Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.Die Kartoffeln. ren. Welche Vorzüge aber dieser Mist vor dem Miste aus gewöhnlicher trock-ner Fütterung habe, ist wohl allgemein anerkannt, und von Kähler (Vergl. An- nalen des Ackerbaues Bd. XII. S. 228.) scharfsinnig beobachtet worden. In dem Falle also können wir den Kartoffeln für die Dünger-Comsumtion nichts anrechnen; es wird vielmehr durch ihren Anbau die Dungmasse beträchtlich ver- mehrt, und durch das thierische Leben, welches sie ernähren, werden andre Mate- rialien erst zu wirksamem Dünger gemacht. Man hat aber manchmal Gelegenheit, seinen Acker an kleine Leute zum Kar- Wenn man also diesen baaren Geldertrag den Kartoffeln bei eigenem Anbau Consumirt die Wirthschaft aber die Kartoffeln selbst, so kann sie ihre Erzeu- §. 286. Ueber die merkwürdige aber noch wenig benutzte Abscheidung des Kartoffel- Vierter Theil. F f
Die Kartoffeln. ren. Welche Vorzuͤge aber dieſer Miſt vor dem Miſte aus gewoͤhnlicher trock-ner Fuͤtterung habe, iſt wohl allgemein anerkannt, und von Kaͤhler (Vergl. An- nalen des Ackerbaues Bd. XII. S. 228.) ſcharfſinnig beobachtet worden. In dem Falle alſo koͤnnen wir den Kartoffeln fuͤr die Duͤnger-Comſumtion nichts anrechnen; es wird vielmehr durch ihren Anbau die Dungmaſſe betraͤchtlich ver- mehrt, und durch das thieriſche Leben, welches ſie ernaͤhren, werden andre Mate- rialien erſt zu wirkſamem Duͤnger gemacht. Man hat aber manchmal Gelegenheit, ſeinen Acker an kleine Leute zum Kar- Wenn man alſo dieſen baaren Geldertrag den Kartoffeln bei eigenem Anbau Conſumirt die Wirthſchaft aber die Kartoffeln ſelbſt, ſo kann ſie ihre Erzeu- §. 286. Ueber die merkwuͤrdige aber noch wenig benutzte Abſcheidung des Kartoffel- Vierter Theil. F f
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Die Kartoffeln.
ren. Welche Vorzuͤge aber dieſer Miſt vor dem Miſte aus gewoͤhnlicher trock-
ner Fuͤtterung habe, iſt wohl allgemein anerkannt, und von Kaͤhler (Vergl. An-
nalen des Ackerbaues Bd. XII. S. 228.) ſcharfſinnig beobachtet worden. In
dem Falle alſo koͤnnen wir den Kartoffeln fuͤr die Duͤnger-Comſumtion nichts
anrechnen; es wird vielmehr durch ihren Anbau die Dungmaſſe betraͤchtlich ver-
mehrt, und durch das thieriſche Leben, welches ſie ernaͤhren, werden andre Mate-
rialien erſt zu wirkſamem Duͤnger gemacht.
Man hat aber manchmal Gelegenheit, ſeinen Acker an kleine Leute zum Kar-
toffelbau zu vermiethen. Wenn er gehoͤrig vorbereitet und geduͤngt iſt, bekommt
man fuͤr die zwoͤlffuͤßige Ruthe 1½ gr., betraͤgt per Morgen 11 rthlr. 6 gr.
Hiervon muͤſſen die Vorarbeitskoſten abgezogen werden, welche oben zu 23 gr.
berechnet worden; bleiben alſo 10 rthlr. 7 gr.
Wenn man alſo dieſen baaren Geldertrag den Kartoffeln bei eigenem Anbau
fuͤr Landrente und Miſt anrechnen will, ſo werden die Kartoffeln koſten 10 rthlr. 7 gr.
+ 3 rthlr. 9 gr. 2 pf. = 13 rthlr. 16 gr. 2 pf. und 1 Scheffel Kartoffeln
kommt dann auf 4 1/10 gr. zu ſtehen. Dies waͤre alſo der Koſtenpreis der Kartof-
feln, der wegen des gebuͤhrenden Profits auf 5 gr. zu ſetzen iſt. Und wohlfeiler
ſind wohl nie Kartoffeln verkauft worden. Hierbei aber geht der Duͤnger verlo-
ren, und wenn ich fuͤr 80 Schfl. von 1 Morgen 16 rthlr. 16 gr. bekomme, welche
nach Abzug von 3 rthlr. 9 gr. Arbeitskoſten 10 rthlr. 7 gr. reinen Ertrag geben,
ſo fragt es ſich, ob ich nach meinen Wirthſchaftsverhaͤltniſſen dadurch auch hin-
reichenden Erſatz fuͤr den verlornen Duͤnger erhalte? —
Conſumirt die Wirthſchaft aber die Kartoffeln ſelbſt, ſo kann ſie ihre Erzeu-
gungskoſten nicht hoͤher als zu 1 gr. p. Schfl. — und um das Riſiko aufs hoͤchſte
zu decken — zu 1 gr. 4 pf. anſchlagen. Und ſie bezahlen ſich in der Maſtung zu
6 gr., wenn das Pfd. Fleiſch 2 gr. gilt.
§. 286.
Ueber die merkwuͤrdige aber noch wenig benutzte Abſcheidung des Kartoffel-
mehls durch den Froſt, wodurch das Subſtanzielle der Kartoffel ſehr lange er-
halten und leichter noch als Getreide verfuͤhrt werden kann, vergl. Annalen des Ak-
kerbaues Bd. III. S. 389. und Bd. XI. S. 1.
Vierter Theil. F f
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