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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Abwässerung.
§. 236.

Es ist nun gleich, ob solche Wasserbehälter und ihre Auslässe auf der OberflächeUnterirdische
Wasserbehäl-
ter.

des Bodens offen vor unsern Augen als Seen oder Teiche liegen, oder in der Tiefe,
beträchtlich unter der Oberfläche und mit derselben bedeckt.

Auch ist es gleich, ob diese Wasserbehälter und Auslässe leere Höhlungen sind,
und nichts wie Wasser enthalten, oder aber mit porösen Erd oder Steinarten angefüllt
sind, welche das Wasser in ihren Spalten und Poren aufnehmen und durchlassen.
Der ganze Unterschied besteht nur darin, daß letztere weniger Wasser fassen, und das
Wasser nicht ganz so frei und so schnell abfließen lassen, als wenn sie leer wären.
Sie müssen es jedoch durch den Druck und den Zufluß des höheren Wassers, womit
sie in Verbindung stehen, durchaus ausfließen lassen. Und wenn ein höher liegender
Wasserbehälter mit einem niedriger liegenden mittelst einer durchlassenden Röhre oder,
was einerley ist, mittelst einer Lage von durchlassender Erde in Verbindung steht, so
erhält letzterer von erstern Zufluß und Druck, bis das Wasser in beiden, wie in zwei
kommunizirenden Röhren, in einer Horizontallinie oder im Niveau steht.

An diese allgemeinen und Jedermann bekannten Sätze mußte ich zuvor erinnern,
um ohne Weitläuftigkeit in dem Folgenden verstanden zu werden.

§. 237.

Ich wende mich jetzt erst zu den Rücksichten und Vorkehrungen, die man beiWahrneh-
mung des
Niveau's.

jeder Ableitung des schädlichen Wassers zu nehmen und zu treffen hat.

Bei jeder Abwässerung ist vor allem eine genaue Ausmittelung des Niveau's
oder der Höhe des Punkts, wo das abzuleitende Wasser steht, dann der Höhe desje-
nigen, wo man es hinführen will, und endlich aller dazwischen liegenden Punkte der
Erdoberfläche, wo man es hindurchführen will, nöthig. Dieses zu finden lehrt die
Nivellirkunst.

Eine zweckmäßige und für den Landwirth völlig genügende Anweisung dazu ist
Gilly's praktische Anleitung zur Anwendung des Nivellirens
oder Wasserwägens in den bei der Landeskultur vorkommenden
gewöhnlichsten Fällen,
Berlin 1804.

§. 238.

Das Wasser wird gewöhnlich durch Gräben abgeleitet. In Ansehung ihresGräben.
Zwecks und ihrer Wirkung unterscheiden sich diese:


T 2
Abwaͤſſerung.
§. 236.

Es iſt nun gleich, ob ſolche Waſſerbehaͤlter und ihre Auslaͤſſe auf der OberflaͤcheUnterirdiſche
Waſſerbehaͤl-
ter.

des Bodens offen vor unſern Augen als Seen oder Teiche liegen, oder in der Tiefe,
betraͤchtlich unter der Oberflaͤche und mit derſelben bedeckt.

Auch iſt es gleich, ob dieſe Waſſerbehaͤlter und Auslaͤſſe leere Hoͤhlungen ſind,
und nichts wie Waſſer enthalten, oder aber mit poroͤſen Erd oder Steinarten angefuͤllt
ſind, welche das Waſſer in ihren Spalten und Poren aufnehmen und durchlaſſen.
Der ganze Unterſchied beſteht nur darin, daß letztere weniger Waſſer faſſen, und das
Waſſer nicht ganz ſo frei und ſo ſchnell abfließen laſſen, als wenn ſie leer waͤren.
Sie muͤſſen es jedoch durch den Druck und den Zufluß des hoͤheren Waſſers, womit
ſie in Verbindung ſtehen, durchaus ausfließen laſſen. Und wenn ein hoͤher liegender
Waſſerbehaͤlter mit einem niedriger liegenden mittelſt einer durchlaſſenden Roͤhre oder,
was einerley iſt, mittelſt einer Lage von durchlaſſender Erde in Verbindung ſteht, ſo
erhaͤlt letzterer von erſtern Zufluß und Druck, bis das Waſſer in beiden, wie in zwei
kommunizirenden Roͤhren, in einer Horizontallinie oder im Niveau ſteht.

An dieſe allgemeinen und Jedermann bekannten Saͤtze mußte ich zuvor erinnern,
um ohne Weitlaͤuftigkeit in dem Folgenden verſtanden zu werden.

