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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Erbsen.
Getreidepflanzen abgestoßene Materie aus dem Boden zögen und zu ihrer Nah-
rung gebrauchten, läßt sich zwar nicht annehmen, allein das quantitative Ver-
hältniß, worin sie die Urstoffe anziehen, ist ohne Zweifel verschieden. Eine so
alte wie allgemeine Erfahrung, hat diese Saaten als Brachfrüchte oder verbes-
sernde Früchte anerkennen lassen, bei deren Abwechselung mit dem eigentlichen
Getreide der Acker länger in Kraft bleibt und stärkere Ernten giebt, als wenn
man immerfort Halmgetreide bauet. Es würde überflüssig seyn, hierüber mehre-
res zu sagen, als im ersten Bande bei der Lehre vom Fruchtwechsel gesagt wor-
den ist, da jeder erfahrne Landwirth weiß, daß bei einem beständigen Fruchtbau
dieser Wechsel unumgänglich nöthig sey, und sogar durch stärkere Düngung nicht
entbehrlich werde.

Die Erbse
§. 123.

ist unter den Hülsenfrüchten bei uns die gebräuchlichste.

Man hat von den Erbsen zwei Hauptabarten: die bei uns gewöhnliche gelbeAb- und
Spielarten.

Erbse, und die graue oder preußische Erbse, welche hauptsächlich in Pohlen und
Preußen gebauet wird.

Von der gelben Erbse haben wir wieder eine besondere Spielart, welche auch
trocken ihre grüne Farbe behält, sich übrigens aber fast gar nicht unterscheidet.

Die Gärtner haben eine große Menge von Spielarten erzeugt, und diese
sind auch in den Feldbau übergegangen. Insbesondere giebt es einige Arten, die
früher ansetzen und reif werden und nicht so stark ins Kraut treiben, wie andre.
Man hält sie im Ertrage für sicherer und im Korne feinhülsiger und weicher;
wogegen die größere, spätere Art zuweilen stärkeren Ertrag und immer mehr Stroh
giebt. Was aber in den meisten Verhältnissen für die frühere Art entscheidet,
ist, daß sie nicht so leicht vor dem Fruchtansatze mit Mehlthau befallen wird, und
daß sie, wegen der früheren Aberntung, mehrere Zeit zur Vorbereitung des Ackers
zum Wintergetreide verstattet.

Die graue preußische, größere und eckige Erbse mit violetter Blüte, soll ei-
nem andren Klima, wie einige behaupten, nicht so angemessen seyn und ausarten.
Man bauet besonders in den Leine- und Wesergegenden eine graue Erbse mit vio-

Erbſen.
Getreidepflanzen abgeſtoßene Materie aus dem Boden zoͤgen und zu ihrer Nah-
rung gebrauchten, laͤßt ſich zwar nicht annehmen, allein das quantitative Ver-
haͤltniß, worin ſie die Urſtoffe anziehen, iſt ohne Zweifel verſchieden. Eine ſo
alte wie allgemeine Erfahrung, hat dieſe Saaten als Brachfruͤchte oder verbeſ-
ſernde Fruͤchte anerkennen laſſen, bei deren Abwechſelung mit dem eigentlichen
Getreide der Acker laͤnger in Kraft bleibt und ſtaͤrkere Ernten giebt, als wenn
man immerfort Halmgetreide bauet. Es wuͤrde uͤberfluͤſſig ſeyn, hieruͤber mehre-
res zu ſagen, als im erſten Bande bei der Lehre vom Fruchtwechſel geſagt wor-
den iſt, da jeder erfahrne Landwirth weiß, daß bei einem beſtaͤndigen Fruchtbau
dieſer Wechſel unumgaͤnglich noͤthig ſey, und ſogar durch ſtaͤrkere Duͤngung nicht
entbehrlich werde.

Die Erbſe
§. 123.

iſt unter den Huͤlſenfruͤchten bei uns die gebraͤuchlichſte.

Man hat von den Erbſen zwei Hauptabarten: die bei uns gewoͤhnliche gelbeAb- und
Spielarten.

Erbſe, und die graue oder preußiſche Erbſe, welche hauptſaͤchlich in Pohlen und
Preußen gebauet wird.

Von der gelben Erbſe haben wir wieder eine beſondere Spielart, welche auch
trocken ihre gruͤne Farbe behaͤlt, ſich uͤbrigens aber faſt gar nicht unterſcheidet.

