Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Schweinezucht.
kommenden Märzferkel erfordern gute Winternahrung, und wenn man mit der
Schweinezucht nur die Weide benutzen will, um die kleinen Schweine im Herbst
zu verkaufen, so kann das einmalige Ferkeln im April zweckmäßig seyn. Eine
schlechte Einrichtung und Kälte der Ställe, wo die Ferkel zu Grunde gehen,
kann ebenfalls nur einen Wurf gestatten. Bei einer gut regulirten Schweine-
zucht aber und hinreichendem Futterbau für den Winter wird der doppelte Wurf
immer einen größeren Vortheil bringen.

§. 83.

Eine gut eingerichtete Stallung ist bei der Schweinezucht vielleicht wichti-Stallung.
ger, wie bei jedem anderen Thiere. Das Gedeihen hängt vornehmlich davon
ab, und ohne solche ist alles andere oft vergeblich. Die Schweine müssen ih-
rem Alter, Zustande und Geschlechte nach abgesondert werden können; es muß
daher ein besonderer Raum oder Stall vorhanden seyn

a. für die abgesetzten Ferkel,

b. für die kleinen Faselschweine, weil sie sonst von den größeren beschä-
digt und verdrängt werden,

c. für die großen Faselschweine, in welchen sowohl die kastrirten Schweine
beiderlei Geschlechts, als auch die aufzuziehenden Mutterschweine und die Zucht-
säue, wenn ihre Ferkel abgesetzt sind, kommen.

d. Saukoten oder kleine Ställe für jede Zuchtsau und ihre Sauferkel,

e. Mastställe,

f. für die Eber.

Es kommt bei der Anlage dieser Ställe oder des Schweinehauses darauf an,
daß die Schweine warm, jedoch luftig und rein erhalten werden können. Denn
ob das Schwein sich gleich zur Abkühlung oft in den Koth wälzt, so ist ihm doch
Reinlichkeit im Stalle vor allem nöthig. Ferner muß das Schweinehaus alle Be-
quemlichkeiten zur Winterfutterung enthalten, und wenn die Futterung hauptsäch-
lich aus den Molkereien, Brau- oder Brennereien erfolgt, mit diesen in Verbin-
dung stehen. Das Schweinehaus muß sonnig liegen und wo möglich mit einem
Hofe umgeben seyn, in welchem die Schweine, auch in verschiedenen Abtheilun-
gen, herausgelassen werden können. Endlich muß für eine gute Aufbewahrung

B b b 2

Die Schweinezucht.
kommenden Maͤrzferkel erfordern gute Winternahrung, und wenn man mit der
Schweinezucht nur die Weide benutzen will, um die kleinen Schweine im Herbſt
zu verkaufen, ſo kann das einmalige Ferkeln im April zweckmaͤßig ſeyn. Eine
ſchlechte Einrichtung und Kaͤlte der Staͤlle, wo die Ferkel zu Grunde gehen,
kann ebenfalls nur einen Wurf geſtatten. Bei einer gut regulirten Schweine-
zucht aber und hinreichendem Futterbau fuͤr den Winter wird der doppelte Wurf
immer einen groͤßeren Vortheil bringen.

§. 83.

Eine gut eingerichtete Stallung iſt bei der Schweinezucht vielleicht wichti-Stallung.
ger, wie bei jedem anderen Thiere. Das Gedeihen haͤngt vornehmlich davon
ab, und ohne ſolche iſt alles andere oft vergeblich. Die Schweine muͤſſen ih-
rem Alter, Zuſtande und Geſchlechte nach abgeſondert werden koͤnnen; es muß
daher ein beſonderer Raum oder Stall vorhanden ſeyn

a. fuͤr die abgeſetzten Ferkel,

b. fuͤr die kleinen Faſelſchweine, weil ſie ſonſt von den groͤßeren beſchaͤ-
digt und verdraͤngt werden,

c. fuͤr die großen Faſelſchweine, in welchen ſowohl die kaſtrirten Schweine
beiderlei Geſchlechts, als auch die aufzuziehenden Mutterſchweine und die Zucht-
ſaͤue, wenn ihre Ferkel abgeſetzt ſind, kommen.

d. Saukoten oder kleine Staͤlle fuͤr jede Zuchtſau und ihre Sauferkel,

e. Maſtſtaͤlle,

f. fuͤr die Eber.

