Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.Beackerung. womit sie in der That manches Aehnliche hat, indem sich der Salpeter durch denZutritt eines atmosphärischen Stoffes ebenfalls erzeugt, und um so stärker erzeugt, je öfter eine neue noch ungesättigte Oberfläche der Luftberührung dargeboten wird. Auch ist derselbe Stoff, nämlich das Oxygen, hier, wie bei der Salpetererzeu- gung, wirksam. Durch die Mittheilung desselben erzeugen sich nämlich, wie wir bei der Lehre vom Humus zeigten, die beiden Substanzen, in welchen der Kohlen- stoff als Hauptnahrung in die Pflanzen überzugehen scheint, nämlich: die Koh- lensäure und der Extraktivstoff. Durch die Lustaussetzung erhält also der Humus erst seine Fruchtbarkeit, wobei ohne Zweifel das Licht eine wichtige Rolle mit spielt. Die aus dem Oxygen mit dem Kohlenstoff sich bildende Kohlensäure, welche 4) Die Auffangung, Versenkung und Erhaltung der aufAuffangung Beackerung. womit ſie in der That manches Aehnliche hat, indem ſich der Salpeter durch denZutritt eines atmoſphaͤriſchen Stoffes ebenfalls erzeugt, und um ſo ſtaͤrker erzeugt, je oͤfter eine neue noch ungeſaͤttigte Oberflaͤche der Luftberuͤhrung dargeboten wird. Auch iſt derſelbe Stoff, naͤmlich das Oxygen, hier, wie bei der Salpetererzeu- gung, wirkſam. Durch die Mittheilung deſſelben erzeugen ſich naͤmlich, wie wir bei der Lehre vom Humus zeigten, die beiden Subſtanzen, in welchen der Kohlen- ſtoff als Hauptnahrung in die Pflanzen uͤberzugehen ſcheint, naͤmlich: die Koh- lenſaͤure und der Extraktivſtoff. Durch die Luſtausſetzung erhaͤlt alſo der Humus erſt ſeine Fruchtbarkeit, wobei ohne Zweifel das Licht eine wichtige Rolle mit ſpielt. Die aus dem Oxygen mit dem Kohlenſtoff ſich bildende Kohlenſaͤure, welche 4) Die Auffangung, Verſenkung und Erhaltung der aufAuffangung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0029" n="7"/><fw place="top" type="header">Beackerung.</fw><lb/> womit ſie in der That manches Aehnliche hat, indem ſich der Salpeter durch den<lb/> Zutritt eines atmoſphaͤriſchen Stoffes ebenfalls erzeugt, und um ſo ſtaͤrker erzeugt,<lb/> je oͤfter eine neue noch ungeſaͤttigte Oberflaͤche der Luftberuͤhrung dargeboten wird.<lb/> Auch iſt derſelbe Stoff, naͤmlich das Oxygen, hier, wie bei der Salpetererzeu-<lb/> gung, wirkſam. Durch die Mittheilung deſſelben erzeugen ſich naͤmlich, wie wir<lb/> bei der Lehre vom Humus zeigten, die beiden Subſtanzen, in welchen der Kohlen-<lb/> ſtoff als Hauptnahrung in die Pflanzen uͤberzugehen ſcheint, naͤmlich: die <hi rendition="#g">Koh-<lb/> lenſaͤure</hi> und der <hi rendition="#g">Extraktivſtoff</hi>. Durch die Luſtausſetzung erhaͤlt alſo der<lb/> Humus erſt ſeine Fruchtbarkeit, wobei ohne Zweifel das Licht eine wichtige Rolle<lb/> mit ſpielt.</p><lb/> <p>Die aus dem Oxygen mit dem Kohlenſtoff ſich bildende Kohlenſaͤure, welche<lb/> in der unteren Luftſchicht ruhet, in den Zwiſchenraͤumen der umgewandten Erde<lb/> gewiſſermaßen eingeſchloſſen iſt, theilt ſich dem Erdboden mit. Nicht unwahr-<lb/> ſcheinlich ſpielt ſelbſt das Azot der atmoſphaͤriſchen Luft, von ſeinem Oxygen ge-<lb/> trennet, eine Rolle, und wird vom Thone angezogen. Doch bis wir die mancher-<lb/> lei Zerſetzungen, die hier vorgehen, genauer werden erforſcht haben, kann uns<lb/> die ſo alte als allgemeine Erfahrung von der Fruchtbarkeit und Muͤrbheit, welche<lb/> ſelbſt der rohe Thon erlangt, wenn er der atmoſphaͤriſchen Einwirkung ausgeſetzt,<lb/> in oft veraͤnderter Oberflaͤche ausgeſetzt worden, genuͤgen. Dieſe atmoſphaͤriſche<lb/> Duͤngung oder Einziehung fruchtbarer Stoffe hat bei ſehr fleißiger Umwendung<lb/> und Ruͤhrung des Bodens jede andere Duͤngung eine Reihe von Jahren hindurch<lb/> — aber freilich nicht vollſtaͤndig und nicht auf immer — erſetzen koͤnnen. Sie iſt<lb/> nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">du Hamel</hi> traité de la culture des terres, p.