Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Ackerwerkzeuge.
welche man dadurch erreicht. Es kann zur Bearbeitung der Brache, wenn man die
erste Furche mit dem Pfluge zu voller Tiefe gegeben hat, ohne weiteres Pflügen
gebraucht werden, und die vollständigste und reinste Brache, die man haben kann,
bewirken, wenn man sich dessen nur zu gehöriger Zeit bedient, und das Unkraut
nicht zu stark aufkommen läßt. Es ebnet dabei den Boden weit mehr, als der
Pflug, indem es die Erde von den höheren Stellen löset, etwas fortschleppt, und
mit Hülfe der Egge in die Sinken vertheilt, besonders wenn man es nach allen
Direktionen abwechselnd gebraucht. Man kann auch die Saat damit sehr gut un-
terbringen, jedoch geschieht dies besser noch mit einem sogleich zu beschreibenden
Instrumente. Dem vor Winter gestürzten Acker bereitet es zur Sömmerung,
insbesondere zur Gerste, auf eine vorzügliche Weise. Die Erde wird, so tief es
nöthig ist, dadurch aufs feinste gepulvert, so daß die zarten Keime in der feinen
Krume mit ihren jungen Wurzeln sogleich ihre Nahrung finden können. Dennoch
wird die Winterfeuchtigkeit im Boden weit mehr erhalten, als wenn er gepflügt
wird, welches in dürren Frühjahren ein sehr bedeutender Vortheil ist. Wenn
man bei mehreren Zügen mit diesem Instrumente die gehörige Zwischenzeit läßt,
so kommt der in den Erdklößen steckende Saamen des Unkrauts zum Keimen, und
wird dann durch den folgenden Zug zerstört. Die Unkrautswurzeln kommen an
die Luft, werden mehrere Male losgerissen und sterben ab. Am auffallendsten ist
der Nutzen dieses Instruments, wenn der Acker nach behackten Früchten, durch
deren Bau er im vorigen Sommer in der Tiefe überflüssig gelockert worden, im
Frühjahre zur Gerste vorbereitet wird. Nur mittelst dieser Kultur baue ich mit
glücklichem Erfolge große zweizeilige Gerste, auf Boden, der so sandig ist, daß er
diese nicht tragen würde, wenn er im Frühjahre mittelst des Pfluges bearbeitet
werden müßte. Sehr zweckmäßig wird ferner der Exstirpator auf einem ungebro-
chenen Kleefelde angewandt, wenn dieses nicht Krume genug durch einmaliges
Pflügen erhalten hat. In dem Falle muß man es sonst dreimal pflügen, welches
dann die Bestellung der Winterung natürlich sehr verspätet. Mit dem Exstirpa-
tor kann man ihm Krume genug verschaffen, und das Absterben der Kleewurzeln
bewirken. Von gleichem Nutzen ist es ferner bei der Erbs- und Wickenstoppel.
Da es nämlich so sehr darauf ankommt, diese unmittelbar nach der Aberntung um-
zupflügen, nun aber der Acker vor der Einsaatszeit der Winterung sich wieder zu

Die Ackerwerkzeuge.
welche man dadurch erreicht. Es kann zur Bearbeitung der Brache, wenn man die
erſte Furche mit dem Pfluge zu voller Tiefe gegeben hat, ohne weiteres Pfluͤgen
gebraucht werden, und die vollſtaͤndigſte und reinſte Brache, die man haben kann,
bewirken, wenn man ſich deſſen nur zu gehoͤriger Zeit bedient, und das Unkraut
nicht zu ſtark aufkommen laͤßt. Es ebnet dabei den Boden weit mehr, als der
Pflug, indem es die Erde von den hoͤheren Stellen loͤſet, etwas fortſchleppt, und
mit Huͤlfe der Egge in die Sinken vertheilt, beſonders wenn man es nach allen
Direktionen abwechſelnd gebraucht. Man kann auch die Saat damit ſehr gut un-
terbringen, jedoch geſchieht dies beſſer noch mit einem ſogleich zu beſchreibenden
Inſtrumente. Dem vor Winter geſtuͤrzten Acker bereitet es zur Soͤmmerung,
insbeſondere zur Gerſte, auf eine vorzuͤgliche Weiſe. Die Erde wird, ſo tief es
noͤthig iſt, dadurch aufs feinſte gepulvert, ſo daß die zarten Keime in der feinen
Krume mit ihren jungen Wurzeln ſogleich ihre Nahrung finden koͤnnen. Dennoch
wird die Winterfeuchtigkeit im Boden weit mehr erhalten, als wenn er gepfluͤgt
wird, welches in duͤrren Fruͤhjahren ein ſehr bedeutender Vortheil iſt. Wenn
man bei mehreren Zuͤgen mit dieſem Inſtrumente die gehoͤrige Zwiſchenzeit laͤßt,
ſo kommt der in den Erdkloͤßen ſteckende Saamen des Unkrauts zum Keimen, und
wird dann durch den folgenden Zug zerſtoͤrt. Die Unkrautswurzeln kommen an
die Luft, werden mehrere Male losgeriſſen und ſterben ab. Am auffallendſten iſt
der Nutzen dieſes Inſtruments, wenn der Acker nach behackten Fruͤchten, durch
deren Bau er im vorigen Sommer in der Tiefe uͤberfluͤſſig gelockert worden, im
Fruͤhjahre zur Gerſte vorbereitet wird. Nur mittelſt dieſer Kultur baue ich mit
gluͤcklichem Erfolge große zweizeilige Gerſte, auf Boden, der ſo ſandig iſt, daß er
dieſe nicht tragen wuͤrde, wenn er im Fruͤhjahre mittelſt des Pfluges bearbeitet
werden muͤßte. Sehr zweckmaͤßig wird ferner der Exſtirpator auf einem ungebro-
chenen Kleefelde angewandt, wenn dieſes nicht Krume genug durch einmaliges
Pfluͤgen erhalten hat. In dem Falle muß man es ſonſt dreimal pfluͤgen, welches
dann die Beſtellung der Winterung natuͤrlich ſehr verſpaͤtet. Mit dem Exſtirpa-
tor kann man ihm Krume genug verſchaffen, und das Abſterben der Kleewurzeln
bewirken. Von gleichem Nutzen iſt es ferner bei der Erbs- und Wickenſtoppel.
