Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Befriedigungen. Einhägungen.
ist das Verfahren sehr richtig, wenn man die Hecken in dem Vorbereitungsjahre
zur Getreidesaat niederhauet, und als Holz benutzt; dann aber während der Zeit,
daß der Acker unter dem Pfluge steht, sie allmählig so weit heranwachsen läßt,
daß sie in dem ersten Weidejahre ihre Höhe wieder erlangt haben. Es gehört in-
dessen hierzu eine längere, mehrentheils zehn bis zwölfjährige Rotation.

Die Verschiedenheit der Meinungen, ob man größere oder kleinere Koppeln
machen solle, wird sich aus eben den Rücksichten entscheiden lassen. Größere
nämlich auf feuchtern oder hauptsächlich dem Getreidebau gewidmeten Feldern;
kleinere auf trocknem oder zur Viehweide bestimmten Boden.

§. 215.

Die Arten der Befriedigungen unterscheiden sich hauptsächlich in todteArten der Be-
friedigungen.

und lebendige.

Alle todte Befriedigungen stehen darin den lebendigen nach, daß sie mit der
Zeit immer schlechter werden; wogegen sich diese bei einiger Aufmerksamkeit im-
mer verbessern.

§. 216.

Die todten Befriedigungen sind:

1) Mauern. Sie können natürlich nur da verfertigt werden, wo manMauern.
dazu schickliche Steine im Ueberfluß hat.

Mit Mörtel aufgeführt findet man sie wohl nur selten um Ackerfeldern, son-
dern nur um Höfe und Gärten.

Dagegen kommen Mauern von Feldsteinen, sogenannte trockene Stein-
mauern, die mit Moos und Rasen verbunden sind, häufig vor. Wenn sie halt-
bar seyn sollen, so werden zum Theil dazu breite und flache Steine erfordert, die
gut aufeinander gelegt werden können, und die äußern Seiten der Mauer ausma-
chen müssen. Hat man zugleich einige lange Steine, welche durch die Dicke der
Mauer ganz durchgreifen, so bekommt sie eine desto größere Haltbarkeit. Zum
Ausfüllen der Mitte und der Zwischenräume kann man sich der runderen Steine
bedienen. Hat man wenig breite und flache Steine, so dürfen die Mauern we-
nigstens nicht hoch gemacht werden. Man belegt sie alsdann mit Rasen, und be-
pflanzt diesen mit Stachelbeer- oder Brombeer-Stauden, die recht gut darauf
fortkommen, ihre Wurzeln in die mit Erde ausgefüllten Zwischenräume hinein-

Dritter Theil. R

Befriedigungen. Einhaͤgungen.
iſt das Verfahren ſehr richtig, wenn man die Hecken in dem Vorbereitungsjahre
zur Getreideſaat niederhauet, und als Holz benutzt; dann aber waͤhrend der Zeit,
daß der Acker unter dem Pfluge ſteht, ſie allmaͤhlig ſo weit heranwachſen laͤßt,
daß ſie in dem erſten Weidejahre ihre Hoͤhe wieder erlangt haben. Es gehoͤrt in-
deſſen hierzu eine laͤngere, mehrentheils zehn bis zwoͤlfjaͤhrige Rotation.

Die Verſchiedenheit der Meinungen, ob man groͤßere oder kleinere Koppeln
machen ſolle, wird ſich aus eben den Ruͤckſichten entſcheiden laſſen. Groͤßere
naͤmlich auf feuchtern oder hauptſaͤchlich dem Getreidebau gewidmeten Feldern;
kleinere auf trocknem oder zur Viehweide beſtimmten Boden.

§. 215.

Die Arten der Befriedigungen unterſcheiden ſich hauptſaͤchlich in todteArten der Be-
friedigungen.

und lebendige.

Alle todte Befriedigungen ſtehen darin den lebendigen nach, daß ſie mit der
Zeit immer ſchlechter werden; wogegen ſich dieſe bei einiger Aufmerkſamkeit im-
mer verbeſſern.

§. 216.

Die todten Befriedigungen ſind:

1) Mauern. Sie koͤnnen natuͤrlich nur da verfertigt werden, wo manMauern.
dazu ſchickliche Steine im Ueberfluß hat.

Mit Moͤrtel aufgefuͤhrt findet man ſie wohl nur ſelten um Ackerfeldern, ſon-
dern nur um Hoͤfe und Gaͤrten.

