Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.Der Wiesenbau. Schwieriger ist das Ebnen veralteter bewachsener Maulwurfs- oder Ameisen- §. 332. Aufbruch der Man muß zuvörderst unterscheiden, ob man diesen Aufbruch bloß der Wiese In letzterem Falle richtet man auf Boden, der zu Wiesen und zu Ackerland Der Wieſenbau. Schwieriger iſt das Ebnen veralteter bewachſener Maulwurfs- oder Ameiſen- §. 332. Aufbruch der Man muß zuvoͤrderſt unterſcheiden, ob man dieſen Aufbruch bloß der Wieſe In letzterem Falle richtet man auf Boden, der zu Wieſen und zu Ackerland <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0264" n="242"/> <fw place="top" type="header">Der Wieſenbau.</fw><lb/> <p>Schwieriger iſt das Ebnen veralteter bewachſener Maulwurfs- oder Ameiſen-<lb/> huͤgel. Wuͤrde man ſie geradezu abſtechen, ſo wuͤrde an ihrer Stelle ein leerer<lb/> Platz bleiben, der ſich erſt nach vielen Jahren wieder benarbte. Man ſticht des-<lb/> halb die ihn bedeckende Grasnarbe kreuzweiſe mit dem Spaten durch, ſchlaͤgt die<lb/> Lappen zuruͤck, nimmt die darunter liegende Erde heraus, verſtreuet ſie, und legt<lb/> nun die Lappen wieder uͤber die Stelle. Bei großen Flaͤchen bedient man ſich hier-<lb/> zu auch eines ſchweren Pferde-Inſtruments, <hi rendition="#g">Wieſenhobel</hi>, an einigen Orten<lb/><hi rendition="#g">ungariſcher Pflug</hi> genannt. Es iſt eine ſchwere ſchlittenfoͤrmige Schleife<lb/> mit vier Balken, deren erſter und dritter ein ſtarkes Hobeleiſen halten, wogegen<lb/> der zweite und vierte mit ſtarken Eggenzinken bewaffnet iſt. Dies Inſtrument<lb/> greift ſcharf ein, zerreißt faſt die ganze Narbe der Wieſe, und ebnet ſie vortreff-<lb/> lich, erfordert aber eine Anſpannung von ſechs und mehreren Pferden. Nach<lb/> dem Gebrauche deſſelben wird die Wieſe mit leichten Eggen in die Runde geegget,<lb/> und dann gewalzet. Ungeachtet der Koſtſpieligkeit dieſes Inſtruments iſt dadurch<lb/> die Fruchtbarkeit ſolcher mit Huͤgeln uͤber und uͤber bedeckten Wieſen auf die min-<lb/> deſt koſtſpielige Weiſe wieder hergeſtellt worden. Die ſtarke Verwundung der<lb/> Narbe erlaubt dann die Einſaat von Klee und neuen dem Boden angemeſſenen<lb/> Wieſengraͤſern. Die Operation iſt uͤberhaupt wie ein halber Umbruch der Wieſe,<lb/> jedoch ohne Zerſtoͤrung der alten Grasnarbe anzuſehen.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 332.</head><lb/> <p><note place="left">Aufbruch der<lb/> Wieſen.</note>Ueber den Aufbruch der Wieſen mit dem Pfluge herrſcht eine große Verſchie-<lb/> denheit der Meinungen, indem einige dieſes zur Verbeſſerung der Wieſen ſehr<lb/> empfehlen, andere dagegen als verderblich fuͤr ſelbige widerrathen.</p><lb/> <p>Man muß zuvoͤrderſt unterſcheiden, ob man dieſen Aufbruch bloß der Wieſe<lb/> wegen unternehme, oder aber in der Abſicht, aus dem wechſelnden Bau anderer<lb/> Fruͤchte einen hoͤheren Ertrag aus dem Boden zu ziehen, wie er als beſtaͤndige<lb/> Wieſe geben wuͤrde.</p><lb/> <p>In letzterem Falle richtet man auf Boden, der zu Wieſen und zu Ackerland<lb/> gleich geſchickt iſt, — denn ohne dieſe Bedingung wuͤrde es nicht thunlich ſeyn —<lb/> manchmal eine regulaͤre Wechſelwirthſchaft zwiſchen Wieſen und Fruchtbau ein,<lb/> bauet in einer angemeſſenen Folge verſchiedene Fruͤchte, und laͤßt ſodann das Land,<lb/> mit Klee und Graͤſern beſaamt, eine Reihe von Jahren wieder zur Wieſe liegen.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [242/0264]
Der Wieſenbau.