Da es naͤmlich ſo ſehr darauf ankommt, dieſe unmittelbar nach der Aberntung um-
zupfluͤgen, nun aber der Acker vor der Einſaatszeit der Winterung ſich wieder zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0072" n="50"/><fw place="top" type="header">Die Ackerwerkzeuge.</fw><lb/>
welche man dadurch erreicht. Es kann zur Bearbeitung der Brache, wenn man die<lb/>
er&#x017F;te Furche mit dem Pfluge zu voller Tiefe gegeben hat, ohne weiteres Pflu&#x0364;gen<lb/>
gebraucht werden, und die voll&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;te und rein&#x017F;te Brache, die man haben kann,<lb/>
bewirken, wenn man &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en nur zu geho&#x0364;riger Zeit bedient, und das Unkraut<lb/>
nicht zu &#x017F;tark aufkommen la&#x0364;ßt. Es ebnet dabei den Boden weit mehr, als der<lb/>
Pflug, indem es die Erde von den ho&#x0364;heren Stellen lo&#x0364;&#x017F;et, etwas fort&#x017F;chleppt, und<lb/>
mit Hu&#x0364;lfe der Egge in die Sinken vertheilt, be&#x017F;onders wenn man es nach allen<lb/>
Direktionen abwech&#x017F;elnd gebraucht. Man kann auch die Saat damit &#x017F;ehr gut un-<lb/>
terbringen, jedoch ge&#x017F;chieht dies be&#x017F;&#x017F;er noch mit einem &#x017F;ogleich zu be&#x017F;chreibenden<lb/>
In&#x017F;trumente. Dem vor Winter ge&#x017F;tu&#x0364;rzten Acker bereitet es zur So&#x0364;mmerung,<lb/>
insbe&#x017F;ondere zur Ger&#x017F;te, auf eine vorzu&#x0364;gliche Wei&#x017F;e. Die Erde wird, &#x017F;o tief es<lb/>
no&#x0364;thig i&#x017F;t, dadurch aufs fein&#x017F;te gepulvert, &#x017F;o daß die zarten Keime in der feinen<lb/>
Krume mit ihren jungen Wurzeln &#x017F;ogleich ihre Nahrung finden ko&#x0364;nnen. Dennoch<lb/>
wird die Winterfeuchtigkeit im Boden weit mehr erhalten, als wenn er gepflu&#x0364;gt<lb/>
wird, welches in du&#x0364;rren Fru&#x0364;hjahren ein &#x017F;ehr bedeutender Vortheil i&#x017F;t. Wenn<lb/>
man bei mehreren Zu&#x0364;gen mit die&#x017F;em In&#x017F;trumente die geho&#x0364;rige Zwi&#x017F;chenzeit la&#x0364;ßt,<lb/>
&#x017F;o kommt der in den Erdklo&#x0364;ßen &#x017F;teckende Saamen des Unkrauts zum Keimen, und<lb/>
wird dann durch den folgenden Zug zer&#x017F;to&#x0364;rt. Die Unkrautswurzeln kommen an<lb/>
die Luft, werden mehrere Male losgeri&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;terben ab. Am auffallend&#x017F;ten i&#x017F;t<lb/>
der Nutzen die&#x017F;es In&#x017F;truments, wenn der Acker nach behackten Fru&#x0364;chten, durch<lb/>
deren Bau er im vorigen Sommer in der Tiefe u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig gelockert worden, im<lb/>
Fru&#x0364;hjahre zur Ger&#x017F;te vorbereitet wird. Nur mittel&#x017F;t die&#x017F;er Kultur baue ich mit<lb/>
glu&#x0364;cklichem Erfolge große zweizeilige Ger&#x017F;te, auf Boden, der &#x017F;o &#x017F;andig i&#x017F;t, daß er<lb/>
die&#x017F;e nicht tragen wu&#x0364;rde, wenn er im Fru&#x0364;hjahre mittel&#x017F;t des Pfluges bearbeitet<lb/>
werden mu&#x0364;ßte. Sehr zweckma&#x0364;ßig wird ferner der Ex&#x017F;tirpator auf einem ungebro-<lb/>
chenen Kleefelde angewandt, wenn die&#x017F;es nicht Krume genug durch einmaliges<lb/>
Pflu&#x0364;gen erhalten hat. In dem Falle muß man es &#x017F;on&#x017F;t dreimal pflu&#x0364;gen, welches<lb/>
