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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Ackerwerkzeuge.
Heraufwerfen der unteren Erde mit Spaten, die dem Pfluge folgen -- eine Opera-
tion, von der wir in der Folge reden werden -- wohlfeiler erreichen konnte. Auf
einer minderen Tiefe thun auch zwei Pflüge, wovon der zweite dem ersten in derselben
Furche folgt, dasselbe. Ich kann daher zu diesem sehr kostspieligen Instrumente,
obwol es in manchen Fällen, z. B. bei Versandungen, sehr nützlich zu brauchen
seyn würde, nicht rathen.

Dagegen ist die Vorrichtung, deren man sich zur flachen Wendung des Bodens
bedient, indem man den Pflugstreifen in der Mitte durchschneidet, das Obere unten in
die Furche schiebt, in manchen Fällen, besonders zum Umbruche eines Kleefeldes und
eines nicht zu hart gewordenen Dreesches, nicht genug zu empfehlen. Man hat dazu
flacher gehende Schnitt- oder Rajolpflüge, deren oberer Theil indessen nur aus einem
Messer und einem Schaar, mit einem kleinen Ohre versehen, besteht. Es ist aber in
den meisten Fällen diejenige sehr einfache Einrichtung zureichend, welche ich im dritten
Hefte meiner Beschreibung der Ackerwerkzeuge unter dem Namen des Schälmes-
sers
oder Rasenschneiders angegeben, und auf der achten Tafel abgebildet
habe. Ich bediene mich dieser Vorrichtung jetzt regelmäßig zu einem jeden Umbruche
des Kleefeldes, und erreiche dadurch, daß die Kleestoppel nicht nur sämmtlich unter-
komme, sondern auch der Boden vollkommen gelockert werde, und keiner zweiten
Pflugfurche zur Winterung bedürfe, wenn er gleich ins dritte Jahr gelegen, und
selbst wenn er beweidet worden ist. Ohne dies würde dieser Boden durchaus drei
Furchen erfordern, und also einen Kleeschnitt weniger geben.

Man hat noch eine andere Art, wo dieses Ohr, welches die Oberfläche abstreift
und hinunterschiebt, an der vordern Kante der Griessäule befestigt ist, jedoch mit einer
eigenen durch den Pflugbaum gehenden Stange. Die Engländer, welche diese Ein-
richtung mit Grunde für eine ihrer besten Erfindungen halten, nennen so eingerichtete
Pflüge trench-ploughs, welches ich durch Schnittpflüge übersetze.

Ueber verschiedene andere Werkzeuge, welche die Konstruktion eines Pfluges ha-
ben, aber zu besondern Operationen bestimmt sind, werde ich da reden, wo ich von
selbigen handle.

§. 125.

Eine ausgezeichnete landübliche Art des Pfluges ist die Preußische Zogge.
Sie ist räderlos, und wird wie der Haaken durch den Baum, welcher an das steife

Dritter Theil. F

Die Ackerwerkzeuge.
Heraufwerfen der unteren Erde mit Spaten, die dem Pfluge folgen — eine Opera-
tion, von der wir in der Folge reden werden — wohlfeiler erreichen konnte. Auf
einer minderen Tiefe thun auch zwei Pfluͤge, wovon der zweite dem erſten in derſelben
Furche folgt, daſſelbe. Ich kann daher zu dieſem ſehr koſtſpieligen Inſtrumente,
obwol es in manchen Faͤllen, z. B. bei Verſandungen, ſehr nuͤtzlich zu brauchen
ſeyn wuͤrde, nicht rathen.

Dagegen iſt die Vorrichtung, deren man ſich zur flachen Wendung des Bodens
bedient, indem man den Pflugſtreifen in der Mitte durchſchneidet, das Obere unten in
die Furche ſchiebt, in manchen Faͤllen, beſonders zum Umbruche eines Kleefeldes und
eines nicht zu hart gewordenen Dreeſches, nicht genug zu empfehlen. Man hat dazu
flacher gehende Schnitt- oder Rajolpfluͤge, deren oberer Theil indeſſen nur aus einem
Meſſer und einem Schaar, mit einem kleinen Ohre verſehen, beſteht. Es iſt aber in
den meiſten Faͤllen diejenige ſehr einfache Einrichtung zureichend, welche ich im dritten
Hefte meiner Beſchreibung der Ackerwerkzeuge unter dem Namen des Schaͤlmeſ-
ſers
oder Raſenſchneiders angegeben, und auf der achten Tafel abgebildet
habe. Ich bediene mich dieſer Vorrichtung jetzt regelmaͤßig zu einem jeden Umbruche
des Kleefeldes, und erreiche dadurch, daß die Kleeſtoppel nicht nur ſaͤmmtlich unter-
komme, ſondern auch der Boden vollkommen gelockert werde, und keiner zweiten
Pflugfurche zur Winterung beduͤrfe, wenn er gleich ins dritte Jahr gelegen, und
ſelbſt wenn er beweidet worden iſt. Ohne dies wuͤrde dieſer Boden durchaus drei
Furchen erfordern, und alſo einen Kleeſchnitt weniger geben.

