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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Erbsen.
Erbsenbau in der Brache zugeschrieben. Allein wenn die Erbsen nur nicht zu oft
kommen, und die Bearbeitung der Brache darüber nicht ganz versäumt wird, man
auch den Acker vor und nach den Erbsen gut behandelt, so hat es damit keine
Gefahr, und der geringe Abschlag in der Winterung wird vielfach durch den Erbsen-
ertrag, die mehr ausgesogene Kraft des Bodens aber durch das Erbsenstroh ersetzt.

In der Koppelwirthschaft haben die Erbsen lange den letzten Platz einnehmen
müssen, und wurden in dem sogenannten Nach- oder Abtragsschlage gebauet, wo
sie schlecht gerathen. Man hat sich aber jetzt schon häufig eines bessern belehrt.

Vergl. das gerechte Verhältniß der Viehzucht und des Ackerbaues. S. 146.
Annalen der Mecklenburgischen Landwirthschaftsgesellschaft. Bd. II. S. 276.

Gewiß ist es, daß Erbsen vorzüglich in der Kleestoppel und nach behackten
Früchten, nach Kartoffeln gerathen. Aber diese und jene sind gute Vorfrüchte für
Getreide, und deshalb nimmt man nach der Regel des Fruchtwechsels gern eine
Halmfrucht dazwischen. Wer wird sich aber nicht von der Befolgung jeder Regel
lossagen, wenn er in einem besonderen Falle zureichende Gründe dazu hat?

Einige haben die Meinung, Erbsen geriethen zum erstenmal nicht in einem
Felde, welches noch nie Erbsen getragen habe, und säen sie daher immer nur in
das seit langer Zeit dazu bestimmte Feld. Dies ist entschieden ein bloßes Vorur-
theil, wenn nicht andre Ursachen vorhanden sind, welche die übrigen Felder zum
Erbsenbau untauglicher machen.

Andre dagegen besorgen, die Erbsen würden sich austragen, wenn sie selbst
oder andre Hülsenfrüchte oft an einem Ort kämen. Dies zeigt aber die Erfah-
rung nicht, wenn dazwischen eine Düngung und vollständige Bearbeitung ge-
geben wird.

§. 126.

Ob die Erbsen im Dünger oder erst in zweiter und dritter Tracht zu bauenDüngung.
seyen, darüber sind die Meinungen verschieden. Manche besorgen bei ersterm einen zu
üppigen Trieb des Krautes, so daß sie keine Schooten ansetzen, immerfort wachsen
und blühen möchten, ohne zu reifen. Wer einen so kräftigen Boden hat, daß die-
ses im Durchschnitt der Jahre zu besorgen steht, muß ihnen allerdings keinen Dün-
ger geben. Aber dieser Fall ist so häufig nicht, und im Allgemeinen ist eine leb-
hafte Vegetation der Erbsen, um des so schätzbaren Strohes und der dichten,

Vierter Theil. P

Erbſen.
Erbſenbau in der Brache zugeſchrieben. Allein wenn die Erbſen nur nicht zu oft
kommen, und die Bearbeitung der Brache daruͤber nicht ganz verſaͤumt wird, man
auch den Acker vor und nach den Erbſen gut behandelt, ſo hat es damit keine
Gefahr, und der geringe Abſchlag in der Winterung wird vielfach durch den Erbſen-
ertrag, die mehr ausgeſogene Kraft des Bodens aber durch das Erbſenſtroh erſetzt.

In der Koppelwirthſchaft haben die Erbſen lange den letzten Platz einnehmen
muͤſſen, und wurden in dem ſogenannten Nach- oder Abtragsſchlage gebauet, wo
ſie ſchlecht gerathen. Man hat ſich aber jetzt ſchon haͤufig eines beſſern belehrt.

Vergl. das gerechte Verhaͤltniß der Viehzucht und des Ackerbaues. S. 146.
Annalen der Mecklenburgiſchen Landwirthſchaftsgeſellſchaft. Bd. II. S. 276.

Gewiß iſt es, daß Erbſen vorzuͤglich in der Kleeſtoppel und nach behackten
Fruͤchten, nach Kartoffeln gerathen. Aber dieſe und jene ſind gute Vorfruͤchte fuͤr
Getreide, und deshalb nimmt man nach der Regel des Fruchtwechſels gern eine
Halmfrucht dazwiſchen. Wer wird ſich aber nicht von der Befolgung jeder Regel
losſagen, wenn er in einem beſonderen Falle zureichende Gruͤnde dazu hat?

