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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Chemie der Erden.

Wir werden jetzt erst die unauflöslichen Kiesel- und Thon-Erden in ihrem che-
misch-reinen Zustande nach ihren Eigenschaften betrachten, dann zu den verschiedenen
Gemengen, die wir von ihnen in der Natur antreffen, übergehen. Sodann werden
wir von den kalischen Erden ebenfalls in ihrem reinen Zustande handeln, und darauf
das zusammengesetztere Gemenge aus jenen und diesen Erden betrachten, nachdem
wir vorher eine genauere Untersuchung der sogenannten Dammerde oder des Hu-
mus
angestellt haben. Alles, vorzüglich in Rücksicht auf den Gebrauch, den wir
in der Lehre von der Kenntniß des Bodens, vom Dünger und Vegetation davon
machen können, die sich sämmtlich nur auf diese chemisch-physikalische Lehre begrün-
den lassen.

Die Kieselerde.
§. 13.

Der Name derselben ist von dem Worte Kiesel entlehnt, der, so wie derDie Kieselerde
in ihrem rei-
nen Zustande.

Quarz, fast gänzlich aus derselben besteht, weshalb sie auch Quarzerde genannt
wird. Weil sie sich mit den Kalien zu Glase verbindet, ward sie auch glasartige
Erde genannt, und weil sie die älteren Chemiker als die ursprüngliche Erde ansahen,
und sie wirklich den, den Erden beigemessenen Charakter im eminenten Grade an sich
trägt, ward sie elementarische Erde genannt.

Sie findet sich auch von allen Erdarten am häufigsten in der Natur. Alle
harte, am Stahle Funken gebende Steine, die ungeheuren Gebirgsmassen von Gra-
nit, Porphyr, Gneus u. s. w., sammt den ausgebreiteten Sandmeeren, sind größten-
theils aus Kieselerde gebildet. Es giebt überhaupt wenig Stein- und Erdarten in
der Natur, die nicht mehr oder weniger Kieselerde enthielten. Auch die Pflanzen ent-
halten dieselbe, und lassen sie nach dem Verbrennen in ihrer Asche zurück. Besonders
reichhaltig sind die grasartigen Gewächse daran, und man findet sie in ihrer äußern
Haut zuweilen durch die Vegetationskraft abgesondert, und gewissermaßen krystalli-
sirt. Indessen findet sie sich so wenig wie andere Erden völlig rein in der Natur,
und selbst der Quarz, der größtentheils aus ihr besteht, hat noch Beimischungen von
Thonerde und Eisenoxyd.


Chemie der Erden.

Wir werden jetzt erſt die unaufloͤslichen Kieſel- und Thon-Erden in ihrem che-
miſch-reinen Zuſtande nach ihren Eigenſchaften betrachten, dann zu den verſchiedenen
Gemengen, die wir von ihnen in der Natur antreffen, uͤbergehen. Sodann werden
wir von den kaliſchen Erden ebenfalls in ihrem reinen Zuſtande handeln, und darauf
das zuſammengeſetztere Gemenge aus jenen und dieſen Erden betrachten, nachdem
wir vorher eine genauere Unterſuchung der ſogenannten Dammerde oder des Hu-
mus
angeſtellt haben. Alles, vorzuͤglich in Ruͤckſicht auf den Gebrauch, den wir
in der Lehre von der Kenntniß des Bodens, vom Duͤnger und Vegetation davon
machen koͤnnen, die ſich ſaͤmmtlich nur auf dieſe chemiſch-phyſikaliſche Lehre begruͤn-
den laſſen.

Die Kieſelerde.
§. 13.

Der Name derſelben iſt von dem Worte Kieſel entlehnt, der, ſo wie derDie Kieſelerde
in ihrem rei-
nen Zuſtande.

Quarz, faſt gaͤnzlich aus derſelben beſteht, weshalb ſie auch Quarzerde genannt
wird. Weil ſie ſich mit den Kalien zu Glaſe verbindet, ward ſie auch glasartige
Erde genannt, und weil ſie die aͤlteren Chemiker als die urſpruͤngliche Erde anſahen,
und ſie wirklich den, den Erden beigemeſſenen Charakter im eminenten Grade an ſich
traͤgt, ward ſie elementariſche Erde genannt.

