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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Der Rocken.

Das Rockenkorn erträgt nur eine schwache Bedeckung mit Erde und durch
eine starke kann es, wenn der Boden einigermaßen gebunden ist, am Keimen
verhindert und unterdrückt werden. Deshalb ist das Unterpflügen, wie ich aus
selbst erlittenem Schaden weiß, mehrentheils bedenklich. Wenn der Boden
sehr trocken ist, nnd es nach der Aussaat bleibt, so kann zwar der unterge-
pflügte Rocken einen Vorzug vor dem auf die Furche gesäeten bekommen, in-
dem er früher und gleichzeitiger läuft. Da man aber die Witterung zu der
Zeit, wo man die Saatfurche geben soll, nicht voraussehen kann, so ist es im-
mer rathsam, bloß auf das Untereggen zu denken; es sey denn, daß man ihn,
was freilich vor allem den Vorzug hat, mit einem Exstirpator flach unterbrin-
gen wolle.

Als die angemessenste Saatzeit für den gewöhnlichen Winterrocken,
nimmt man die Mitte des Septembers bis zur Mitte des Oktobers in un-
serm Klima an. Man säet ihn aber in manchen Gegenden, besonders um
ihm den im Winter gemachten Dünger noch zukommen zu lassen, bei offenen
Boden, den Winter hindurch bis zu Ende Februars, und zuweilen mit gutem
Erfolge. Manche unbefangene Beobachter sagen, daß die ganz späte Saat
die sicherste sey, dagegen nie so hohen Ertrag gebe, wie es die frühe zuwei-
len thue. Die schlechteste Saatzeit sey aber von der Mitte Oktobers bis zur
Mitte Novembers. Da ich zu jeder Zeit gesäeten Rocken auf einer sehr zer-
stückelten Feldflur lange zu beobachten Gelegenheit gehabt habe, so kann ich
dies wenigstens sagen, daß ich nie eine Saat habe ausbleiben gesehen, und
daß ich mich also überzeugt habe, es schade auch dem in der Milch liegenden
Rocken kein Frost.

Der Staudenrocken verlangt aber durchaus eine frühe Saat, nnd sie
kann vielleicht nie zu früh geschehen. Von der Mitte des Junius an habe
ich ihn gesäet, ohne daß er nur den geringsten Anschein machte, in demselben
Sommer aufschießen zu wollen. Säet man ihn erst im Oktober, so bestaudet
er sich schwach, oder seine Nebenschossen bleiben bei dem Austreiben der Aeh-
ren zurück, und werden schwach.

Die gewöhnlichste Aussaat des Rockens ist 18 bis 20 Metzen auf den
Morgen. Wenn man den Staudenrocken im August oder Anfangs Septem-

Der Rocken.

Das Rockenkorn ertraͤgt nur eine ſchwache Bedeckung mit Erde und durch
eine ſtarke kann es, wenn der Boden einigermaßen gebunden iſt, am Keimen
verhindert und unterdruͤckt werden. Deshalb iſt das Unterpfluͤgen, wie ich aus
ſelbſt erlittenem Schaden weiß, mehrentheils bedenklich. Wenn der Boden
ſehr trocken iſt, nnd es nach der Ausſaat bleibt, ſo kann zwar der unterge-
pfluͤgte Rocken einen Vorzug vor dem auf die Furche geſaͤeten bekommen, in-
dem er fruͤher und gleichzeitiger laͤuft. Da man aber die Witterung zu der
Zeit, wo man die Saatfurche geben ſoll, nicht vorausſehen kann, ſo iſt es im-
mer rathſam, bloß auf das Untereggen zu denken; es ſey denn, daß man ihn,
was freilich vor allem den Vorzug hat, mit einem Exſtirpator flach unterbrin-
gen wolle.

Als die angemeſſenſte Saatzeit fuͤr den gewoͤhnlichen Winterrocken,
nimmt man die Mitte des Septembers bis zur Mitte des Oktobers in un-
ſerm Klima an. Man ſaͤet ihn aber in manchen Gegenden, beſonders um
ihm den im Winter gemachten Duͤnger noch zukommen zu laſſen, bei offenen
Boden, den Winter hindurch bis zu Ende Februars, und zuweilen mit gutem
Erfolge. Manche unbefangene Beobachter ſagen, daß die ganz ſpaͤte Saat
die ſicherſte ſey, dagegen nie ſo hohen Ertrag gebe, wie es die fruͤhe zuwei-
len thue. Die ſchlechteſte Saatzeit ſey aber von der Mitte Oktobers bis zur
Mitte Novembers. Da ich zu jeder Zeit geſaͤeten Rocken auf einer ſehr zer-
ſtuͤckelten Feldflur lange zu beobachten Gelegenheit gehabt habe, ſo kann ich
dies wenigſtens ſagen, daß ich nie eine Saat habe ausbleiben geſehen, und
daß ich mich alſo uͤberzeugt habe, es ſchade auch dem in der Milch liegenden
Rocken kein Froſt.

