Es erzeugen sich beim Rindvieh, entweder durch die Auswahl der Indivi-Bildung neuer Racen. duen aus derselben Race oder aber mittelst der Durchkreuzung verschiedener Ra- cen, Familien von mehr oder minder gewünschten Eigenschaften, die man in sich selbst fortzupflanzen suchen muß, wenn sie dem Zwecke einmal entsprechen. Diese kann man dann, wenn ihre Eigenschaften konstant geworden sind, als eine neue Race betrachten. Man muß jedoch bei dieser Durchkreuzung mit Vorsicht und Aufmerksamkeit verfahren. Da wir das meiste Rindvieh der Molkerei wegen aufziehen, so ist eine sehr milchreiche Familie am erwünschtesten, und man muß sich bestreben, einen feststehenden Stamm daraus zu bilden, indem man immer die vorzüglichsten Individuen zu Stamm-Eltern auswählt, und davon die Kuh- und Bullenkälber aufzieht. Bei letzteren lassen sich die meisten zu sehr verlei- ten, nur auf eine conventionelle Schönheit der Form zu sehen, die oft gar nicht einmal zweckmäßig ist. Das Begatten in der nächsten Verwandtschaft, wenn diese tadellos und unsern Zwecken entsprechend ist, muß zu Anfange besonders beobachtet werden, wenn man eine konstante Art bilden will. Ich bilde mir eine Race, die aus der Friesischen-Schweizer- und Jütländer Art zusammen gesetzt ist.
Die Aufzucht des Rindviehes
§. 9.
erfordert demnach eine vorsichtige Auswahl des Zuchtochsen. (auch Bulle, Bolle,Der Bulle. Brüllochs, Stammochs, Faselochs, Reitochs, Springochs, Stier genannt. Manchmal versteht man jedoch unter Stier und Ochs schlechtweg das verschnit- tene Thier.)
Von einem Bullen fordert man in Ansehung der Gestalt, daß er einen kurzen dicken Kopf, breite krause Stirn, schwarze muntre Augen, kurze dunkle Hörner, lange wohlbehangene Ohren, große Nasenlöcher, schwarzes Maul, starken fleischigen Hals, breite vor den Vorderbeinen hervorragende Brust, ge- streckten Leib, kurze säulenförmige Beine, langen wohl bewachsenen Schwanz, einen muntren dreisten Gang habe. Ein starkes Vordertheil fällt manchem sehr in die Augen. Ich liebe ein in Verhältniß des Vordertheils stärkeres Hinter-
Vierter Theil. Q q
Die Rindviehzucht.
§. 8.
Es erzeugen ſich beim Rindvieh, entweder durch die Auswahl der Indivi-Bildung neuer Raçen. duen aus derſelben Raçe oder aber mittelſt der Durchkreuzung verſchiedener Ra- çen, Familien von mehr oder minder gewuͤnſchten Eigenſchaften, die man in ſich ſelbſt fortzupflanzen ſuchen muß, wenn ſie dem Zwecke einmal entſprechen. Dieſe kann man dann, wenn ihre Eigenſchaften konſtant geworden ſind, als eine neue Raçe betrachten. Man muß jedoch bei dieſer Durchkreuzung mit Vorſicht und Aufmerkſamkeit verfahren. Da wir das meiſte Rindvieh der Molkerei wegen aufziehen, ſo iſt eine ſehr milchreiche Familie am erwuͤnſchteſten, und man muß ſich beſtreben, einen feſtſtehenden Stamm daraus zu bilden, indem man immer die vorzuͤglichſten Individuen zu Stamm-Eltern auswaͤhlt, und davon die Kuh- und Bullenkaͤlber aufzieht. Bei letzteren laſſen ſich die meiſten zu ſehr verlei- ten, nur auf eine conventionelle Schoͤnheit der Form zu ſehen, die oft gar nicht einmal zweckmaͤßig iſt. Das Begatten in der naͤchſten Verwandtſchaft, wenn dieſe tadellos und unſern Zwecken entſprechend iſt, muß zu Anfange beſonders beobachtet werden, wenn man eine konſtante Art bilden will. Ich bilde mir eine Raçe, die aus der Frieſiſchen-Schweizer- und Juͤtlaͤnder Art zuſammen geſetzt iſt.
