Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.Die Kieselerde. §. 14. Nur durch die Kunst können wir sie chemisch rein und von allen Beimischungen be- §. 15. Verhalten ge- Auch ist die mechanische Anziehung der Kieselerde zum Wasser nur geringe. Sie §. 16. Gegen die Die Kieſelerde. §. 14. Nur durch die Kunſt koͤnnen wir ſie chemiſch rein und von allen Beimiſchungen be- §. 15. Verhalten ge- Auch iſt die mechaniſche Anziehung der Kieſelerde zum Waſſer nur geringe. Sie §. 16. Gegen die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0098" n="54"/> <fw place="top" type="header">Die Kieſelerde.</fw><lb/> <div n="3"> <head>§. 14.</head><lb/> <p>Nur durch die Kunſt koͤnnen wir ſie chemiſch rein und von allen Beimiſchungen be-<lb/> freit aus den Mineralien darſtellen. Sie erſcheint dann in der Form eines weißen,<lb/> ſehr ſeinen, dabei doch aber etwas hart anzufuͤhlenden Staubes, der ſich wenig an<lb/> die Finger haͤngt, und beim Druͤcken und Reiben ein etwas ſcharfes Gefuͤhl veran-<lb/> laßt. Sie iſt voͤllig geſchmack- und geruchlos. Im Feuer erleidet ſie durchaus keine<lb/> Veraͤnderung, und wie heftig dieſes auch ſeyn mag, ſie ſchmilzt nicht und wird nicht<lb/> verfluͤchtigt.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 15.</head><lb/> <p><note place="left">Verhalten ge-<lb/> gen das Waſ-<lb/> ſer.</note>Sie hat keine Verwandtſchaft zum Waſſer. Denn ohne ein Zwiſchenmittel hat<lb/> man nie das geringſte darin aufloͤſen koͤnnen. Vermengt man ſie damit, ſo ſenkt ſie<lb/> ſich bald daraus wieder ab, und laͤßt nichts aufgeloͤſt zuruͤck. Indeſſen haben wir<lb/> doch in der Natur einige Quellen, worin Kieſelerde ſich aufgeloͤſt befindet, und die<lb/> nach <hi rendition="#g">Bergmann’s</hi> und <hi rendition="#g">Klaproth’s</hi> genauen Unterſuchungen durchaus keine<lb/> andere Materie enthalten, welche eine Verbindung der Kieſelerde mit dem Waſſer<lb/> hervorgebracht haben koͤnnte, ſo daß wir bis jetzt nicht anzugeben wiſſen, wie die Na-<lb/> tur dieſelbe bewirkte. Die merkwuͤrdigſte iſt der <hi rendition="#g">Geyſer</hi> in Island, eine ſehr heiße<lb/> Quelle, die in ihrem Baſſin eine Rinde von Kieſelerde abſetzt, und Kryſtallen, Sta-<lb/> laktiten und Inkruſtationen bildet.</p><lb/> <p>Auch iſt die mechaniſche Anziehung der Kieſelerde zum Waſſer nur geringe. Sie<lb/> ſaugt beim Benetzen das Waſſer nicht begierig an, wird auch nicht teigigt und zu-<lb/> ſammenhaͤngend dadurch. Sie haͤlt hoͤchſtens die Haͤlfte ihres Gewichts davon an ſich,<lb/> ohne es tropfenweiſe fahren zu laſſen; auch laͤßt ſie es ſchnell verdunſten.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 16.</head><lb/> <p><note place="left">Gegen die<lb/> Saͤuren.</note>Vorzuͤglich unterſcheidet ſie ſich dadurch von den meiſten Koͤrpern, daß ſie von<lb/> keiner Saͤure, außer der einzigen Flußſpathſaͤure angegriffen und aufgeloͤſt wird.<lb/> Man kann die feine Kieſelerde mit Schwefel-, Salz- und Salpeterſaͤure ſieden, ohne<lb/> daß das geringſte davon aufgenommen wird. Nur in der Schmelzhitze vereinigt ſich<lb/> die feuerbeſtaͤndige Borax- und Phosphorſaͤure damit. Die einzige Flußſpathſaͤure<lb/> loͤſet ſie ſogar in Luftgeſtalt auf, und iſt faͤhig, dieſen ſo feuerbeſtaͤndigen Koͤrper mit<lb/> ſich zu verfluͤchtigen.</p> </div><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0098]
Die Kieſelerde.
§. 14.
Nur durch die Kunſt koͤnnen wir ſie chemiſch rein und von allen Beimiſchungen be-
freit aus den Mineralien darſtellen. Sie erſcheint dann in der Form eines weißen,
ſehr ſeinen, dabei doch aber etwas hart anzufuͤhlenden Staubes, der ſich wenig an
die Finger haͤngt, und beim Druͤcken und Reiben ein etwas ſcharfes Gefuͤhl veran-
laßt. Sie iſt voͤllig geſchmack- und geruchlos. Im Feuer erleidet ſie durchaus keine
Veraͤnderung, und wie heftig dieſes auch ſeyn mag, ſie ſchmilzt nicht und wird nicht
verfluͤchtigt.
§. 15.
Sie hat keine Verwandtſchaft zum Waſſer. Denn ohne ein Zwiſchenmittel hat
man nie das geringſte darin aufloͤſen koͤnnen. Vermengt man ſie damit, ſo ſenkt ſie
ſich bald daraus wieder ab, und laͤßt nichts aufgeloͤſt zuruͤck. Indeſſen haben wir
doch in der Natur einige Quellen, worin Kieſelerde ſich aufgeloͤſt befindet, und die
nach Bergmann’s und Klaproth’s genauen Unterſuchungen durchaus keine
andere Materie enthalten, welche eine Verbindung der Kieſelerde mit dem Waſſer
hervorgebracht haben koͤnnte, ſo daß wir bis jetzt nicht anzugeben wiſſen, wie die Na-
tur dieſelbe bewirkte. Die merkwuͤrdigſte iſt der Geyſer in Island, eine ſehr heiße
Quelle, die in ihrem Baſſin eine Rinde von Kieſelerde abſetzt, und Kryſtallen, Sta-
laktiten und Inkruſtationen bildet.
Verhalten ge-
gen das Waſ-
ſer.
Auch iſt die mechaniſche Anziehung der Kieſelerde zum Waſſer nur geringe. Sie
ſaugt beim Benetzen das Waſſer nicht begierig an, wird auch nicht teigigt und zu-
ſammenhaͤngend dadurch. Sie haͤlt hoͤchſtens die Haͤlfte ihres Gewichts davon an ſich,
ohne es tropfenweiſe fahren zu laſſen; auch laͤßt ſie es ſchnell verdunſten.
§. 16.
Vorzuͤglich unterſcheidet ſie ſich dadurch von den meiſten Koͤrpern, daß ſie von
keiner Saͤure, außer der einzigen Flußſpathſaͤure angegriffen und aufgeloͤſt wird.
Man kann die feine Kieſelerde mit Schwefel-, Salz- und Salpeterſaͤure ſieden, ohne
daß das geringſte davon aufgenommen wird. Nur in der Schmelzhitze vereinigt ſich
die feuerbeſtaͤndige Borax- und Phosphorſaͤure damit. Die einzige Flußſpathſaͤure
loͤſet ſie ſogar in Luftgeſtalt auf, und iſt faͤhig, dieſen ſo feuerbeſtaͤndigen Koͤrper mit
ſich zu verfluͤchtigen.
Gegen die
Saͤuren.
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