dann die Be&#x017F;tellung der Winterung natu&#x0364;rlich &#x017F;ehr ver&#x017F;pa&#x0364;tet. Mit dem Ex&#x017F;tirpa-<lb/>
tor kann man ihm Krume genug ver&#x017F;chaffen, und das Ab&#x017F;terben der Kleewurzeln<lb/>
bewirken. Von gleichem Nutzen i&#x017F;t es ferner bei der Erbs- und Wicken&#x017F;toppel.<lb/>
Da es na&#x0364;mlich &#x017F;o &#x017F;ehr darauf ankommt, die&#x017F;e unmittelbar nach der Aberntung um-<lb/>
zupflu&#x0364;gen, nun aber der Acker vor der Ein&#x017F;aatszeit der Winterung &#x017F;ich wieder zu<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0072] Die Ackerwerkzeuge. welche man dadurch erreicht. Es kann zur Bearbeitung der Brache, wenn man die erſte Furche mit dem Pfluge zu voller Tiefe gegeben hat, ohne weiteres Pfluͤgen gebraucht werden, und die vollſtaͤndigſte und reinſte Brache, die man haben kann, bewirken, wenn man ſich deſſen nur zu gehoͤriger Zeit bedient, und das Unkraut nicht zu ſtark aufkommen laͤßt. Es ebnet dabei den Boden weit mehr, als der Pflug, indem es die Erde von den hoͤheren Stellen loͤſet, etwas fortſchleppt, und mit Huͤlfe der Egge in die Sinken vertheilt, beſonders wenn man es nach allen Direktionen abwechſelnd gebraucht. Man kann auch die Saat damit ſehr gut un- terbringen, jedoch geſchieht dies beſſer noch mit einem ſogleich zu beſchreibenden Inſtrumente. Dem vor Winter geſtuͤrzten Acker bereitet es zur Soͤmmerung, insbeſondere zur Gerſte, auf eine vorzuͤgliche Weiſe. Die Erde wird, ſo tief es noͤthig iſt, dadurch aufs feinſte gepulvert, ſo daß die zarten Keime in der feinen Krume mit ihren jungen Wurzeln ſogleich ihre Nahrung finden koͤnnen. Dennoch wird die Winterfeuchtigkeit im Boden weit mehr erhalten, als wenn er gepfluͤgt wird, welches in duͤrren Fruͤhjahren ein ſehr bedeutender Vortheil iſt. Wenn man bei mehreren Zuͤgen mit dieſem Inſtrumente die gehoͤrige Zwiſchenzeit laͤßt, ſo kommt der in den Erdkloͤßen ſteckende Saamen des Unkrauts zum Keimen, und wird dann durch den folgenden Zug zerſtoͤrt. Die Unkrautswurzeln kommen an die Luft, werden mehrere Male losgeriſſen und ſterben ab. Am auffallendſten iſt der Nutzen dieſes Inſtruments, wenn der Acker nach behackten Fruͤchten, durch deren Bau er im vorigen Sommer in der Tiefe uͤberfluͤſſig gelockert worden, im Fruͤhjahre zur Gerſte vorbereitet wird. Nur mittelſt dieſer Kultur baue ich mit gluͤcklichem Erfolge große zweizeilige Gerſte, auf Boden, der ſo ſandig iſt, daß er dieſe nicht tragen wuͤrde, wenn er im Fruͤhjahre mittelſt des Pfluges bearbeitet werden muͤßte. Sehr zweckmaͤßig wird ferner der Exſtirpator auf einem ungebro- chenen Kleefelde angewandt, wenn dieſes nicht Krume genug durch einmaliges Pfluͤgen erhalten hat. In dem Falle muß man es ſonſt dreimal pfluͤgen, welches dann die Beſtellung der Winterung natuͤrlich ſehr verſpaͤtet. Mit dem Exſtirpa- tor kann man ihm Krume genug verſchaffen, und das Abſterben der Kleewurzeln bewirken. Von gleichem Nutzen iſt es ferner bei der Erbs- und Wickenſtoppel. Da es naͤmlich ſo ſehr darauf ankommt, dieſe unmittelbar nach der Aberntung um- zupfluͤgen, nun aber der Acker vor der Einſaatszeit der Winterung ſich wieder zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/72
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/72>, abgerufen am 23.11.2024.