Sie findet ſich auch von allen Erdarten am haͤufigſten in der Natur. Alle
harte, am Stahle Funken gebende Steine, die ungeheuren Gebirgsmaſſen von Gra-
nit, Porphyr, Gneus u. ſ. w., ſammt den ausgebreiteten Sandmeeren, ſind groͤßten-
theils aus Kieſelerde gebildet. Es giebt uͤberhaupt wenig Stein- und Erdarten in
der Natur, die nicht mehr oder weniger Kieſelerde enthielten. Auch die Pflanzen ent-
halten dieſelbe, und laſſen ſie nach dem Verbrennen in ihrer Aſche zuruͤck. Beſonders
reichhaltig ſind die grasartigen Gewaͤchſe daran, und man findet ſie in ihrer aͤußern
Haut zuweilen durch die Vegetationskraft abgeſondert, und gewiſſermaßen kryſtalli-
ſirt. Indeſſen findet ſie ſich ſo wenig wie andere Erden voͤllig rein in der Natur,
und ſelbſt der Quarz, der groͤßtentheils aus ihr beſteht, hat noch Beimiſchungen von
Thonerde und Eiſenoxyd.


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[53/0097] Chemie der Erden. Wir werden jetzt erſt die unaufloͤslichen Kieſel- und Thon-Erden in ihrem che- miſch-reinen Zuſtande nach ihren Eigenſchaften betrachten, dann zu den verſchiedenen Gemengen, die wir von ihnen in der Natur antreffen, uͤbergehen. Sodann werden wir von den kaliſchen Erden ebenfalls in ihrem reinen Zuſtande handeln, und darauf das zuſammengeſetztere Gemenge aus jenen und dieſen Erden betrachten, nachdem wir vorher eine genauere Unterſuchung der ſogenannten Dammerde oder des Hu- mus angeſtellt haben. Alles, vorzuͤglich in Ruͤckſicht auf den Gebrauch, den wir in der Lehre von der Kenntniß des Bodens, vom Duͤnger und Vegetation davon machen koͤnnen, die ſich ſaͤmmtlich nur auf dieſe chemiſch-phyſikaliſche Lehre begruͤn- den laſſen. Die Kieſelerde. §. 13. Der Name derſelben iſt von dem Worte Kieſel entlehnt, der, ſo wie der Quarz, faſt gaͤnzlich aus derſelben beſteht, weshalb ſie auch Quarzerde genannt wird. Weil ſie ſich mit den Kalien zu Glaſe verbindet, ward ſie auch glasartige Erde genannt, und weil ſie die aͤlteren Chemiker als die urſpruͤngliche Erde anſahen, und ſie wirklich den, den Erden beigemeſſenen Charakter im eminenten Grade an ſich traͤgt, ward ſie elementariſche Erde genannt. Die Kieſelerde in ihrem rei- nen Zuſtande. Sie findet ſich auch von allen Erdarten am haͤufigſten in der Natur. Alle harte, am Stahle Funken gebende Steine, die ungeheuren Gebirgsmaſſen von Gra- nit, Porphyr, Gneus u. ſ. w., ſammt den ausgebreiteten Sandmeeren, ſind groͤßten- theils aus Kieſelerde gebildet. Es giebt uͤberhaupt wenig Stein- und Erdarten in der Natur, die nicht mehr oder weniger Kieſelerde enthielten. Auch die Pflanzen ent- halten dieſelbe, und laſſen ſie nach dem Verbrennen in ihrer Aſche zuruͤck. Beſonders reichhaltig ſind die grasartigen Gewaͤchſe daran, und man findet ſie in ihrer aͤußern Haut zuweilen durch die Vegetationskraft abgeſondert, und gewiſſermaßen kryſtalli- ſirt. Indeſſen findet ſie ſich ſo wenig wie andere Erden voͤllig rein in der Natur, und ſelbſt der Quarz, der groͤßtentheils aus ihr beſteht, hat noch Beimiſchungen von Thonerde und Eiſenoxyd.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/97>, abgerufen am 24.11.2024.