Es kommt bei der Anlage dieſer Staͤlle oder des Schweinehauſes darauf an,
daß die Schweine warm, jedoch luftig und rein erhalten werden koͤnnen. Denn
ob das Schwein ſich gleich zur Abkuͤhlung oft in den Koth waͤlzt, ſo iſt ihm doch
Reinlichkeit im Stalle vor allem noͤthig. Ferner muß das Schweinehaus alle Be-
quemlichkeiten zur Winterfutterung enthalten, und wenn die Futterung hauptſaͤch-
lich aus den Molkereien, Brau- oder Brennereien erfolgt, mit dieſen in Verbin-
dung ſtehen. Das Schweinehaus muß ſonnig liegen und wo moͤglich mit einem
Hofe umgeben ſeyn, in welchem die Schweine, auch in verſchiedenen Abtheilun-
gen, herausgelaſſen werden koͤnnen. Endlich muß fuͤr eine gute Aufbewahrung

B b b 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0403" n="379"/><fw place="top" type="header">Die Schweinezucht.</fw><lb/>
kommenden Ma&#x0364;rzferkel erfordern gute Winternahrung, und wenn man mit der<lb/>
Schweinezucht nur die Weide benutzen will, um die kleinen Schweine im Herb&#x017F;t<lb/>
zu verkaufen, &#x017F;o kann das einmalige Ferkeln im April zweckma&#x0364;ßig &#x017F;eyn. Eine<lb/>
&#x017F;chlechte Einrichtung und Ka&#x0364;lte der Sta&#x0364;lle, wo die Ferkel zu Grunde gehen,<lb/>
kann ebenfalls nur einen Wurf ge&#x017F;tatten. Bei einer gut regulirten Schweine-<lb/>
zucht aber und hinreichendem Futterbau fu&#x0364;r den Winter wird der doppelte Wurf<lb/>
immer einen gro&#x0364;ßeren Vortheil bringen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 83.</head><lb/>
            <p>Eine gut eingerichtete Stallung i&#x017F;t bei der Schweinezucht vielleicht wichti-<note place="right">Stallung.</note><lb/>
ger, wie bei jedem anderen Thiere. Das Gedeihen ha&#x0364;ngt vornehmlich davon<lb/>
ab, und ohne &#x017F;olche i&#x017F;t alles andere oft vergeblich. Die Schweine mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ih-<lb/>
rem Alter, Zu&#x017F;tande und Ge&#x017F;chlechte nach abge&#x017F;ondert werden ko&#x0364;nnen; es muß<lb/>
daher ein be&#x017F;onderer Raum oder Stall vorhanden &#x017F;eyn</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">a.</hi> fu&#x0364;r die abge&#x017F;etzten Ferkel,</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">b.</hi> fu&#x0364;r die kleinen Fa&#x017F;el&#x017F;chweine, weil &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t von den gro&#x0364;ßeren be&#x017F;cha&#x0364;-<lb/>
digt und verdra&#x0364;ngt werden,</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">c.</hi> fu&#x0364;r die großen Fa&#x017F;el&#x017F;chweine, in welchen &#x017F;owohl die ka&#x017F;trirten Schweine<lb/>
beiderlei Ge&#x017F;chlechts, als auch die aufzuziehenden Mutter&#x017F;chweine und die Zucht-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;ue, wenn ihre Ferkel abge&#x017F;etzt &#x017F;ind, kommen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">d.</hi> Saukoten oder kleine Sta&#x0364;lle fu&#x0364;r jede Zucht&#x017F;au und ihre Sauferkel,</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">e.</hi> Ma&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;lle,</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">f.</hi> fu&#x0364;r die Eber.</p><lb/>