Dagegen kommen Mauern von Feldſteinen, ſogenannte trockene Stein-
mauern, die mit Moos und Raſen verbunden ſind, haͤufig vor. Wenn ſie halt-
bar ſeyn ſollen, ſo werden zum Theil dazu breite und flache Steine erfordert, die
gut aufeinander gelegt werden koͤnnen, und die aͤußern Seiten der Mauer ausma-
chen muͤſſen. Hat man zugleich einige lange Steine, welche durch die Dicke der
Mauer ganz durchgreifen, ſo bekommt ſie eine deſto groͤßere Haltbarkeit. Zum
Ausfuͤllen der Mitte und der Zwiſchenraͤume kann man ſich der runderen Steine
bedienen. Hat man wenig breite und flache Steine, ſo duͤrfen die Mauern we-
nigſtens nicht hoch gemacht werden. Man belegt ſie alsdann mit Raſen, und be-
pflanzt dieſen mit Stachelbeer- oder Brombeer-Stauden, die recht gut darauf
fortkommen, ihre Wurzeln in die mit Erde ausgefuͤllten Zwiſchenraͤume hinein-

Dritter Theil. R
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0151" n="129"/><fw place="top" type="header">Befriedigungen. Einha&#x0364;gungen.</fw><lb/>
i&#x017F;t das Verfahren &#x017F;ehr richtig, wenn man die Hecken in dem Vorbereitungsjahre<lb/>
zur Getreide&#x017F;aat niederhauet, und als Holz benutzt; dann aber wa&#x0364;hrend der Zeit,<lb/>
daß der Acker unter dem Pfluge &#x017F;teht, &#x017F;ie allma&#x0364;hlig &#x017F;o weit heranwach&#x017F;en la&#x0364;ßt,<lb/>
daß &#x017F;ie in dem er&#x017F;ten Weidejahre ihre Ho&#x0364;he wieder erlangt haben. Es geho&#x0364;rt in-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en hierzu eine la&#x0364;ngere, mehrentheils zehn bis zwo&#x0364;lfja&#x0364;hrige Rotation.</p><lb/>
              <p>Die Ver&#x017F;chiedenheit der Meinungen, ob man gro&#x0364;ßere oder kleinere Koppeln<lb/>
machen &#x017F;olle, wird &#x017F;ich aus eben den Ru&#x0364;ck&#x017F;ichten ent&#x017F;cheiden la&#x017F;&#x017F;en. Gro&#x0364;ßere<lb/>
na&#x0364;mlich auf feuchtern oder haupt&#x017F;a&#x0364;chlich dem Getreidebau gewidmeten Feldern;<lb/>
kleinere auf trocknem oder zur Viehweide be&#x017F;timmten Boden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 215.</head><lb/>
              <p>Die Arten der Befriedigungen unter&#x017F;cheiden &#x017F;ich haupt&#x017F;a&#x0364;chlich in <hi rendition="#g">todte</hi><note place="right">Arten der Be-<lb/>
friedigungen.</note><lb/>
und <hi rendition="#g">lebendige</hi>.</p><lb/>
              <p>Alle todte Befriedigungen &#x017F;tehen darin den lebendigen nach, daß &#x017F;ie mit der<lb/>
Zeit immer &#x017F;chlechter werden; wogegen &#x017F;ich die&#x017F;e bei einiger Aufmerk&#x017F;amkeit im-<lb/>
mer verbe&#x017F;&#x017F;ern.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 216.</head><lb/>
              <p>Die todten Befriedigungen &#x017F;ind:</p><lb/>
              <p>1) <hi rendition="#g">Mauern</hi>. Sie ko&#x0364;nnen natu&#x0364;rlich nur da verfertigt werden, wo man<note place="right">Mauern.</note><lb/>
dazu &#x017F;chickliche Steine im Ueberfluß hat.</p><lb/>
              <p>Mit Mo&#x0364;rtel aufgefu&#x0364;hrt findet man &#x017F;ie wohl nur &#x017F;elten um Ackerfeldern, &#x017F;on-<lb/>
dern nur um Ho&#x0364;fe und Ga&#x0364;rten.</p><lb/>
              <p>Dagegen kommen Mauern von Feld&#x017F;teinen, &#x017F;ogenannte trockene Stein-<lb/>
mauern, die mit Moos und Ra&#x017F;en verbunden &#x017F;ind, ha&#x0364;ufig vor. Wenn &#x017F;ie halt-<lb/>
