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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Kartoffeln.
günstige Zeit, wo Weiber und Kinder keine andre Arbeit haben, und wo die
Witterung heiter zu seyn pflegt. Es ist eine Arbeit, die sie gerne thun, und wo-
bei sie der Gedanke, ihren Winterbedarf zu verdienen, aufmuntert. Mir scheint
nichts angemessener zu seyn, als sie um eine Quote aufnehmen zu lassen. Nach
meiner Art gelegt, thun sie es um den zwölften Scheffel gern, zuweilen um
den fünfzehnten, wenn meine Kartoffeln gut und andre nicht sonderlich stehen.
Verdienen sie mehr als sie gebrauchen und aufbewahren können, so nimmt man
sie ihnen zu einem bestimmten Preise ab. Es geht sehr geschwind, die Leute neh-
men alle ihre Kinder zu Hülfe; im Tagelohn ist es dagegen eine langweilige Arbeit.

Die Kartoffeln werden mit einer Winzerhacke aufgehauen, nachdem das Krant
vorher abgemähet worden. Nach meiner Art gelegt, kann ein Mann bequem für
zwölf Aufleser aufh[a]cken. So kostet die Arbeit weniger als das Aufpflügen, wel-
ches mancherlei Unbequemlichkeiten hat; insbesondere weil nicht genau abgemessen
werden kann, wie viel an jedem Tage gesammlet wird und der Nachtfrost die be-
schädigen kann, welche liegen bleiben. Sie werden so vollständig aufgesammlet,
daß ich eine Nachlese nie der Mühe werth gefunden habe; denn die Hacke fördert
sie trefflich zu Tage.

Es ist eine große Verschwendung, sich der Säcke bei der Kartoffelernte zu
bedienen. Sie gehen in einem Jahre darauf. Ich habe Kasten, die ungefähr
30 Scheffel halten und die auf Wagen gesetzt werden. An der Seite haben sie
einen Schieber. Wenn sie bei dem Kartoffel-Magazin anlangen, wird der
Schieber geöffnet, eine Rinne angehangen, und so laufen die Kartoffeln an den
Ort ihrer Bestimmung herab. Diese Kasten sind auch zu manchem andern Ge-
brauch bequem.

§. 283.

Wenn die Kartoffeln bei trockner Witterung aufgenommen werden, so kannAufbewah-
rung.

man sie mit Sicherheit gleich in die Keller oder gegen Frost verwahrte Magazine
bringen. Man muß diese aber, bis Frost eintritt, luftig erhalten. Kommen sie
sehr feucht ein, so ist es rathsamer, sie erst auf eine Tenne zu bringen und ab-
trocknen zu lassen.

Keller oder durch doppelte Wände gegen Frost gesicherte Behälter, sind zwar
zur Aufbewahrung der Kartoffeln am bequemsten; jedoch können sie in Mieten

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Die Kartoffeln.
guͤnſtige Zeit, wo Weiber und Kinder keine andre Arbeit haben, und wo die
Witterung heiter zu ſeyn pflegt. Es iſt eine Arbeit, die ſie gerne thun, und wo-
bei ſie der Gedanke, ihren Winterbedarf zu verdienen, aufmuntert. Mir ſcheint
nichts angemeſſener zu ſeyn, als ſie um eine Quote aufnehmen zu laſſen. Nach
meiner Art gelegt, thun ſie es um den zwoͤlften Scheffel gern, zuweilen um
den fuͤnfzehnten, wenn meine Kartoffeln gut und andre nicht ſonderlich ſtehen.
Verdienen ſie mehr als ſie gebrauchen und aufbewahren koͤnnen, ſo nimmt man
ſie ihnen zu einem beſtimmten Preiſe ab. Es geht ſehr geſchwind, die Leute neh-
men alle ihre Kinder zu Huͤlfe; im Tagelohn iſt es dagegen eine langweilige Arbeit.

Die Kartoffeln werden mit einer Winzerhacke aufgehauen, nachdem das Krant
vorher abgemaͤhet worden. Nach meiner Art gelegt, kann ein Mann bequem fuͤr
zwoͤlf Aufleſer aufh[a]cken. So koſtet die Arbeit weniger als das Aufpfluͤgen, wel-
ches mancherlei Unbequemlichkeiten hat; insbeſondere weil nicht genau abgemeſſen
werden kann, wie viel an jedem Tage geſammlet wird und der Nachtfroſt die be-
ſchaͤdigen kann, welche liegen bleiben. Sie werden ſo vollſtaͤndig aufgeſammlet,
daß ich eine Nachleſe nie der Muͤhe werth gefunden habe; denn die Hacke foͤrdert
ſie trefflich zu Tage.