            <p>Es kommt bei der Anlage die&#x017F;er Sta&#x0364;lle oder des Schweinehau&#x017F;es darauf an,<lb/>
daß die Schweine warm, jedoch luftig und rein erhalten werden ko&#x0364;nnen. Denn<lb/>
ob das Schwein &#x017F;ich gleich zur Abku&#x0364;hlung oft in den Koth wa&#x0364;lzt, &#x017F;o i&#x017F;t ihm doch<lb/>
Reinlichkeit im Stalle vor allem no&#x0364;thig. Ferner muß das Schweinehaus alle Be-<lb/>
quemlichkeiten zur Winterfutterung enthalten, und wenn die Futterung haupt&#x017F;a&#x0364;ch-<lb/>
lich aus den Molkereien, Brau- oder Brennereien erfolgt, mit die&#x017F;en in Verbin-<lb/>
dung &#x017F;tehen. Das Schweinehaus muß &#x017F;onnig liegen und wo mo&#x0364;glich mit einem<lb/>
Hofe umgeben &#x017F;eyn, in welchem die Schweine, auch in ver&#x017F;chiedenen Abtheilun-<lb/>
gen, herausgela&#x017F;&#x017F;en werden ko&#x0364;nnen. Endlich muß fu&#x0364;r eine gute Aufbewahrung<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b b 2</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[379/0403] Die Schweinezucht. kommenden Maͤrzferkel erfordern gute Winternahrung, und wenn man mit der Schweinezucht nur die Weide benutzen will, um die kleinen Schweine im Herbſt zu verkaufen, ſo kann das einmalige Ferkeln im April zweckmaͤßig ſeyn. Eine ſchlechte Einrichtung und Kaͤlte der Staͤlle, wo die Ferkel zu Grunde gehen, kann ebenfalls nur einen Wurf geſtatten. Bei einer gut regulirten Schweine- zucht aber und hinreichendem Futterbau fuͤr den Winter wird der doppelte Wurf immer einen groͤßeren Vortheil bringen. §. 83. Eine gut eingerichtete Stallung iſt bei der Schweinezucht vielleicht wichti- ger, wie bei jedem anderen Thiere. Das Gedeihen haͤngt vornehmlich davon ab, und ohne ſolche iſt alles andere oft vergeblich. Die Schweine muͤſſen ih- rem Alter, Zuſtande und Geſchlechte nach abgeſondert werden koͤnnen; es muß daher ein beſonderer Raum oder Stall vorhanden ſeyn Stallung. a. fuͤr die abgeſetzten Ferkel, b. fuͤr die kleinen Faſelſchweine, weil ſie ſonſt von den groͤßeren beſchaͤ- digt und verdraͤngt werden, c. fuͤr die großen Faſelſchweine, in welchen ſowohl die kaſtrirten Schweine beiderlei Geſchlechts, als auch die aufzuziehenden Mutterſchweine und die Zucht- ſaͤue, wenn ihre Ferkel abgeſetzt ſind, kommen. d. Saukoten oder kleine Staͤlle fuͤr jede Zuchtſau und ihre Sauferkel, e. Maſtſtaͤlle, f. fuͤr die Eber. Es kommt bei der Anlage dieſer Staͤlle oder des Schweinehauſes darauf an, daß die Schweine warm, jedoch luftig und rein erhalten werden koͤnnen. Denn ob das Schwein ſich gleich zur Abkuͤhlung oft in den Koth waͤlzt, ſo iſt ihm doch Reinlichkeit im Stalle vor allem noͤthig. Ferner muß das Schweinehaus alle Be- quemlichkeiten zur Winterfutterung enthalten, und wenn die Futterung hauptſaͤch- lich aus den Molkereien, Brau- oder Brennereien erfolgt, mit dieſen in Verbin- dung ſtehen. Das Schweinehaus muß ſonnig liegen und wo moͤglich mit einem Hofe umgeben ſeyn, in welchem die Schweine, auch in verſchiedenen Abtheilun- gen, herausgelaſſen werden koͤnnen. Endlich muß fuͤr eine gute Aufbewahrung B b b 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/403
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/403>, abgerufen am 21.11.2024.