bar &#x017F;eyn &#x017F;ollen, &#x017F;o werden zum Theil dazu breite und flache Steine erfordert, die<lb/>
gut aufeinander gelegt werden ko&#x0364;nnen, und die a&#x0364;ußern Seiten der Mauer ausma-<lb/>
chen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Hat man zugleich einige lange Steine, welche durch die Dicke der<lb/>
Mauer ganz durchgreifen, &#x017F;o bekommt &#x017F;ie eine de&#x017F;to gro&#x0364;ßere Haltbarkeit. Zum<lb/>
Ausfu&#x0364;llen der Mitte und der Zwi&#x017F;chenra&#x0364;ume kann man &#x017F;ich der runderen Steine<lb/>
bedienen. Hat man wenig breite und flache Steine, &#x017F;o du&#x0364;rfen die Mauern we-<lb/>
nig&#x017F;tens nicht hoch gemacht werden. Man belegt &#x017F;ie alsdann mit Ra&#x017F;en, und be-<lb/>
pflanzt die&#x017F;en mit Stachelbeer- oder Brombeer-Stauden, die recht gut darauf<lb/>
fortkommen, ihre Wurzeln in die mit Erde ausgefu&#x0364;llten Zwi&#x017F;chenra&#x0364;ume hinein-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Dritter Theil. R</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0151] Befriedigungen. Einhaͤgungen. iſt das Verfahren ſehr richtig, wenn man die Hecken in dem Vorbereitungsjahre zur Getreideſaat niederhauet, und als Holz benutzt; dann aber waͤhrend der Zeit, daß der Acker unter dem Pfluge ſteht, ſie allmaͤhlig ſo weit heranwachſen laͤßt, daß ſie in dem erſten Weidejahre ihre Hoͤhe wieder erlangt haben. Es gehoͤrt in- deſſen hierzu eine laͤngere, mehrentheils zehn bis zwoͤlfjaͤhrige Rotation. Die Verſchiedenheit der Meinungen, ob man groͤßere oder kleinere Koppeln machen ſolle, wird ſich aus eben den Ruͤckſichten entſcheiden laſſen. Groͤßere naͤmlich auf feuchtern oder hauptſaͤchlich dem Getreidebau gewidmeten Feldern; kleinere auf trocknem oder zur Viehweide beſtimmten Boden. §. 215. Die Arten der Befriedigungen unterſcheiden ſich hauptſaͤchlich in todte und lebendige. Arten der Be- friedigungen. Alle todte Befriedigungen ſtehen darin den lebendigen nach, daß ſie mit der Zeit immer ſchlechter werden; wogegen ſich dieſe bei einiger Aufmerkſamkeit im- mer verbeſſern. §. 216. Die todten Befriedigungen ſind: 1) Mauern. Sie koͤnnen natuͤrlich nur da verfertigt werden, wo man dazu ſchickliche Steine im Ueberfluß hat. Mauern. Mit Moͤrtel aufgefuͤhrt findet man ſie wohl nur ſelten um Ackerfeldern, ſon- dern nur um Hoͤfe und Gaͤrten. Dagegen kommen Mauern von Feldſteinen, ſogenannte trockene Stein- mauern, die mit Moos und Raſen verbunden ſind, haͤufig vor. Wenn ſie halt- bar ſeyn ſollen, ſo werden zum Theil dazu breite und flache Steine erfordert, die gut aufeinander gelegt werden koͤnnen, und die aͤußern Seiten der Mauer ausma- chen muͤſſen. Hat man zugleich einige lange Steine, welche durch die Dicke der Mauer ganz durchgreifen, ſo bekommt ſie eine deſto groͤßere Haltbarkeit. Zum Ausfuͤllen der Mitte und der Zwiſchenraͤume kann man ſich der runderen Steine bedienen. Hat man wenig breite und flache Steine, ſo duͤrfen die Mauern we- nigſtens nicht hoch gemacht werden. Man belegt ſie alsdann mit Raſen, und be- pflanzt dieſen mit Stachelbeer- oder Brombeer-Stauden, die recht gut darauf fortkommen, ihre Wurzeln in die mit Erde ausgefuͤllten Zwiſchenraͤume hinein- Dritter Theil. R

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/151
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/151>, abgerufen am 21.11.2024.