Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.Die Molkerei. Aussahnen der Milch. Ist die Temperatur zu hoch, so gerinnt die Milch, ehesich die Sahne zur Oberfläche herauf begeben hat, und diese wird darin verschlos- sen. In einer sehr niedrigen Temperatur geht das Absetzen der Sahne aber zu langsam vor sich. Die beste Temperatur ist wohl zwischen 12 und 15°, erstere muß man im Sommer, letztere im Winter zu erhalten suchen. Die höchste Reinlichkeit der Gefäße und Geräthe nicht nur, sondern auch der Das Langwerden der Milch hängt oftmals allein von einer dunstig geworde- Die Milch wird nach dem Ausmelken sogleich durch ein Seihetuch in die Aus- §. 55. Gefäße.Die Gefäße, worin die Milch zum Abrahmen gethan wird, sind von Me- Die Molkerei. Ausſahnen der Milch. Iſt die Temperatur zu hoch, ſo gerinnt die Milch, eheſich die Sahne zur Oberflaͤche herauf begeben hat, und dieſe wird darin verſchloſ- ſen. In einer ſehr niedrigen Temperatur geht das Abſetzen der Sahne aber zu langſam vor ſich. Die beſte Temperatur iſt wohl zwiſchen 12 und 15°, erſtere muß man im Sommer, letztere im Winter zu erhalten ſuchen. Die hoͤchſte Reinlichkeit der Gefaͤße und Geraͤthe nicht nur, ſondern auch der Das Langwerden der Milch haͤngt oftmals allein von einer dunſtig geworde- Die Milch wird nach dem Ausmelken ſogleich durch ein Seihetuch in die Aus- §. 55. Gefaͤße.Die Gefaͤße, worin die Milch zum Abrahmen gethan wird, ſind von Me- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0374" n="350"/><fw place="top" type="header">Die Molkerei.</fw><lb/> Ausſahnen der Milch. Iſt die Temperatur zu hoch, ſo gerinnt die Milch, ehe<lb/> ſich die Sahne zur Oberflaͤche herauf begeben hat, und dieſe wird darin verſchloſ-<lb/> ſen. In einer ſehr niedrigen Temperatur geht das Abſetzen der Sahne aber zu<lb/> langſam vor ſich. Die beſte Temperatur iſt wohl zwiſchen 12 und 15°, erſtere<lb/> muß man im Sommer, letztere im Winter zu erhalten ſuchen.</p><lb/> <p>Die hoͤchſte Reinlichkeit der Gefaͤße und Geraͤthe nicht nur, ſondern auch der<lb/> Luft iſt nothwendig, um eine rein ſchmeckende Butter zu erhalten. Es giebt keine<lb/> Fluͤſſigkeit, welche darin delikater iſt wie die Milch; jede fremdartige Materie,<lb/> jede Ausduͤnſtung kann ihr einen uͤblen Geruch und Beigeſchmack oder ſonſtige<lb/> uͤble Qualitaͤten mittheilen.</p><lb/> <p>Das Langwerden der Milch haͤngt oftmals allein von einer dunſtig geworde-<lb/> nen Luft ab, obwohl es auch ſeinen Grund in der Kraͤnklichkeit eines Thiers, die<lb/> ſich der ganzen Milchmaſſe mittheilt, haben kann. Das Blauwerden der Milch<lb/> oder das Entſtehen violetter Flecke hat in den bei weitem meiſten Faͤllen allein ſeinen<lb/> Grund in einer verdorbenen Luft. Es iſt wahrſcheinlich eine Art von Schimmel,<lb/> welcher ſich auf den Rahm, ſobald er an die Oberflaͤche kommt, abſetzt. Durch<lb/> ſtarke Ausluftung nach vorhergegangener Raͤucherung mit Schwefel oder oxygeni-<lb/> ſirter Salzſaͤure des Kellers und der Gefaͤße iſt das Uebel nach vielen mir bekann-<lb/> ten Erfahrungen gehoben worden.</p><lb/> <p>Die Milch wird nach dem Ausmelken ſogleich durch ein Seihetuch in die Aus-<lb/> rahmungsgefaͤße gegeben. Dieſes muß nicht von Wolle oder Leinen, ſondern von<lb/> Haaren ſeyn und aufs ſorgfaͤltigſte rein erhalten werden.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 55.</head><lb/> <p><note place="left">Gefaͤße.</note>Die Gefaͤße, worin die Milch zum Abrahmen gethan wird, ſind von Me-<lb/> tall, von Thon oder von Holz. Die metallenen, beſonders von Zinn, ſind nach<lb/> mehreren Erfahrungen zum Ausrahmen der Milch die beſten, aber ſie ſind in groͤ-<lb/> ßeren Wirthſchaften zu koſtſpielig bei der Anſchaffung. Die thoͤnernen und por-<lb/> zellanenen laſſen ſich leichter rein erhalten wie die hoͤlzernen, aber ſie ſind zu ſehr<lb/> zerbrechlich. Man hat ſie wohl mit Holz eingefaßt, um ſie dadurch haltbarer zu<lb/> machen. Sie muͤſſen eine dauerhafte Glaſur, weil ſich ſonſt die geſaͤuerte Milch<lb/> doch in den Thon ziehet, duͤrfen aber keine Bleiglaſur haben, weil ſauer werdende<lb/> Milch doch etwas Blei, wenn gleich nur hoͤchſt wenig aufloͤſen kann (ſo groß wie<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [350/0374]
Die Molkerei.