Es iſt eine große Verſchwendung, ſich der Saͤcke bei der Kartoffelernte zu
bedienen. Sie gehen in einem Jahre darauf. Ich habe Kaſten, die ungefaͤhr
30 Scheffel halten und die auf Wagen geſetzt werden. An der Seite haben ſie
einen Schieber. Wenn ſie bei dem Kartoffel-Magazin anlangen, wird der
Schieber geoͤffnet, eine Rinne angehangen, und ſo laufen die Kartoffeln an den
Ort ihrer Beſtimmung herab. Dieſe Kaſten ſind auch zu manchem andern Ge-
brauch bequem.

§. 283.

Wenn die Kartoffeln bei trockner Witterung aufgenommen werden, ſo kannAufbewah-
rung.

man ſie mit Sicherheit gleich in die Keller oder gegen Froſt verwahrte Magazine
bringen. Man muß dieſe aber, bis Froſt eintritt, luftig erhalten. Kommen ſie
ſehr feucht ein, ſo iſt es rathſamer, ſie erſt auf eine Tenne zu bringen und ab-
trocknen zu laſſen.

Keller oder durch doppelte Waͤnde gegen Froſt geſicherte Behaͤlter, ſind zwar
zur Aufbewahrung der Kartoffeln am bequemſten; jedoch koͤnnen ſie in Mieten

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[219/0243] Die Kartoffeln. guͤnſtige Zeit, wo Weiber und Kinder keine andre Arbeit haben, und wo die Witterung heiter zu ſeyn pflegt. Es iſt eine Arbeit, die ſie gerne thun, und wo- bei ſie der Gedanke, ihren Winterbedarf zu verdienen, aufmuntert. Mir ſcheint nichts angemeſſener zu ſeyn, als ſie um eine Quote aufnehmen zu laſſen. Nach meiner Art gelegt, thun ſie es um den zwoͤlften Scheffel gern, zuweilen um den fuͤnfzehnten, wenn meine Kartoffeln gut und andre nicht ſonderlich ſtehen. Verdienen ſie mehr als ſie gebrauchen und aufbewahren koͤnnen, ſo nimmt man ſie ihnen zu einem beſtimmten Preiſe ab. Es geht ſehr geſchwind, die Leute neh- men alle ihre Kinder zu Huͤlfe; im Tagelohn iſt es dagegen eine langweilige Arbeit. Die Kartoffeln werden mit einer Winzerhacke aufgehauen, nachdem das Krant vorher abgemaͤhet worden. Nach meiner Art gelegt, kann ein Mann bequem fuͤr zwoͤlf Aufleſer aufhacken. So koſtet die Arbeit weniger als das Aufpfluͤgen, wel- ches mancherlei Unbequemlichkeiten hat; insbeſondere weil nicht genau abgemeſſen werden kann, wie viel an jedem Tage geſammlet wird und der Nachtfroſt die be- ſchaͤdigen kann, welche liegen bleiben. Sie werden ſo vollſtaͤndig aufgeſammlet, daß ich eine Nachleſe nie der Muͤhe werth gefunden habe; denn die Hacke foͤrdert ſie trefflich zu Tage. Es iſt eine große Verſchwendung, ſich der Saͤcke bei der Kartoffelernte zu bedienen. Sie gehen in einem Jahre darauf. Ich habe Kaſten, die ungefaͤhr 30 Scheffel halten und die auf Wagen geſetzt werden. An der Seite haben ſie einen Schieber. Wenn ſie bei dem Kartoffel-Magazin anlangen, wird der Schieber geoͤffnet, eine Rinne angehangen, und ſo laufen die Kartoffeln an den Ort ihrer Beſtimmung herab. Dieſe Kaſten ſind auch zu manchem andern Ge- brauch bequem. §. 283. Wenn die Kartoffeln bei trockner Witterung aufgenommen werden, ſo kann man ſie mit Sicherheit gleich in die Keller oder gegen Froſt verwahrte Magazine bringen. Man muß dieſe aber, bis Froſt eintritt, luftig erhalten. Kommen ſie ſehr feucht ein, ſo iſt es rathſamer, ſie erſt auf eine Tenne zu bringen und ab- trocknen zu laſſen. Aufbewah- rung. Keller oder durch doppelte Waͤnde gegen Froſt geſicherte Behaͤlter, ſind zwar zur Aufbewahrung der Kartoffeln am bequemſten; jedoch koͤnnen ſie in Mieten E e 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/243>, abgerufen am 26.11.2024.