Schwieriger iſt das Ebnen veralteter bewachſener Maulwurfs- oder Ameiſen-
huͤgel. Wuͤrde man ſie geradezu abſtechen, ſo wuͤrde an ihrer Stelle ein leerer
Platz bleiben, der ſich erſt nach vielen Jahren wieder benarbte. Man ſticht des-
halb die ihn bedeckende Grasnarbe kreuzweiſe mit dem Spaten durch, ſchlaͤgt die
Lappen zuruͤck, nimmt die darunter liegende Erde heraus, verſtreuet ſie, und legt
nun die Lappen wieder uͤber die Stelle. Bei großen Flaͤchen bedient man ſich hier-
zu auch eines ſchweren Pferde-Inſtruments, Wieſenhobel, an einigen Orten
ungariſcher Pflug genannt. Es iſt eine ſchwere ſchlittenfoͤrmige Schleife
mit vier Balken, deren erſter und dritter ein ſtarkes Hobeleiſen halten, wogegen
der zweite und vierte mit ſtarken Eggenzinken bewaffnet iſt. Dies Inſtrument
greift ſcharf ein, zerreißt faſt die ganze Narbe der Wieſe, und ebnet ſie vortreff-
lich, erfordert aber eine Anſpannung von ſechs und mehreren Pferden. Nach
dem Gebrauche deſſelben wird die Wieſe mit leichten Eggen in die Runde geegget,
und dann gewalzet. Ungeachtet der Koſtſpieligkeit dieſes Inſtruments iſt dadurch
die Fruchtbarkeit ſolcher mit Huͤgeln uͤber und uͤber bedeckten Wieſen auf die min-
deſt koſtſpielige Weiſe wieder hergeſtellt worden. Die ſtarke Verwundung der
Narbe erlaubt dann die Einſaat von Klee und neuen dem Boden angemeſſenen
Wieſengraͤſern. Die Operation iſt uͤberhaupt wie ein halber Umbruch der Wieſe,
jedoch ohne Zerſtoͤrung der alten Grasnarbe anzuſehen.
§. 332.
Ueber den Aufbruch der Wieſen mit dem Pfluge herrſcht eine große Verſchie-
denheit der Meinungen, indem einige dieſes zur Verbeſſerung der Wieſen ſehr
empfehlen, andere dagegen als verderblich fuͤr ſelbige widerrathen.
Aufbruch der
Wieſen.
Man muß zuvoͤrderſt unterſcheiden, ob man dieſen Aufbruch bloß der Wieſe
wegen unternehme, oder aber in der Abſicht, aus dem wechſelnden Bau anderer
Fruͤchte einen hoͤheren Ertrag aus dem Boden zu ziehen, wie er als beſtaͤndige
Wieſe geben wuͤrde.
In letzterem Falle richtet man auf Boden, der zu Wieſen und zu Ackerland
gleich geſchickt iſt, — denn ohne dieſe Bedingung wuͤrde es nicht thunlich ſeyn —
manchmal eine regulaͤre Wechſelwirthſchaft zwiſchen Wieſen und Fruchtbau ein,
bauet in einer angemeſſenen Folge verſchiedene Fruͤchte, und laͤßt ſodann das Land,
mit Klee und Graͤſern beſaamt, eine Reihe von Jahren wieder zur Wieſe liegen.
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