Ausſahnen der Milch. Iſt die Temperatur zu hoch, ſo gerinnt die Milch, ehe
ſich die Sahne zur Oberflaͤche herauf begeben hat, und dieſe wird darin verſchloſ-
ſen. In einer ſehr niedrigen Temperatur geht das Abſetzen der Sahne aber zu
langſam vor ſich. Die beſte Temperatur iſt wohl zwiſchen 12 und 15°, erſtere
muß man im Sommer, letztere im Winter zu erhalten ſuchen.
Die hoͤchſte Reinlichkeit der Gefaͤße und Geraͤthe nicht nur, ſondern auch der
Luft iſt nothwendig, um eine rein ſchmeckende Butter zu erhalten. Es giebt keine
Fluͤſſigkeit, welche darin delikater iſt wie die Milch; jede fremdartige Materie,
jede Ausduͤnſtung kann ihr einen uͤblen Geruch und Beigeſchmack oder ſonſtige
uͤble Qualitaͤten mittheilen.
Das Langwerden der Milch haͤngt oftmals allein von einer dunſtig geworde-
nen Luft ab, obwohl es auch ſeinen Grund in der Kraͤnklichkeit eines Thiers, die
ſich der ganzen Milchmaſſe mittheilt, haben kann. Das Blauwerden der Milch
oder das Entſtehen violetter Flecke hat in den bei weitem meiſten Faͤllen allein ſeinen
Grund in einer verdorbenen Luft. Es iſt wahrſcheinlich eine Art von Schimmel,
welcher ſich auf den Rahm, ſobald er an die Oberflaͤche kommt, abſetzt. Durch
ſtarke Ausluftung nach vorhergegangener Raͤucherung mit Schwefel oder oxygeni-
ſirter Salzſaͤure des Kellers und der Gefaͤße iſt das Uebel nach vielen mir bekann-
ten Erfahrungen gehoben worden.
Die Milch wird nach dem Ausmelken ſogleich durch ein Seihetuch in die Aus-
rahmungsgefaͤße gegeben. Dieſes muß nicht von Wolle oder Leinen, ſondern von
Haaren ſeyn und aufs ſorgfaͤltigſte rein erhalten werden.
§. 55.
Die Gefaͤße, worin die Milch zum Abrahmen gethan wird, ſind von Me-
tall, von Thon oder von Holz. Die metallenen, beſonders von Zinn, ſind nach
mehreren Erfahrungen zum Ausrahmen der Milch die beſten, aber ſie ſind in groͤ-
ßeren Wirthſchaften zu koſtſpielig bei der Anſchaffung. Die thoͤnernen und por-
zellanenen laſſen ſich leichter rein erhalten wie die hoͤlzernen, aber ſie ſind zu ſehr
zerbrechlich. Man hat ſie wohl mit Holz eingefaßt, um ſie dadurch haltbarer zu
machen. Sie muͤſſen eine dauerhafte Glaſur, weil ſich ſonſt die geſaͤuerte Milch
doch in den Thon ziehet, duͤrfen aber keine Bleiglaſur haben, weil ſauer werdende
Milch doch etwas Blei, wenn gleich nur hoͤchſt wenig aufloͤſen kann (ſo groß wie
Gefaͤße.
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