Der Staudenrocken verlangt aber durchaus eine fruͤhe Saat, nnd ſie
kann vielleicht nie zu fruͤh geſchehen. Von der Mitte des Junius an habe
ich ihn geſaͤet, ohne daß er nur den geringſten Anſchein machte, in demſelben
Sommer aufſchießen zu wollen. Saͤet man ihn erſt im Oktober, ſo beſtaudet
er ſich ſchwach, oder ſeine Nebenſchoſſen bleiben bei dem Austreiben der Aeh-
ren zuruͤck, und werden ſchwach.

Die gewoͤhnlichſte Ausſaat des Rockens iſt 18 bis 20 Metzen auf den
Morgen. Wenn man den Staudenrocken im Auguſt oder Anfangs Septem-

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[76/0100] Der Rocken. Das Rockenkorn ertraͤgt nur eine ſchwache Bedeckung mit Erde und durch eine ſtarke kann es, wenn der Boden einigermaßen gebunden iſt, am Keimen verhindert und unterdruͤckt werden. Deshalb iſt das Unterpfluͤgen, wie ich aus ſelbſt erlittenem Schaden weiß, mehrentheils bedenklich. Wenn der Boden ſehr trocken iſt, nnd es nach der Ausſaat bleibt, ſo kann zwar der unterge- pfluͤgte Rocken einen Vorzug vor dem auf die Furche geſaͤeten bekommen, in- dem er fruͤher und gleichzeitiger laͤuft. Da man aber die Witterung zu der Zeit, wo man die Saatfurche geben ſoll, nicht vorausſehen kann, ſo iſt es im- mer rathſam, bloß auf das Untereggen zu denken; es ſey denn, daß man ihn, was freilich vor allem den Vorzug hat, mit einem Exſtirpator flach unterbrin- gen wolle. Als die angemeſſenſte Saatzeit fuͤr den gewoͤhnlichen Winterrocken, nimmt man die Mitte des Septembers bis zur Mitte des Oktobers in un- ſerm Klima an. Man ſaͤet ihn aber in manchen Gegenden, beſonders um ihm den im Winter gemachten Duͤnger noch zukommen zu laſſen, bei offenen Boden, den Winter hindurch bis zu Ende Februars, und zuweilen mit gutem Erfolge. Manche unbefangene Beobachter ſagen, daß die ganz ſpaͤte Saat die ſicherſte ſey, dagegen nie ſo hohen Ertrag gebe, wie es die fruͤhe zuwei- len thue. Die ſchlechteſte Saatzeit ſey aber von der Mitte Oktobers bis zur Mitte Novembers. Da ich zu jeder Zeit geſaͤeten Rocken auf einer ſehr zer- ſtuͤckelten Feldflur lange zu beobachten Gelegenheit gehabt habe, ſo kann ich dies wenigſtens ſagen, daß ich nie eine Saat habe ausbleiben geſehen, und daß ich mich alſo uͤberzeugt habe, es ſchade auch dem in der Milch liegenden Rocken kein Froſt. Der Staudenrocken verlangt aber durchaus eine fruͤhe Saat, nnd ſie kann vielleicht nie zu fruͤh geſchehen. Von der Mitte des Junius an habe ich ihn geſaͤet, ohne daß er nur den geringſten Anſchein machte, in demſelben Sommer aufſchießen zu wollen. Saͤet man ihn erſt im Oktober, ſo beſtaudet er ſich ſchwach, oder ſeine Nebenſchoſſen bleiben bei dem Austreiben der Aeh- ren zuruͤck, und werden ſchwach. Die gewoͤhnlichſte Ausſaat des Rockens iſt 18 bis 20 Metzen auf den Morgen. Wenn man den Staudenrocken im Auguſt oder Anfangs Septem-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/100>, abgerufen am 21.11.2024.