Die Gaͤrtner haben eine große Menge von Spielarten erzeugt, und dieſe
ſind auch in den Feldbau uͤbergegangen. Insbeſondere giebt es einige Arten, die
fruͤher anſetzen und reif werden und nicht ſo ſtark ins Kraut treiben, wie andre.
Man haͤlt ſie im Ertrage fuͤr ſicherer und im Korne feinhuͤlſiger und weicher;
wogegen die groͤßere, ſpaͤtere Art zuweilen ſtaͤrkeren Ertrag und immer mehr Stroh
giebt. Was aber in den meiſten Verhaͤltniſſen fuͤr die fruͤhere Art entſcheidet,
iſt, daß ſie nicht ſo leicht vor dem Fruchtanſatze mit Mehlthau befallen wird, und
daß ſie, wegen der fruͤheren Aberntung, mehrere Zeit zur Vorbereitung des Ackers
zum Wintergetreide verſtattet.

Die graue preußiſche, groͤßere und eckige Erbſe mit violetter Bluͤte, ſoll ei-
nem andren Klima, wie einige behaupten, nicht ſo angemeſſen ſeyn und ausarten.
Man bauet beſonders in den Leine- und Weſergegenden eine graue Erbſe mit vio-

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[111/0135] Erbſen. Getreidepflanzen abgeſtoßene Materie aus dem Boden zoͤgen und zu ihrer Nah- rung gebrauchten, laͤßt ſich zwar nicht annehmen, allein das quantitative Ver- haͤltniß, worin ſie die Urſtoffe anziehen, iſt ohne Zweifel verſchieden. Eine ſo alte wie allgemeine Erfahrung, hat dieſe Saaten als Brachfruͤchte oder verbeſ- ſernde Fruͤchte anerkennen laſſen, bei deren Abwechſelung mit dem eigentlichen Getreide der Acker laͤnger in Kraft bleibt und ſtaͤrkere Ernten giebt, als wenn man immerfort Halmgetreide bauet. Es wuͤrde uͤberfluͤſſig ſeyn, hieruͤber mehre- res zu ſagen, als im erſten Bande bei der Lehre vom Fruchtwechſel geſagt wor- den iſt, da jeder erfahrne Landwirth weiß, daß bei einem beſtaͤndigen Fruchtbau dieſer Wechſel unumgaͤnglich noͤthig ſey, und ſogar durch ſtaͤrkere Duͤngung nicht entbehrlich werde. Die Erbſe §. 123. iſt unter den Huͤlſenfruͤchten bei uns die gebraͤuchlichſte. Man hat von den Erbſen zwei Hauptabarten: die bei uns gewoͤhnliche gelbe Erbſe, und die graue oder preußiſche Erbſe, welche hauptſaͤchlich in Pohlen und Preußen gebauet wird. Ab- und Spielarten. Von der gelben Erbſe haben wir wieder eine beſondere Spielart, welche auch trocken ihre gruͤne Farbe behaͤlt, ſich uͤbrigens aber faſt gar nicht unterſcheidet. Die Gaͤrtner haben eine große Menge von Spielarten erzeugt, und dieſe ſind auch in den Feldbau uͤbergegangen. Insbeſondere giebt es einige Arten, die fruͤher anſetzen und reif werden und nicht ſo ſtark ins Kraut treiben, wie andre. Man haͤlt ſie im Ertrage fuͤr ſicherer und im Korne feinhuͤlſiger und weicher; wogegen die groͤßere, ſpaͤtere Art zuweilen ſtaͤrkeren Ertrag und immer mehr Stroh giebt. Was aber in den meiſten Verhaͤltniſſen fuͤr die fruͤhere Art entſcheidet, iſt, daß ſie nicht ſo leicht vor dem Fruchtanſatze mit Mehlthau befallen wird, und daß ſie, wegen der fruͤheren Aberntung, mehrere Zeit zur Vorbereitung des Ackers zum Wintergetreide verſtattet. Die graue preußiſche, groͤßere und eckige Erbſe mit violetter Bluͤte, ſoll ei- nem andren Klima, wie einige behaupten, nicht ſo angemeſſen ſeyn und ausarten. Man bauet beſonders in den Leine- und Weſergegenden eine graue Erbſe mit vio-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/135>, abgerufen am 26.11.2024.