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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Gerste.

Sie wiegt mehrentheils dem Rocken gleich, und überwiegt ihn oft.

In Ansehung ihrer Nahrungstheile fand Einhof 723/4 in Hundert, also
23/4 mehr wie im Rocken. Er bemerkt aber, daß sie an süßschleimiger und
thierisch-vegetabilischer Substanz, folglich an den nahrhaftesten Theilen so
viel habe, daß sie zwischen dem Weizen und Rocken stehe. Annalen des Ak-
baues Bd. VIII. S. 27. Wir haben mit dem Zusatze von etwas Weizen
oder Rocken ein gar kräftiges Brod daraus gebacken.

Einige Versuche damit mißglückten den Brauern, das Bier ward kräftig,
aber nicht klar. Nunmehr brauen aber andre ein vorzügliches Bier daraus.

Von den Branntweinbrennern wird sie sehr gesucht.

Ihr Werth ist dem des Rockens wenigstens gleich.

Die zweizeilige nackte Gerste, Hordeum nudum,
§. 94.

gleicht der vorigen in den meisten Stücken. Sie hat längere zweizeilige Aeh-
ren
. Ihr Korn wird zwar noch größer, wie das der vierzeiligen, wenn sie
in gutem Gartenboden einzeln stehet. Aber beim Feldbau schrumpft es sehr
ein. Nach allen mir bekannten komparativen Versuchen hat sie einen beträcht-
lich geringern Ertrag wie die Himmelsgerste gegeben. (Von Gartenversuchen,
nach Vermehrung der angepflanzten Körner berechnet, rede ich nicht.) Sie
gehört also zu den vielen Getreidearten, deren Anbau ich nach einer Reihe
von Versuchen wieder aufgegeben habe.

Die sechszeilige Gerste, gewöhnlich Wintergerste,
Hordeum hexastichon,
§. 95.

wird von den Botanikern als eine besondere Spezies angenommen. Meiner
Vermuthung nach ist sie eine Abart der vierzeiligen Gerste, wenn sie sich gleich
in ihrem gegenwärtigen Zustande merklich davon unterscheidet. Die sogenannte
vierzeilige, richtiger viereckige Gerste hat eben sowohl sechs Zeilen. Es stehen
die Körner wenn sie reifen bei jener nur mehr ab und bilden so ein Sechseck.

Die Gerſte.

Sie wiegt mehrentheils dem Rocken gleich, und uͤberwiegt ihn oft.

In Anſehung ihrer Nahrungstheile fand Einhof 72¾ in Hundert, alſo
2¾ mehr wie im Rocken. Er bemerkt aber, daß ſie an ſuͤßſchleimiger und
thieriſch-vegetabiliſcher Subſtanz, folglich an den nahrhafteſten Theilen ſo
viel habe, daß ſie zwiſchen dem Weizen und Rocken ſtehe. Annalen des Ak-
baues Bd. VIII. S. 27. Wir haben mit dem Zuſatze von etwas Weizen
oder Rocken ein gar kraͤftiges Brod daraus gebacken.

Einige Verſuche damit mißgluͤckten den Brauern, das Bier ward kraͤftig,
aber nicht klar. Nunmehr brauen aber andre ein vorzuͤgliches Bier daraus.

Von den Branntweinbrennern wird ſie ſehr geſucht.

Ihr Werth iſt dem des Rockens wenigſtens gleich.

Die zweizeilige nackte Gerſte, Hordeum nudum,
§. 94.

gleicht der vorigen in den meiſten Stuͤcken. Sie hat laͤngere zweizeilige Aeh-
ren
. Ihr Korn wird zwar noch groͤßer, wie das der vierzeiligen, wenn ſie
in gutem Gartenboden einzeln ſtehet. Aber beim Feldbau ſchrumpft es ſehr
ein. Nach allen mir bekannten komparativen Verſuchen hat ſie einen betraͤcht-
lich geringern Ertrag wie die Himmelsgerſte gegeben. (Von Gartenverſuchen,
nach Vermehrung der angepflanzten Koͤrner berechnet, rede ich nicht.) Sie
gehoͤrt alſo zu den vielen Getreidearten, deren Anbau ich nach einer Reihe
von Verſuchen wieder aufgegeben habe.

Die ſechszeilige Gerſte, gewoͤhnlich Wintergerſte,
Hordeum hexastichon,
§. 95.

wird von den Botanikern als eine beſondere Spezies angenommen. Meiner
Vermuthung nach iſt ſie eine Abart der vierzeiligen Gerſte, wenn ſie ſich gleich
in ihrem gegenwaͤrtigen Zuſtande merklich davon unterſcheidet. Die ſogenannte
vierzeilige, richtiger viereckige Gerſte hat eben ſowohl ſechs Zeilen. Es ſtehen
die Koͤrner wenn ſie reifen bei jener nur mehr ab und bilden ſo ein Sechseck.

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[87/0111] Die Gerſte. Sie wiegt mehrentheils dem Rocken gleich, und uͤberwiegt ihn oft. In Anſehung ihrer Nahrungstheile fand Einhof 72¾ in Hundert, alſo 2¾ mehr wie im Rocken. Er bemerkt aber, daß ſie an ſuͤßſchleimiger und thieriſch-vegetabiliſcher Subſtanz, folglich an den nahrhafteſten Theilen ſo viel habe, daß ſie zwiſchen dem Weizen und Rocken ſtehe. Annalen des Ak- baues Bd. VIII. S. 27. Wir haben mit dem Zuſatze von etwas Weizen oder Rocken ein gar kraͤftiges Brod daraus gebacken. Einige Verſuche damit mißgluͤckten den Brauern, das Bier ward kraͤftig, aber nicht klar. Nunmehr brauen aber andre ein vorzuͤgliches Bier daraus. Von den Branntweinbrennern wird ſie ſehr geſucht. Ihr Werth iſt dem des Rockens wenigſtens gleich. Die zweizeilige nackte Gerſte, Hordeum nudum, §. 94. gleicht der vorigen in den meiſten Stuͤcken. Sie hat laͤngere zweizeilige Aeh- ren. Ihr Korn wird zwar noch groͤßer, wie das der vierzeiligen, wenn ſie in gutem Gartenboden einzeln ſtehet. Aber beim Feldbau ſchrumpft es ſehr ein. Nach allen mir bekannten komparativen Verſuchen hat ſie einen betraͤcht- lich geringern Ertrag wie die Himmelsgerſte gegeben. (Von Gartenverſuchen, nach Vermehrung der angepflanzten Koͤrner berechnet, rede ich nicht.) Sie gehoͤrt alſo zu den vielen Getreidearten, deren Anbau ich nach einer Reihe von Verſuchen wieder aufgegeben habe. Die ſechszeilige Gerſte, gewoͤhnlich Wintergerſte, Hordeum hexastichon, §. 95. wird von den Botanikern als eine beſondere Spezies angenommen. Meiner Vermuthung nach iſt ſie eine Abart der vierzeiligen Gerſte, wenn ſie ſich gleich in ihrem gegenwaͤrtigen Zuſtande merklich davon unterſcheidet. Die ſogenannte vierzeilige, richtiger viereckige Gerſte hat eben ſowohl ſechs Zeilen. Es ſtehen die Koͤrner wenn ſie reifen bei jener nur mehr ab und bilden ſo ein Sechseck.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/111>, abgerufen am 23.11.2024.