letter Blüte, aber fast nur zur Viehfutterung und ihres hohen Strohes wegen, und hält sie wegen ihres herben Geschmacks zur menschlichen Nahrung untaug- lich. Dies ist vermuthlich eine Abartung jener?
Auch die weißblühenden gelben Erbsen, bekommen zuweilen violette Blüten und schwarze Körner, und einige vermeinen, daß dies die Folge einer Begattung mit den Wicken sey. Dies kann aber nach meinen Beobachtungen der Fall nicht seyn, und es scheint mir, nur von Boden und Witterung abzuhängen, da ich auch bemerkt habe, daß sie wieder einarten, und daß violette Blüte nicht immer graue Körner gebe.
§. 124.
Boden.Ein sandiger oder kalkiger Lehmboden, weder naßkalt noch der Dürre zu sehr ausgesetzt, ist ohne Zweifel der vorzüglichste und sicherste für die Erbsen. Sie ge- deihen jedoch auch auf strengem Thonboden und eben so auf lehmigem Sandboden, wenn beiden die Witterung zusagt und dieser nicht zu dürre gelegen ist. Allemal aber scheint ein Antheil von Kalk ihre Vegetation sehr zu begünstigen, wenn er auch nur geringe ist, und man hat in mehreren Gegenden die Erfahrung gemacht, daß der Erbsenbau nur auf den Aeckern glücke, die einmal, sey es auch vor lan- ger Zeit, gekalket oder gemergelt worden. Dagegen scheinen sie keine Säure im Boden zu ertragen, und vielleicht besteht eine Hauptwirkung des Kalkes in der Vertilgung derselben.
§. 125.
Ihr Platz in den Feldrota- tionen.Bei der Dreifelderwirthschaft werden die Erbsen in und statt der Brache gebauet. Dies ist beinahe allgemein angenommen, und geschiehet wo der Bo- den Erbsen zu tragen vermag. Im Allgemeinen kann man einen Rückschlag des Wintergetreides nach den Erbsen gegen das nach der Brache jedoch nicht ableug- nen, auch nicht daß der Boden leicht danach verwildere und verkraute, besonders wenn man mehrere Male die Brache mit Erbsen bestellt, statt sie im Sommer zu bearbeiten. Es giebt daher noch immer so strenge Anhänger des alten Ge- brauchs, daß sie die Erbsen nicht in das Brachfeld, sondern in das Sommerfeld säen, und dann reine Brache nachher halten, um sich ihres besseren Winterge- treides gegen die Besteller der Brachfrüchte rühmen zu können. Diese haben so- gar den angeblichen Getreidemangel und Theurung der verwichenen Jahre dem
Erbsenbau
Huͤlſenfruͤchte.
letter Bluͤte, aber faſt nur zur Viehfutterung und ihres hohen Strohes wegen, und haͤlt ſie wegen ihres herben Geſchmacks zur menſchlichen Nahrung untaug- lich. Dies iſt vermuthlich eine Abartung jener?
Auch die weißbluͤhenden gelben Erbſen, bekommen zuweilen violette Bluͤten und ſchwarze Koͤrner, und einige vermeinen, daß dies die Folge einer Begattung mit den Wicken ſey. Dies kann aber nach meinen Beobachtungen der Fall nicht ſeyn, und es ſcheint mir, nur von Boden und Witterung abzuhaͤngen, da ich auch bemerkt habe, daß ſie wieder einarten, und daß violette Bluͤte nicht immer graue Koͤrner gebe.
§. 124.
Boden.Ein ſandiger oder kalkiger Lehmboden, weder naßkalt noch der Duͤrre zu ſehr ausgeſetzt, iſt ohne Zweifel der vorzuͤglichſte und ſicherſte fuͤr die Erbſen. Sie ge- deihen jedoch auch auf ſtrengem Thonboden und eben ſo auf lehmigem Sandboden, wenn beiden die Witterung zuſagt und dieſer nicht zu duͤrre gelegen iſt. Allemal aber ſcheint ein Antheil von Kalk ihre Vegetation ſehr zu beguͤnſtigen, wenn er auch nur geringe iſt, und man hat in mehreren Gegenden die Erfahrung gemacht, daß der Erbſenbau nur auf den Aeckern gluͤcke, die einmal, ſey es auch vor lan- ger Zeit, gekalket oder gemergelt worden. Dagegen ſcheinen ſie keine Saͤure im Boden zu ertragen, und vielleicht beſteht eine Hauptwirkung des Kalkes in der Vertilgung derſelben.