§. 237.

Ich wende mich jetzt erſt zu den Ruͤckſichten und Vorkehrungen, die man beiWahrneh-
mung des
Niveau’s.

jeder Ableitung des ſchaͤdlichen Waſſers zu nehmen und zu treffen hat.

Bei jeder Abwaͤſſerung iſt vor allem eine genaue Ausmittelung des Niveau’s
oder der Hoͤhe des Punkts, wo das abzuleitende Waſſer ſteht, dann der Hoͤhe desje-
nigen, wo man es hinfuͤhren will, und endlich aller dazwiſchen liegenden Punkte der
Erdoberflaͤche, wo man es hindurchfuͤhren will, noͤthig. Dieſes zu finden lehrt die
Nivellirkunſt.

Eine zweckmaͤßige und fuͤr den Landwirth voͤllig genuͤgende Anweiſung dazu iſt
Gilly’s praktiſche Anleitung zur Anwendung des Nivellirens
oder Waſſerwaͤgens in den bei der Landeskultur vorkommenden
gewoͤhnlichſten Faͤllen,
Berlin 1804.

§. 238.

Das Waſſer wird gewoͤhnlich durch Graͤben abgeleitet. In Anſehung ihresGraͤben.
Zwecks und ihrer Wirkung unterſcheiden ſich dieſe:


T 2
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[147/0169] Abwaͤſſerung. §. 236. Es iſt nun gleich, ob ſolche Waſſerbehaͤlter und ihre Auslaͤſſe auf der Oberflaͤche des Bodens offen vor unſern Augen als Seen oder Teiche liegen, oder in der Tiefe, betraͤchtlich unter der Oberflaͤche und mit derſelben bedeckt. Unterirdiſche Waſſerbehaͤl- ter. Auch iſt es gleich, ob dieſe Waſſerbehaͤlter und Auslaͤſſe leere Hoͤhlungen ſind, und nichts wie Waſſer enthalten, oder aber mit poroͤſen Erd oder Steinarten angefuͤllt ſind, welche das Waſſer in ihren Spalten und Poren aufnehmen und durchlaſſen. Der ganze Unterſchied beſteht nur darin, daß letztere weniger Waſſer faſſen, und das Waſſer nicht ganz ſo frei und ſo ſchnell abfließen laſſen, als wenn ſie leer waͤren. Sie muͤſſen es jedoch durch den Druck und den Zufluß des hoͤheren Waſſers, womit ſie in Verbindung ſtehen, durchaus ausfließen laſſen. Und wenn ein hoͤher liegender Waſſerbehaͤlter mit einem niedriger liegenden mittelſt einer durchlaſſenden Roͤhre oder, was einerley iſt, mittelſt einer Lage von durchlaſſender Erde in Verbindung ſteht, ſo erhaͤlt letzterer von erſtern Zufluß und Druck, bis das Waſſer in beiden, wie in zwei kommunizirenden Roͤhren, in einer Horizontallinie oder im Niveau ſteht. An dieſe allgemeinen und Jedermann bekannten Saͤtze mußte ich zuvor erinnern, um ohne Weitlaͤuftigkeit in dem Folgenden verſtanden zu werden. §. 237. Ich wende mich jetzt erſt zu den Ruͤckſichten und Vorkehrungen, die man bei jeder Ableitung des ſchaͤdlichen Waſſers zu nehmen und zu treffen hat. Wahrneh- mung des Niveau’s. Bei jeder Abwaͤſſerung iſt vor allem eine genaue Ausmittelung des Niveau’s oder der Hoͤhe des Punkts, wo das abzuleitende Waſſer ſteht, dann der Hoͤhe desje- nigen, wo man es hinfuͤhren will, und endlich aller dazwiſchen liegenden Punkte der Erdoberflaͤche, wo man es hindurchfuͤhren will, noͤthig. Dieſes zu finden lehrt die Nivellirkunſt. Eine zweckmaͤßige und fuͤr den Landwirth voͤllig genuͤgende Anweiſung dazu iſt Gilly’s praktiſche Anleitung zur Anwendung des Nivellirens oder Waſſerwaͤgens in den bei der Landeskultur vorkommenden gewoͤhnlichſten Faͤllen, Berlin 1804. §. 238. Das Waſſer wird gewoͤhnlich durch Graͤben abgeleitet. In Anſehung ihres Zwecks und ihrer Wirkung unterſcheiden ſich dieſe: Graͤben. T 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/169>, abgerufen am 24.11.2024.