverloren iſt, doppelt ſo viel geduͤngtes Land zur Winterung, als man ohne ſelbige gehabt haben wuͤrde, wodurch dann der Strohmangel ſchon im 3ten Jahre gehoben iſt. Auch iſt es in der Hinſicht rathſam, einen Theil des Sommerfeldes mit Rocken zu beſtellen, weil dieſer mehr Stroh liefert. Viele, welche zu dieſer Wirthſchaft uͤbertreten wollten, haben den Anfang damit gemacht, Kartoffeln in der Brache zu bauen, und dieſen allen Duͤnger zu widmen, oder die noch uͤbrige Duͤngkraft des Ackers dazu zu verwenden. Da ſie nun nach ſelbigen keine Winterung oder doch nur mit ſchlechtem Erfolge beſtellen konnten, ſo verloren ſie in dieſem eintraͤglichſten Getreide, und litten dann im folgenden Jahre großen Mangel an Stroh. Deshalb betreibe man dieſen Bau ohne aͤußere Huͤlfsmittel durchaus nicht im erſten Jahre in irgend be- traͤchtlicher Ausdehnung. Man ſuche nur ſo viel Wicken oder Wickengemenge, wie moͤglich, im erſten Sommer zu bauen, um zureichende Sommerfutterung, und wenn es ſeyn kann, noch ein uͤberfluͤſſiges zum Heu davon zu haben. Denn dieſe Wicken ſind im Gegenſatze von den Kartoffeln eine vortreffliche Vorfrucht fuͤr die Winterung. In die geduͤngte Winterung wird nun im Fruͤhjahre Klee geſaͤet, von dem man einige Beihuͤlfe ſchon in dieſem Nachſommer hoffen kann. Ferner wird es ſehr rathſam ſeyn, in die Stoppel der vorjaͤhrigen fetten Winterung, ſtatt der Soͤmmerung, wieder Rocken in die Stoppel zu ſaͤen. Sollte man auch im Werthe des Ertrages gegen die Gerſte ſogar verlieren, wie doch nicht wahrſcheinlich iſt, ſo gewinnt man um ſoviel mehr Stroh, und man iſt nun deſſentwegen voͤllig außer Sorge. Im zweiten Uebergangsjahre bauet man Wicken auf eben die Weiſe, und man wird ſchon im Stande ſeyn, einen Theil eines andern Brachſchlages zu Hackfruͤch- ten, ſollten es auch groͤßtentheils nur Ruͤben ſeyn, zu duͤngen. Da nun auch ſchon ein Kleeſchlag vorhanden iſt, ſo wird man, wenn maͤßige Einſtreuung her- beigeſchaft werden kann, durch Huͤlfe der Stallfutterung vielleicht die ganze Brache vor der Einſaat auszuduͤngen, im Stande ſeyn. Unter die geduͤngte Winterung iſt wieder Klee geſaͤet. E 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/71>, abgerufen am 24.11.2024.