Man hat noch eine andere Art, wo dieſes Ohr, welches die Oberflaͤche abſtreift
und hinunterſchiebt, an der vordern Kante der Griesſaͤule befeſtigt iſt, jedoch mit einer
eigenen durch den Pflugbaum gehenden Stange. Die Englaͤnder, welche dieſe Ein-
richtung mit Grunde fuͤr eine ihrer beſten Erfindungen halten, nennen ſo eingerichtete
Pfluͤge trench-ploughs, welches ich durch Schnittpfluͤge uͤberſetze.

Ueber verſchiedene andere Werkzeuge, welche die Konſtruktion eines Pfluges ha-
ben, aber zu beſondern Operationen beſtimmt ſind, werde ich da reden, wo ich von
ſelbigen handle.

§. 125.

Eine ausgezeichnete landuͤbliche Art des Pfluges iſt die Preußiſche Zogge.
Sie iſt raͤderlos, und wird wie der Haaken durch den Baum, welcher an das ſteife

Dritter Theil. F
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[41/0063] Die Ackerwerkzeuge. Heraufwerfen der unteren Erde mit Spaten, die dem Pfluge folgen — eine Opera- tion, von der wir in der Folge reden werden — wohlfeiler erreichen konnte. Auf einer minderen Tiefe thun auch zwei Pfluͤge, wovon der zweite dem erſten in derſelben Furche folgt, daſſelbe. Ich kann daher zu dieſem ſehr koſtſpieligen Inſtrumente, obwol es in manchen Faͤllen, z. B. bei Verſandungen, ſehr nuͤtzlich zu brauchen ſeyn wuͤrde, nicht rathen. Dagegen iſt die Vorrichtung, deren man ſich zur flachen Wendung des Bodens bedient, indem man den Pflugſtreifen in der Mitte durchſchneidet, das Obere unten in die Furche ſchiebt, in manchen Faͤllen, beſonders zum Umbruche eines Kleefeldes und eines nicht zu hart gewordenen Dreeſches, nicht genug zu empfehlen. Man hat dazu flacher gehende Schnitt- oder Rajolpfluͤge, deren oberer Theil indeſſen nur aus einem Meſſer und einem Schaar, mit einem kleinen Ohre verſehen, beſteht. Es iſt aber in den meiſten Faͤllen diejenige ſehr einfache Einrichtung zureichend, welche ich im dritten Hefte meiner Beſchreibung der Ackerwerkzeuge unter dem Namen des Schaͤlmeſ- ſers oder Raſenſchneiders angegeben, und auf der achten Tafel abgebildet habe. Ich bediene mich dieſer Vorrichtung jetzt regelmaͤßig zu einem jeden Umbruche des Kleefeldes, und erreiche dadurch, daß die Kleeſtoppel nicht nur ſaͤmmtlich unter- komme, ſondern auch der Boden vollkommen gelockert werde, und keiner zweiten Pflugfurche zur Winterung beduͤrfe, wenn er gleich ins dritte Jahr gelegen, und ſelbſt wenn er beweidet worden iſt. Ohne dies wuͤrde dieſer Boden durchaus drei Furchen erfordern, und alſo einen Kleeſchnitt weniger geben. Man hat noch eine andere Art, wo dieſes Ohr, welches die Oberflaͤche abſtreift und hinunterſchiebt, an der vordern Kante der Griesſaͤule befeſtigt iſt, jedoch mit einer eigenen durch den Pflugbaum gehenden Stange. Die Englaͤnder, welche dieſe Ein- richtung mit Grunde fuͤr eine ihrer beſten Erfindungen halten, nennen ſo eingerichtete Pfluͤge trench-ploughs, welches ich durch Schnittpfluͤge uͤberſetze. Ueber verſchiedene andere Werkzeuge, welche die Konſtruktion eines Pfluges ha- ben, aber zu beſondern Operationen beſtimmt ſind, werde ich da reden, wo ich von ſelbigen handle. §. 125. Eine ausgezeichnete landuͤbliche Art des Pfluges iſt die Preußiſche Zogge. Sie iſt raͤderlos, und wird wie der Haaken durch den Baum, welcher an das ſteife Dritter Theil. F

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/63>, abgerufen am 23.11.2024.