Allein die wirksame Anwendung des Exstirpators fällt bei dieser Bauart weg, und den Schaufelpflug kann man auch nicht gebrauchen. Daher hat man etwas mehr mit dem Unkraut zu kampfen, und es kommt sehr darauf an, daß man den Zeitpunkt zum Ueberstreichen der Erde richtig wahrnehme. Sonst muß man mit Handjäten und Hacken nachhelfen. Auf sandigem dürren Boden paßt sie nicht, weil er bei heißer Dürre zu sehr austrocknen könnte. Und endlich könnte ein beträchtlicher Frost, der die Kartoffeln vor dem Ausnehmen überfiele, vielleicht tiefer in diese Beete eindringen. Also rathe ich doch nur auf solchem Boden dazu, wo man Nachtheil von der Feuchtigkeit für die Kartoffeln zu be- sorgen hat.
Ueber andre Methoden des Kartoffelbaues verweise ich auf das, was ich im ersten und dritten Bande meiner englischen Landwirthschaft gesagt habe. Bei den vorerwähnten beiden Methoden bleibe ich jetzt stehen.
Wenn das letzte Anhäufen geschehen ist und die Kartoffeln in die Blüte treten, so muß man sie ruhig stehen lassen. Denn mit der Blüte bilden sich zugleich die jungen Bollen aus. Es war ein sehr thörichter Rath, die Blüten abzuschneiden, um dadurch den Ertrag der Kartoffeln zu vermehren. Der scharf- sinnige Cullen in Edinburg hatte es schon bemerkt, daß der Vegetationsprozeß in der Bollen- und Blüteentwickelung harmonire, und die bei dieser Gelegen- heit gemachten Versuche haben sämmtlich gezeigt, daß man dem Ertrage durch Abschneidung der Blüten merklich geschadet habe.
Auch hatte Cullen den Versuch gemacht, den Kartoffeln das Kraut im- mer abzuschneiden, so wie es wieder austrieb; welches die Folge hatte, daß sie durchaus keine Bollen ansetzten, sondern lauter Wurzelfasern trieben. Anderdons Versuche über den Nachtheil des frühen Abschneidens des Krautes, habe ich im 1sten Bande der englischen Landwirthschaft S. 403. angeführt.
§. 282.
Die Ernte.Die Ernte der Kartoffeln ist das, was den mehrsten großen Landwirthen am schwierigsten geschienen hat, und warum sie ihren Anbau im Großen für be- denklich hielten. Indessen hat sich die Besorglichkeit seit dem Jahre 1798, wo ich den Kartoffelbau im Großen zuerst predigte, sehr verloren, und man hat ge- funden, daß es damit leichter gehe, als man sich vorstellen konnte. Es ist eine
Futtergewaͤchſe.
Allein die wirkſame Anwendung des Exſtirpators faͤllt bei dieſer Bauart weg, und den Schaufelpflug kann man auch nicht gebrauchen. Daher hat man etwas mehr mit dem Unkraut zu kampfen, und es kommt ſehr darauf an, daß man den Zeitpunkt zum Ueberſtreichen der Erde richtig wahrnehme. Sonſt muß man mit Handjaͤten und Hacken nachhelfen. Auf ſandigem duͤrren Boden paßt ſie nicht, weil er bei heißer Duͤrre zu ſehr austrocknen koͤnnte. Und endlich koͤnnte ein betraͤchtlicher Froſt, der die Kartoffeln vor dem Ausnehmen uͤberfiele, vielleicht tiefer in dieſe Beete eindringen. Alſo rathe ich doch nur auf ſolchem Boden dazu, wo man Nachtheil von der Feuchtigkeit fuͤr die Kartoffeln zu be- ſorgen hat.
Ueber andre Methoden des Kartoffelbaues verweiſe ich auf das, was ich im erſten und dritten Bande meiner engliſchen Landwirthſchaft geſagt habe. Bei den vorerwaͤhnten beiden Methoden bleibe ich jetzt ſtehen.
