Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.Aufzucht des Rindviehes. größte Ordnung dabei beobachtet werden, und wenn dagegen die Kälber derMutter jedesmal zugeführt werden müssen, kann eher eins vergessen werden. Auch nimmt das Zuführen mehrere Zeit, wie das Tränken, weg. Will man Kälber auch dann noch saugen lassen, wenn die Kühe schon auf die Weide gehen, so müssen die Mütter auf dem Stalle gehalten, und besonders gefüt- tert werden. Ferner aber: Beim Tränken bleiben die Kälber ruhig in ihrem abgeson- Der einzige Fall wo das Saugen vielleicht rathsamer seyn kann, ist bei §. 20. Bei dem Tränken ist noch folgendes zu beobachten: Nur in den ersten Tagen R r 2
Aufzucht des Rindviehes. groͤßte Ordnung dabei beobachtet werden, und wenn dagegen die Kaͤlber derMutter jedesmal zugefuͤhrt werden muͤſſen, kann eher eins vergeſſen werden. Auch nimmt das Zufuͤhren mehrere Zeit, wie das Traͤnken, weg. Will man Kaͤlber auch dann noch ſaugen laſſen, wenn die Kuͤhe ſchon auf die Weide gehen, ſo muͤſſen die Muͤtter auf dem Stalle gehalten, und beſonders gefuͤt- tert werden. Ferner aber: Beim Traͤnken bleiben die Kaͤlber ruhig in ihrem abgeſon- Der einzige Fall wo das Saugen vielleicht rathſamer ſeyn kann, iſt bei §. 20. Bei dem Traͤnken iſt noch folgendes zu beobachten: Nur in den erſten Tagen R r 2
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Aufzucht des Rindviehes.
groͤßte Ordnung dabei beobachtet werden, und wenn dagegen die Kaͤlber der
Mutter jedesmal zugefuͤhrt werden muͤſſen, kann eher eins vergeſſen werden.
Auch nimmt das Zufuͤhren mehrere Zeit, wie das Traͤnken, weg. Will man
Kaͤlber auch dann noch ſaugen laſſen, wenn die Kuͤhe ſchon auf die Weide
gehen, ſo muͤſſen die Muͤtter auf dem Stalle gehalten, und beſonders gefuͤt-
tert werden.
Ferner aber: Beim Traͤnken bleiben die Kaͤlber ruhig in ihrem abgeſon-
derten Stalle, werden durch das Hin- und Herfuͤhren nicht beunruhigt oder
beſchaͤdigt. Die in immer gleichen Portionen den Kaͤlbern nach ihrem Alter
zugetheilte Milch gedeihet ihnen beſſer, als wenn ſie bald viel, bald wenig ab-
ſaugen. Sie koͤnnen ſich nicht uͤberſaugen, und die Erfahrung lehrt, daß bei
gehoͤrig getraͤnkten Kaͤlbern weit ſeltner der daher ruͤhrende Durchfall enſtehe,
als bei Saugekaͤlbern. Man kann die Milch nach der Staͤrke und dem Ap-
petite eines jeden Kalbes abmeſſen, da bei dem Saugen ein Kalb die Milch
ſeiner Mutter entweder nicht bezwingen kann, oder nicht genug daran hat.
Der Hauptgrund fuͤr das Traͤuken iſt: daß ſich die Kaͤlber leichter und nur
allmaͤhlig von der Milch entwoͤhnen, und allmaͤhlig zu ſchlechterer Milch und
zu anderer Nahrung uͤbergehen. Daher erfolgt bei den Traͤnkkaͤlbern nicht das
betraͤchtliche Abfallen, was man allgemein bei den abgeſetzten Saugekaͤlbern
verſpuͤrt. Der Gram der Kuh und des Kalbes, welcher ſich durch das heftige
Bloͤken und Schreien offenbart, wird gaͤnzlich vermieden. Die Kuh iſt an
ihre Beſtimmung, ausgemolken zu werden, gewoͤhnt, und dies gab ihr vom
Anfange an eine angenehme Empfindung, weswegen ſie gern ihre Milch der
Melkerin hingiebt. Endlich wird, da man fruͤher zu abgerahmter Milch uͤber-
gehen kann, in den meiſten Faͤllen dabei erſpart.
Der einzige Fall wo das Saugen vielleicht rathſamer ſeyn kann, iſt bei
Erſtlingen, bei denen die Milchgefaͤße dadurch beſſer geoͤffnet werden moͤgen.
§. 20.
Bei dem Traͤnken iſt noch folgendes zu beobachten: Nur in den erſten Tagen
giebt man jedem Kalbe die Milch ſeiner Mutter, nachher braucht man nur zu
beachten, daß ſie die jungen Kaͤlber von friſchmilchenden Kuͤhen erhalten; ſind
ſie 3 Wochen alt, ſo kann man jede geſunde Milch ohne Unterſchied geben.
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