Die Aufzucht des Rindviehes
§. 9.
erfordert demnach eine vorſichtige Auswahl des Zuchtochſen. (auch Bulle, Bolle,Der Bulle. Bruͤllochs, Stammochs, Faſelochs, Reitochs, Springochs, Stier genannt. Manchmal verſteht man jedoch unter Stier und Ochs ſchlechtweg das verſchnit- tene Thier.)
Von einem Bullen fordert man in Anſehung der Geſtalt, daß er einen kurzen dicken Kopf, breite krauſe Stirn, ſchwarze muntre Augen, kurze dunkle Hoͤrner, lange wohlbehangene Ohren, große Naſenloͤcher, ſchwarzes Maul, ſtarken fleiſchigen Hals, breite vor den Vorderbeinen hervorragende Bruſt, ge- ſtreckten Leib, kurze ſaͤulenfoͤrmige Beine, langen wohl bewachſenen Schwanz, einen muntren dreiſten Gang habe. Ein ſtarkes Vordertheil faͤllt manchem ſehr in die Augen. Ich liebe ein in Verhaͤltniß des Vordertheils ſtaͤrkeres Hinter-
Vierter Theil. Q q
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Die Rindviehzucht.
§. 8.
Es erzeugen ſich beim Rindvieh, entweder durch die Auswahl der Indivi-
duen aus derſelben Raçe oder aber mittelſt der Durchkreuzung verſchiedener Ra-
çen, Familien von mehr oder minder gewuͤnſchten Eigenſchaften, die man in ſich
ſelbſt fortzupflanzen ſuchen muß, wenn ſie dem Zwecke einmal entſprechen. Dieſe
kann man dann, wenn ihre Eigenſchaften konſtant geworden ſind, als eine neue
Raçe betrachten. Man muß jedoch bei dieſer Durchkreuzung mit Vorſicht und
Aufmerkſamkeit verfahren. Da wir das meiſte Rindvieh der Molkerei wegen
aufziehen, ſo iſt eine ſehr milchreiche Familie am erwuͤnſchteſten, und man muß
ſich beſtreben, einen feſtſtehenden Stamm daraus zu bilden, indem man immer
die vorzuͤglichſten Individuen zu Stamm-Eltern auswaͤhlt, und davon die Kuh-
und Bullenkaͤlber aufzieht. Bei letzteren laſſen ſich die meiſten zu ſehr verlei-
ten, nur auf eine conventionelle Schoͤnheit der Form zu ſehen, die oft gar nicht
einmal zweckmaͤßig iſt. Das Begatten in der naͤchſten Verwandtſchaft, wenn
dieſe tadellos und unſern Zwecken entſprechend iſt, muß zu Anfange beſonders
beobachtet werden, wenn man eine konſtante Art bilden will. Ich bilde mir
eine Raçe, die aus der Frieſiſchen-Schweizer- und Juͤtlaͤnder Art zuſammen
geſetzt iſt.
Bildung neuer
Raçen.
Die Aufzucht des Rindviehes
§. 9.
erfordert demnach eine vorſichtige Auswahl des Zuchtochſen. (auch Bulle, Bolle,
Bruͤllochs, Stammochs, Faſelochs, Reitochs, Springochs, Stier genannt.
Manchmal verſteht man jedoch unter Stier und Ochs ſchlechtweg das verſchnit-
tene Thier.)
Der Bulle.
Von einem Bullen fordert man in Anſehung der Geſtalt, daß er einen
kurzen dicken Kopf, breite krauſe Stirn, ſchwarze muntre Augen, kurze dunkle
Hoͤrner, lange wohlbehangene Ohren, große Naſenloͤcher, ſchwarzes Maul,
ſtarken fleiſchigen Hals, breite vor den Vorderbeinen hervorragende Bruſt, ge-
ſtreckten Leib, kurze ſaͤulenfoͤrmige Beine, langen wohl bewachſenen Schwanz,
einen muntren dreiſten Gang habe. Ein ſtarkes Vordertheil faͤllt manchem ſehr
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/329>, abgerufen am 22.11.2024.
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