Wenn das letzte Anhaͤufen geſchehen iſt und die Kartoffeln in die Bluͤte treten, ſo muß man ſie ruhig ſtehen laſſen. Denn mit der Bluͤte bilden ſich zugleich die jungen Bollen aus. Es war ein ſehr thoͤrichter Rath, die Bluͤten abzuſchneiden, um dadurch den Ertrag der Kartoffeln zu vermehren. Der ſcharf- ſinnige Cullen in Edinburg hatte es ſchon bemerkt, daß der Vegetationsprozeß in der Bollen- und Bluͤteentwickelung harmonire, und die bei dieſer Gelegen- heit gemachten Verſuche haben ſaͤmmtlich gezeigt, daß man dem Ertrage durch Abſchneidung der Bluͤten merklich geſchadet habe.
Auch hatte Cullen den Verſuch gemacht, den Kartoffeln das Kraut im- mer abzuſchneiden, ſo wie es wieder austrieb; welches die Folge hatte, daß ſie durchaus keine Bollen anſetzten, ſondern lauter Wurzelfaſern trieben. Anderdons Verſuche uͤber den Nachtheil des fruͤhen Abſchneidens des Krautes, habe ich im 1ſten Bande der engliſchen Landwirthſchaft S. 403. angefuͤhrt.
§. 282.
Die Ernte.Die Ernte der Kartoffeln iſt das, was den mehrſten großen Landwirthen am ſchwierigſten geſchienen hat, und warum ſie ihren Anbau im Großen fuͤr be- denklich hielten. Indeſſen hat ſich die Beſorglichkeit ſeit dem Jahre 1798, wo ich den Kartoffelbau im Großen zuerſt predigte, ſehr verloren, und man hat ge- funden, daß es damit leichter gehe, als man ſich vorſtellen konnte. Es iſt eine
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0242"n="218"/><fwplace="top"type="header">Futtergewaͤchſe.</fw><lb/><p>Allein die wirkſame Anwendung des Exſtirpators faͤllt bei dieſer Bauart<lb/>
weg, und den Schaufelpflug kann man auch nicht gebrauchen. Daher hat man<lb/>
etwas mehr mit dem Unkraut zu kampfen, und es kommt ſehr darauf an, daß<lb/>
man den Zeitpunkt zum Ueberſtreichen der Erde richtig wahrnehme. Sonſt muß<lb/>
man mit Handjaͤten und Hacken nachhelfen. Auf ſandigem duͤrren Boden paßt<lb/>ſie nicht, weil er bei heißer Duͤrre zu ſehr austrocknen koͤnnte. Und endlich<lb/>
koͤnnte ein betraͤchtlicher Froſt, der die Kartoffeln vor dem Ausnehmen uͤberfiele,<lb/>
vielleicht tiefer in dieſe Beete eindringen. Alſo rathe ich doch nur auf ſolchem<lb/>
Boden dazu, wo man Nachtheil von der Feuchtigkeit fuͤr die Kartoffeln zu be-<lb/>ſorgen hat.</p><lb/><p>Ueber andre Methoden des Kartoffelbaues verweiſe ich auf das, was ich im<lb/>
erſten und dritten Bande meiner engliſchen Landwirthſchaft geſagt habe. Bei den<lb/>
vorerwaͤhnten beiden Methoden bleibe ich jetzt ſtehen.</p><lb/><p>Wenn das letzte Anhaͤufen geſchehen iſt und die Kartoffeln in die Bluͤte<lb/>
treten, ſo muß man ſie ruhig ſtehen laſſen. Denn mit der Bluͤte bilden ſich<lb/>
zugleich die jungen Bollen aus. Es war ein ſehr thoͤrichter Rath, die Bluͤten<lb/>
abzuſchneiden, um dadurch den Ertrag der Kartoffeln zu vermehren. Der ſcharf-<lb/>ſinnige <hirendition="#g">Cullen</hi> in Edinburg hatte es ſchon bemerkt, daß der Vegetationsprozeß<lb/>
in der Bollen- und Bluͤteentwickelung harmonire, und die bei dieſer Gelegen-<lb/>
heit gemachten Verſuche haben ſaͤmmtlich gezeigt, daß man dem Ertrage durch<lb/>
Abſchneidung der Bluͤten merklich geſchadet habe.</p><lb/><p>Auch hatte <hirendition="#g">Cullen</hi> den Verſuch gemacht, den Kartoffeln das Kraut im-<lb/>
mer abzuſchneiden, ſo wie es wieder austrieb; welches die Folge hatte, daß ſie<lb/>
durchaus keine Bollen anſetzten, ſondern lauter Wurzelfaſern trieben. Anderdons<lb/>
Verſuche uͤber den Nachtheil des fruͤhen Abſchneidens des Krautes, habe ich im<lb/>
1ſten Bande der engliſchen Landwirthſchaft S. 403. angefuͤhrt.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 282.</head><lb/><p><noteplace="left">Die Ernte.</note>Die Ernte der Kartoffeln iſt das, was den mehrſten großen Landwirthen<lb/>
am ſchwierigſten geſchienen hat, und warum ſie ihren Anbau im Großen fuͤr be-<lb/>
denklich hielten. Indeſſen hat ſich die Beſorglichkeit ſeit dem Jahre 1798, wo<lb/>
ich den Kartoffelbau im Großen zuerſt predigte, ſehr verloren, und man hat ge-<lb/>
funden, daß es damit leichter gehe, als man ſich vorſtellen konnte. Es iſt eine<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[218/0242]
Futtergewaͤchſe.
