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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Abwässerung.
kalten und wassergalligen Boden oft in einem oder zwei Jahren. Nach richtiger
Anlegung derselben kann der Acker völlig eben gehalten, wechselsweise nach allen
Richtungen und fast bei jeder Witterung und zu jeder Jahreszeit bearbeitet werden,
und wird nie an überflüssiger Nässe leiden. Ich vindizire den gewiß ursprünglich
deutschen Namen Unterdrains wieder für diese Wasserzüge.

§. 246.

Bei der Anlegung derselben ist nun Folgendes hauptsächlich zu beobachten:Anlegung der
Unterdrains.

Bei einem abhängigen Felde dürfen sie, wenn sie gehörige Wirkung thun
sollen, nie in der Richtung des Abhanges gelegt werden, sondern müssen solchen
quer durchschneiden, weil sie sonst das herunterziehende Wasser nicht sämmtlich
auffangen würden. In ihrer diagonalen Richtung müssen sie nach ihrem
Auslerungspunkte einiges, aber sehr geringes Gefälle haben, auf 10 Ruthen nicht
mehr als höchstens einen Zoll, weil sie sich bei einem stärkern Gefälle leichter ver-
stopfen. Daß man sich nicht nach der unebenen Oberfläche richten darf, sondern
die Horizontallinie der Sohle wahrnehmen muß, versteht sich von selbst.

Man giebt ihnen ihren Ausfluß am besten in einem offenen Ableitungsgraben,
und versieht jenen mit eingetriebenen Pfählen, damit er nicht einsinke und jederzeit
erkannt werde. Zuweilen läßt man mehrere Unterdrains in einem Hauptunter-
drain
zusammenkommen. Wo möglich ist dieses aber zu vermeiden, weil sie sich
dann leichter verstopfen, und man die Stelle der Verstopfung nicht so leicht entdeckt.

Der Ableitungsgraben muß durchaus ein solches Gefälle haben, daß sein
Wasser nie bis zur Höhe der Ausflüsse heraufstauet.

Sie werden in verschiedener Tiefe angelegt. Wenn ein undurchlassender Un-
tergrund unter dem porösen Boden liegt, so müssen sie bis in jenem hineindrin-
gen, und der eigentliche Wasserzug muß darin zu liegen kommen. Findet sich das
Thonlager flach, so ist es genug, wenn der Zug nur eine Bedeckung von 12 Zoll,
oder wenn die Oberfläche schon ziemlich bindend ist, nur von 10 Zoll Erde be-
komme, vorausgesetzt, daß man nicht über 6 Zoll tief pflügen will. Bei loserem
Boden muß die Bedeckung 18 Zoll, zuweilen 24 Zoll ausmachen. Auch ändert
sich diese Tiefe natürlich, wo der Drain durch eine Anhöhe, die man jedoch mög-
lichst zu vermeiden sucht, gehet. Der eigentliche offene Zug braucht nur 9 bis
10 Zoll tief zu seyn.


U 2

Abwaͤſſerung.
kalten und waſſergalligen Boden oft in einem oder zwei Jahren. Nach richtiger
Anlegung derſelben kann der Acker voͤllig eben gehalten, wechſelsweiſe nach allen
Richtungen und faſt bei jeder Witterung und zu jeder Jahreszeit bearbeitet werden,
und wird nie an uͤberfluͤſſiger Naͤſſe leiden. Ich vindizire den gewiß urſpruͤnglich
deutſchen Namen Unterdrains wieder fuͤr dieſe Waſſerzuͤge.

§. 246.

Bei der Anlegung derſelben iſt nun Folgendes hauptſaͤchlich zu beobachten:Anlegung der
Unterdrains.

Bei einem abhaͤngigen Felde duͤrfen ſie, wenn ſie gehoͤrige Wirkung thun
ſollen, nie in der Richtung des Abhanges gelegt werden, ſondern muͤſſen ſolchen
quer durchſchneiden, weil ſie ſonſt das herunterziehende Waſſer nicht ſaͤmmtlich
auffangen wuͤrden. In ihrer diagonalen Richtung muͤſſen ſie nach ihrem
Auslerungspunkte einiges, aber ſehr geringes Gefaͤlle haben, auf 10 Ruthen nicht
mehr als hoͤchſtens einen Zoll, weil ſie ſich bei einem ſtaͤrkern Gefaͤlle leichter ver-
ſtopfen. Daß man ſich nicht nach der unebenen Oberflaͤche richten darf, ſondern
die Horizontallinie der Sohle wahrnehmen muß, verſteht ſich von ſelbſt.