</hi> 64, ſo betraͤchtlich, daß<lb/> man ſie ſelbſt mit den Augen wahrnimmt. „Man pfluͤge,“ ſagt er, „die Haͤlfte<lb/> eines Feldes maͤßig, die andere aber ſehr oft, und dann beides ins Kreuz, und<lb/> man wird die Erde des fleißig gepfluͤgten Stuͤckes weit brauner, als die des weni-<lb/> ger gepfluͤgten, finden.“</p><lb/> <p>4) <hi rendition="#g">Die Auffangung, Verſenkung und Erhaltung der auf</hi><note place="right">Auffangung<lb/> und Erhal-<lb/> tung der<lb/> Feuchtigkeit.</note><lb/><hi rendition="#g">den Boden niedergeſchlagenen Feuchtigkeit</hi>. In gebundenem thoni-<lb/> gen Boden dringt keine Feuchtigkeit ein. Selbſt ein Erdkloß, der unzertruͤm-<lb/> mert darin liegen bleibt und einmal ausgetrocknet iſt, wird den ganzen Sommer<lb/> hindurch in der Mitte trocken bleiben. Je mehr aber die Partikeln des Bodens<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0029]
Beackerung.
womit ſie in der That manches Aehnliche hat, indem ſich der Salpeter durch den
Zutritt eines atmoſphaͤriſchen Stoffes ebenfalls erzeugt, und um ſo ſtaͤrker erzeugt,
je oͤfter eine neue noch ungeſaͤttigte Oberflaͤche der Luftberuͤhrung dargeboten wird.
Auch iſt derſelbe Stoff, naͤmlich das Oxygen, hier, wie bei der Salpetererzeu-
gung, wirkſam. Durch die Mittheilung deſſelben erzeugen ſich naͤmlich, wie wir
bei der Lehre vom Humus zeigten, die beiden Subſtanzen, in welchen der Kohlen-
ſtoff als Hauptnahrung in die Pflanzen uͤberzugehen ſcheint, naͤmlich: die Koh-
lenſaͤure und der Extraktivſtoff. Durch die Luſtausſetzung erhaͤlt alſo der
Humus erſt ſeine Fruchtbarkeit, wobei ohne Zweifel das Licht eine wichtige Rolle
mit ſpielt.
Die aus dem Oxygen mit dem Kohlenſtoff ſich bildende Kohlenſaͤure, welche
in der unteren Luftſchicht ruhet, in den Zwiſchenraͤumen der umgewandten Erde
gewiſſermaßen eingeſchloſſen iſt, theilt ſich dem Erdboden mit. Nicht unwahr-
ſcheinlich ſpielt ſelbſt das Azot der atmoſphaͤriſchen Luft, von ſeinem Oxygen ge-
trennet, eine Rolle, und wird vom Thone angezogen. Doch bis wir die mancher-
lei Zerſetzungen, die hier vorgehen, genauer werden erforſcht haben, kann uns
die ſo alte als allgemeine Erfahrung von der Fruchtbarkeit und Muͤrbheit, welche
ſelbſt der rohe Thon erlangt, wenn er der atmoſphaͤriſchen Einwirkung ausgeſetzt,
in oft veraͤnderter Oberflaͤche ausgeſetzt worden, genuͤgen. Dieſe atmoſphaͤriſche
Duͤngung oder Einziehung fruchtbarer Stoffe hat bei ſehr fleißiger Umwendung
und Ruͤhrung des Bodens jede andere Duͤngung eine Reihe von Jahren hindurch
— aber freilich nicht vollſtaͤndig und nicht auf immer — erſetzen koͤnnen. Sie iſt
nach du Hamel traité de la culture des terres, p. 64, ſo betraͤchtlich, daß
man ſie ſelbſt mit den Augen wahrnimmt. „Man pfluͤge,“ ſagt er, „die Haͤlfte
eines Feldes maͤßig, die andere aber ſehr oft, und dann beides ins Kreuz, und
man wird die Erde des fleißig gepfluͤgten Stuͤckes weit brauner, als die des weni-
ger gepfluͤgten, finden.“
4) Die Auffangung, Verſenkung und Erhaltung der auf
den Boden niedergeſchlagenen Feuchtigkeit. In gebundenem thoni-
gen Boden dringt keine Feuchtigkeit ein. Selbſt ein Erdkloß, der unzertruͤm-
mert darin liegen bleibt und einmal ausgetrocknet iſt, wird den ganzen Sommer
hindurch in der Mitte trocken bleiben. Je mehr aber die Partikeln des Bodens
Auffangung
und Erhal-
tung der
Feuchtigkeit.
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