Allein die wirkſame Anwendung des Exſtirpators faͤllt bei dieſer Bauart
weg, und den Schaufelpflug kann man auch nicht gebrauchen. Daher hat man
etwas mehr mit dem Unkraut zu kampfen, und es kommt ſehr darauf an, daß
man den Zeitpunkt zum Ueberſtreichen der Erde richtig wahrnehme. Sonſt muß
man mit Handjaͤten und Hacken nachhelfen. Auf ſandigem duͤrren Boden paßt
ſie nicht, weil er bei heißer Duͤrre zu ſehr austrocknen koͤnnte. Und endlich
koͤnnte ein betraͤchtlicher Froſt, der die Kartoffeln vor dem Ausnehmen uͤberfiele,
vielleicht tiefer in dieſe Beete eindringen. Alſo rathe ich doch nur auf ſolchem
Boden dazu, wo man Nachtheil von der Feuchtigkeit fuͤr die Kartoffeln zu be-
ſorgen hat.
Ueber andre Methoden des Kartoffelbaues verweiſe ich auf das, was ich im
erſten und dritten Bande meiner engliſchen Landwirthſchaft geſagt habe. Bei den
vorerwaͤhnten beiden Methoden bleibe ich jetzt ſtehen.
Wenn das letzte Anhaͤufen geſchehen iſt und die Kartoffeln in die Bluͤte
treten, ſo muß man ſie ruhig ſtehen laſſen. Denn mit der Bluͤte bilden ſich
zugleich die jungen Bollen aus. Es war ein ſehr thoͤrichter Rath, die Bluͤten
abzuſchneiden, um dadurch den Ertrag der Kartoffeln zu vermehren. Der ſcharf-
ſinnige Cullen in Edinburg hatte es ſchon bemerkt, daß der Vegetationsprozeß
in der Bollen- und Bluͤteentwickelung harmonire, und die bei dieſer Gelegen-
heit gemachten Verſuche haben ſaͤmmtlich gezeigt, daß man dem Ertrage durch
Abſchneidung der Bluͤten merklich geſchadet habe.
Auch hatte Cullen den Verſuch gemacht, den Kartoffeln das Kraut im-
mer abzuſchneiden, ſo wie es wieder austrieb; welches die Folge hatte, daß ſie
durchaus keine Bollen anſetzten, ſondern lauter Wurzelfaſern trieben. Anderdons
Verſuche uͤber den Nachtheil des fruͤhen Abſchneidens des Krautes, habe ich im
1ſten Bande der engliſchen Landwirthſchaft S. 403. angefuͤhrt.
§. 282.
Die Ernte der Kartoffeln iſt das, was den mehrſten großen Landwirthen
am ſchwierigſten geſchienen hat, und warum ſie ihren Anbau im Großen fuͤr be-
denklich hielten. Indeſſen hat ſich die Beſorglichkeit ſeit dem Jahre 1798, wo
ich den Kartoffelbau im Großen zuerſt predigte, ſehr verloren, und man hat ge-
funden, daß es damit leichter gehe, als man ſich vorſtellen konnte. Es iſt eine
Die Ernte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/242>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.