Einige haben die Meinung, Erbſen geriethen zum erſtenmal nicht in einem
Felde, welches noch nie Erbſen getragen habe, und ſaͤen ſie daher immer nur in
das ſeit langer Zeit dazu beſtimmte Feld. Dies iſt entſchieden ein bloßes Vorur-
theil, wenn nicht andre Urſachen vorhanden ſind, welche die uͤbrigen Felder zum
Erbſenbau untauglicher machen.

Andre dagegen beſorgen, die Erbſen wuͤrden ſich austragen, wenn ſie ſelbſt
oder andre Huͤlſenfruͤchte oft an einem Ort kaͤmen. Dies zeigt aber die Erfah-
rung nicht, wenn dazwiſchen eine Duͤngung und vollſtaͤndige Bearbeitung ge-
geben wird.

§. 126.

Ob die Erbſen im Duͤnger oder erſt in zweiter und dritter Tracht zu bauenDuͤngung.
ſeyen, daruͤber ſind die Meinungen verſchieden. Manche beſorgen bei erſterm einen zu
uͤppigen Trieb des Krautes, ſo daß ſie keine Schooten anſetzen, immerfort wachſen
und bluͤhen moͤchten, ohne zu reifen. Wer einen ſo kraͤftigen Boden hat, daß die-
ſes im Durchſchnitt der Jahre zu beſorgen ſteht, muß ihnen allerdings keinen Duͤn-
ger geben. Aber dieſer Fall iſt ſo haͤufig nicht, und im Allgemeinen iſt eine leb-
hafte Vegetation der Erbſen, um des ſo ſchaͤtzbaren Strohes und der dichten,

Vierter Theil. P
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[113/0137] Erbſen. Erbſenbau in der Brache zugeſchrieben. Allein wenn die Erbſen nur nicht zu oft kommen, und die Bearbeitung der Brache daruͤber nicht ganz verſaͤumt wird, man auch den Acker vor und nach den Erbſen gut behandelt, ſo hat es damit keine Gefahr, und der geringe Abſchlag in der Winterung wird vielfach durch den Erbſen- ertrag, die mehr ausgeſogene Kraft des Bodens aber durch das Erbſenſtroh erſetzt. In der Koppelwirthſchaft haben die Erbſen lange den letzten Platz einnehmen muͤſſen, und wurden in dem ſogenannten Nach- oder Abtragsſchlage gebauet, wo ſie ſchlecht gerathen. Man hat ſich aber jetzt ſchon haͤufig eines beſſern belehrt. Vergl. das gerechte Verhaͤltniß der Viehzucht und des Ackerbaues. S. 146. Annalen der Mecklenburgiſchen Landwirthſchaftsgeſellſchaft. Bd. II. S. 276. Gewiß iſt es, daß Erbſen vorzuͤglich in der Kleeſtoppel und nach behackten Fruͤchten, nach Kartoffeln gerathen. Aber dieſe und jene ſind gute Vorfruͤchte fuͤr Getreide, und deshalb nimmt man nach der Regel des Fruchtwechſels gern eine Halmfrucht dazwiſchen. Wer wird ſich aber nicht von der Befolgung jeder Regel losſagen, wenn er in einem beſonderen Falle zureichende Gruͤnde dazu hat? Einige haben die Meinung, Erbſen geriethen zum erſtenmal nicht in einem Felde, welches noch nie Erbſen getragen habe, und ſaͤen ſie daher immer nur in das ſeit langer Zeit dazu beſtimmte Feld. Dies iſt entſchieden ein bloßes Vorur- theil, wenn nicht andre Urſachen vorhanden ſind, welche die uͤbrigen Felder zum Erbſenbau untauglicher machen. Andre dagegen beſorgen, die Erbſen wuͤrden ſich austragen, wenn ſie ſelbſt oder andre Huͤlſenfruͤchte oft an einem Ort kaͤmen. Dies zeigt aber die Erfah- rung nicht, wenn dazwiſchen eine Duͤngung und vollſtaͤndige Bearbeitung ge- geben wird. §. 126. Ob die Erbſen im Duͤnger oder erſt in zweiter und dritter Tracht zu bauen ſeyen, daruͤber ſind die Meinungen verſchieden. Manche beſorgen bei erſterm einen zu uͤppigen Trieb des Krautes, ſo daß ſie keine Schooten anſetzen, immerfort wachſen und bluͤhen moͤchten, ohne zu reifen. Wer einen ſo kraͤftigen Boden hat, daß die- ſes im Durchſchnitt der Jahre zu beſorgen ſteht, muß ihnen allerdings keinen Duͤn- ger geben. Aber dieſer Fall iſt ſo haͤufig nicht, und im Allgemeinen iſt eine leb- hafte Vegetation der Erbſen, um des ſo ſchaͤtzbaren Strohes und der dichten, Duͤngung. Vierter Theil. P

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/137>, abgerufen am 26.11.2024.