§. 125.
Ihr Platz in den Feldrota- tionen.Bei der Dreifelderwirthſchaft werden die Erbſen in und ſtatt der Brache gebauet. Dies iſt beinahe allgemein angenommen, und geſchiehet wo der Bo- den Erbſen zu tragen vermag. Im Allgemeinen kann man einen Ruͤckſchlag des Wintergetreides nach den Erbſen gegen das nach der Brache jedoch nicht ableug- nen, auch nicht daß der Boden leicht danach verwildere und verkraute, beſonders wenn man mehrere Male die Brache mit Erbſen beſtellt, ſtatt ſie im Sommer zu bearbeiten. Es giebt daher noch immer ſo ſtrenge Anhaͤnger des alten Ge- brauchs, daß ſie die Erbſen nicht in das Brachfeld, ſondern in das Sommerfeld ſaͤen, und dann reine Brache nachher halten, um ſich ihres beſſeren Winterge- treides gegen die Beſteller der Brachfruͤchte ruͤhmen zu koͤnnen. Dieſe haben ſo- gar den angeblichen Getreidemangel und Theurung der verwichenen Jahre dem
Erbſenbau
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Huͤlſenfruͤchte.
letter Bluͤte, aber faſt nur zur Viehfutterung und ihres hohen Strohes wegen,
und haͤlt ſie wegen ihres herben Geſchmacks zur menſchlichen Nahrung untaug-
lich. Dies iſt vermuthlich eine Abartung jener?
Auch die weißbluͤhenden gelben Erbſen, bekommen zuweilen violette Bluͤten
und ſchwarze Koͤrner, und einige vermeinen, daß dies die Folge einer Begattung
mit den Wicken ſey. Dies kann aber nach meinen Beobachtungen der Fall nicht
ſeyn, und es ſcheint mir, nur von Boden und Witterung abzuhaͤngen, da ich
auch bemerkt habe, daß ſie wieder einarten, und daß violette Bluͤte nicht immer
graue Koͤrner gebe.
§. 124.
Ein ſandiger oder kalkiger Lehmboden, weder naßkalt noch der Duͤrre zu ſehr
ausgeſetzt, iſt ohne Zweifel der vorzuͤglichſte und ſicherſte fuͤr die Erbſen. Sie ge-
deihen jedoch auch auf ſtrengem Thonboden und eben ſo auf lehmigem Sandboden,
wenn beiden die Witterung zuſagt und dieſer nicht zu duͤrre gelegen iſt. Allemal
aber ſcheint ein Antheil von Kalk ihre Vegetation ſehr zu beguͤnſtigen, wenn er
auch nur geringe iſt, und man hat in mehreren Gegenden die Erfahrung gemacht,
daß der Erbſenbau nur auf den Aeckern gluͤcke, die einmal, ſey es auch vor lan-
ger Zeit, gekalket oder gemergelt worden. Dagegen ſcheinen ſie keine Saͤure im
Boden zu ertragen, und vielleicht beſteht eine Hauptwirkung des Kalkes in der
Vertilgung derſelben.
Boden.
§. 125.
Bei der Dreifelderwirthſchaft werden die Erbſen in und ſtatt der Brache
gebauet. Dies iſt beinahe allgemein angenommen, und geſchiehet wo der Bo-
den Erbſen zu tragen vermag. Im Allgemeinen kann man einen Ruͤckſchlag des
Wintergetreides nach den Erbſen gegen das nach der Brache jedoch nicht ableug-
nen, auch nicht daß der Boden leicht danach verwildere und verkraute, beſonders
wenn man mehrere Male die Brache mit Erbſen beſtellt, ſtatt ſie im Sommer
zu bearbeiten. Es giebt daher noch immer ſo ſtrenge Anhaͤnger des alten Ge-
brauchs, daß ſie die Erbſen nicht in das Brachfeld, ſondern in das Sommerfeld
ſaͤen, und dann reine Brache nachher halten, um ſich ihres beſſeren Winterge-
treides gegen die Beſteller der Brachfruͤchte ruͤhmen zu koͤnnen. Dieſe haben ſo-
gar den angeblichen Getreidemangel und Theurung der verwichenen Jahre dem
Erbſenbau
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/136>, abgerufen am 26.11.2024.
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