Man giebt ihnen ihren Ausfluß am beſten in einem offenen Ableitungsgraben,
und verſieht jenen mit eingetriebenen Pfaͤhlen, damit er nicht einſinke und jederzeit
erkannt werde. Zuweilen laͤßt man mehrere Unterdrains in einem Hauptunter-
drain
zuſammenkommen. Wo moͤglich iſt dieſes aber zu vermeiden, weil ſie ſich
dann leichter verſtopfen, und man die Stelle der Verſtopfung nicht ſo leicht entdeckt.

Der Ableitungsgraben muß durchaus ein ſolches Gefaͤlle haben, daß ſein
Waſſer nie bis zur Hoͤhe der Ausfluͤſſe heraufſtauet.

Sie werden in verſchiedener Tiefe angelegt. Wenn ein undurchlaſſender Un-
tergrund unter dem poroͤſen Boden liegt, ſo muͤſſen ſie bis in jenem hineindrin-
gen, und der eigentliche Waſſerzug muß darin zu liegen kommen. Findet ſich das
Thonlager flach, ſo iſt es genug, wenn der Zug nur eine Bedeckung von 12 Zoll,
oder wenn die Oberflaͤche ſchon ziemlich bindend iſt, nur von 10 Zoll Erde be-
komme, vorausgeſetzt, daß man nicht uͤber 6 Zoll tief pfluͤgen will. Bei loſerem
Boden muß die Bedeckung 18 Zoll, zuweilen 24 Zoll ausmachen. Auch aͤndert
ſich dieſe Tiefe natuͤrlich, wo der Drain durch eine Anhoͤhe, die man jedoch moͤg-
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10 Zoll tief zu ſeyn.


U 2
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[155/0177] Abwaͤſſerung. kalten und waſſergalligen Boden oft in einem oder zwei Jahren. Nach richtiger Anlegung derſelben kann der Acker voͤllig eben gehalten, wechſelsweiſe nach allen Richtungen und faſt bei jeder Witterung und zu jeder Jahreszeit bearbeitet werden, und wird nie an uͤberfluͤſſiger Naͤſſe leiden. Ich vindizire den gewiß urſpruͤnglich deutſchen Namen Unterdrains wieder fuͤr dieſe Waſſerzuͤge. §. 246. Bei der Anlegung derſelben iſt nun Folgendes hauptſaͤchlich zu beobachten: Anlegung der Unterdrains. Bei einem abhaͤngigen Felde duͤrfen ſie, wenn ſie gehoͤrige Wirkung thun ſollen, nie in der Richtung des Abhanges gelegt werden, ſondern muͤſſen ſolchen quer durchſchneiden, weil ſie ſonſt das herunterziehende Waſſer nicht ſaͤmmtlich auffangen wuͤrden. In ihrer diagonalen Richtung muͤſſen ſie nach ihrem Auslerungspunkte einiges, aber ſehr geringes Gefaͤlle haben, auf 10 Ruthen nicht mehr als hoͤchſtens einen Zoll, weil ſie ſich bei einem ſtaͤrkern Gefaͤlle leichter ver- ſtopfen. Daß man ſich nicht nach der unebenen Oberflaͤche richten darf, ſondern die Horizontallinie der Sohle wahrnehmen muß, verſteht ſich von ſelbſt. Man giebt ihnen ihren Ausfluß am beſten in einem offenen Ableitungsgraben, und verſieht jenen mit eingetriebenen Pfaͤhlen, damit er nicht einſinke und jederzeit erkannt werde. Zuweilen laͤßt man mehrere Unterdrains in einem Hauptunter- drain zuſammenkommen. Wo moͤglich iſt dieſes aber zu vermeiden, weil ſie ſich dann leichter verſtopfen, und man die Stelle der Verſtopfung nicht ſo leicht entdeckt. Der Ableitungsgraben muß durchaus ein ſolches Gefaͤlle haben, daß ſein Waſſer nie bis zur Hoͤhe der Ausfluͤſſe heraufſtauet. Sie werden in verſchiedener Tiefe angelegt. Wenn ein undurchlaſſender Un- tergrund unter dem poroͤſen Boden liegt, ſo muͤſſen ſie bis in jenem hineindrin- gen, und der eigentliche Waſſerzug muß darin zu liegen kommen. Findet ſich das Thonlager flach, ſo iſt es genug, wenn der Zug nur eine Bedeckung von 12 Zoll, oder wenn die Oberflaͤche ſchon ziemlich bindend iſt, nur von 10 Zoll Erde be- komme, vorausgeſetzt, daß man nicht uͤber 6 Zoll tief pfluͤgen will. Bei loſerem Boden muß die Bedeckung 18 Zoll, zuweilen 24 Zoll ausmachen. Auch aͤndert ſich dieſe Tiefe natuͤrlich, wo der Drain durch eine Anhoͤhe, die man jedoch moͤg- lichſt zu vermeiden ſucht, gehet. Der eigentliche offene Zug braucht nur 9 bis 10 Zoll tief zu ſeyn. U 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/177>, abgerufen am 21.11.2024.