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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Schweinezucht.
§. 87.

Im Sommer finden die Schweine ihre Nahrung entweder auf der WeideSommernah-
rung. Weide.

oder im Stalle.

In guten Gegenden wird die Weide mit Schweinen wohl selten vortheilhaft
benutzt. Wo es aber sauergrasige Niederungen, bruchige und morastige Stellen,
kühle, buschige Plätze, viele Wasserpfühle giebt; wo viele Schnecken, Maden und
Würmer sich im Boden befinden, auch Wurzeln, die ihnen angenehm sind, ist
solche Weide nicht besser zu benutzen. Es kommt dabei viel auf einen guten
Hirten an, der einen passenden Platz für jede Tageszeit und Witterung wählt.
Mittags muß man ihnen bei heißer Witterung Schutz gegen die Sonne verschaf-
fen, und sie zu Haus treiben, wenn sie solchen auf dem Felde nicht finden. Auch
die erste Stoppelweide wird durch die Schweine, der ausgefallenen Körner wegen,
ohne Zweifel am besten benutzt. Außer diesen, dem Grase und Kräutern, wüh-
len sie dann auch nachtheilige Wurzeln, die mit dem Pfluge kaum zerstörbar sind,
aus dem Boden heraus, z. B. das Sium falcaria, welches durch Schweine fast
allein vertilgt werden kann. Auch von Insekten, Würmern und Mäusen reinigen
sie den Acker. Wo der Wurzelbau betrieben wird, finden sie nachher auf dem
abgeernteten Kartoffel- und Rübenacker reichliche Nahrung, und man kann das
bei dem Aufsammeln Zurückgebliebene nicht vortheilhafter benutzen.

In der kargeren Weidezeit erfordern sie jedoch immer einiges Nebenfutter
Abends und Morgens auf dem Stalle.

Die Sommer-Sallfütterung findet statt bei größeren Molkereien,Auf dem
Stalle.

wo ihnen entweder die saure Milch gegeben wird, oder nur die Waddig mit Kü-
chen- und Gartenabfall, Klaie, Spreu und dergleichen gemischt, und etwas ge-
säuert. Besonders aber kann sie betrieben werden bei Klee-Wirthschaften, wo
man ihnen entweder den langen Klee vorwirft, oder ihn zu Häcksel schneidet, mit
Waddig und Milch vermengt, und etwas säuern läßt, was unter allen das treff-
lichste Futter giebt. Sie müssen dabei aber auf einen geräumigen Hof kommen
können, und daselbst frisches Wasser finden, oder nach dem Wasser zum Trinken
und zum Schwemmen hingetrieben werden.


Die Schweinezucht.
§. 87.

Im Sommer finden die Schweine ihre Nahrung entweder auf der WeideSommernah-
rung. Weide.

oder im Stalle.

In guten Gegenden wird die Weide mit Schweinen wohl ſelten vortheilhaft
benutzt. Wo es aber ſauergraſige Niederungen, bruchige und moraſtige Stellen,
kuͤhle, buſchige Plaͤtze, viele Waſſerpfuͤhle giebt; wo viele Schnecken, Maden und
Wuͤrmer ſich im Boden befinden, auch Wurzeln, die ihnen angenehm ſind, iſt
ſolche Weide nicht beſſer zu benutzen. Es kommt dabei viel auf einen guten
Hirten an, der einen paſſenden Platz fuͤr jede Tageszeit und Witterung waͤhlt.
Mittags muß man ihnen bei heißer Witterung Schutz gegen die Sonne verſchaf-
fen, und ſie zu Haus treiben, wenn ſie ſolchen auf dem Felde nicht finden. Auch
die erſte Stoppelweide wird durch die Schweine, der ausgefallenen Koͤrner wegen,
ohne Zweifel am beſten benutzt. Außer dieſen, dem Graſe und Kraͤutern, wuͤh-
len ſie dann auch nachtheilige Wurzeln, die mit dem Pfluge kaum zerſtoͤrbar ſind,
aus dem Boden heraus, z. B. das Sium falcaria, welches durch Schweine faſt
allein vertilgt werden kann. Auch von Inſekten, Wuͤrmern und Maͤuſen reinigen
ſie den Acker. Wo der Wurzelbau betrieben wird, finden ſie nachher auf dem
abgeernteten Kartoffel- und Ruͤbenacker reichliche Nahrung, und man kann das
bei dem Aufſammeln Zuruͤckgebliebene nicht vortheilhafter benutzen.

In der kargeren Weidezeit erfordern ſie jedoch immer einiges Nebenfutter
Abends und Morgens auf dem Stalle.

Die Sommer-Sallfuͤtterung findet ſtatt bei groͤßeren Molkereien,Auf dem
Stalle.

wo ihnen entweder die ſaure Milch gegeben wird, oder nur die Waddig mit Kuͤ-
chen- und Gartenabfall, Klaie, Spreu und dergleichen gemiſcht, und etwas ge-
ſaͤuert. Beſonders aber kann ſie betrieben werden bei Klee-Wirthſchaften, wo
man ihnen entweder den langen Klee vorwirft, oder ihn zu Haͤckſel ſchneidet, mit
Waddig und Milch vermengt, und etwas ſaͤuern laͤßt, was unter allen das treff-
lichſte Futter giebt. Sie muͤſſen dabei aber auf einen geraͤumigen Hof kommen
koͤnnen, und daſelbſt friſches Waſſer finden, oder nach dem Waſſer zum Trinken
und zum Schwemmen hingetrieben werden.


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[383/0407] Die Schweinezucht. §. 87. Im Sommer finden die Schweine ihre Nahrung entweder auf der Weide oder im Stalle. Sommernah- rung. Weide. In guten Gegenden wird die Weide mit Schweinen wohl ſelten vortheilhaft benutzt. Wo es aber ſauergraſige Niederungen, bruchige und moraſtige Stellen, kuͤhle, buſchige Plaͤtze, viele Waſſerpfuͤhle giebt; wo viele Schnecken, Maden und Wuͤrmer ſich im Boden befinden, auch Wurzeln, die ihnen angenehm ſind, iſt ſolche Weide nicht beſſer zu benutzen. Es kommt dabei viel auf einen guten Hirten an, der einen paſſenden Platz fuͤr jede Tageszeit und Witterung waͤhlt. Mittags muß man ihnen bei heißer Witterung Schutz gegen die Sonne verſchaf- fen, und ſie zu Haus treiben, wenn ſie ſolchen auf dem Felde nicht finden. Auch die erſte Stoppelweide wird durch die Schweine, der ausgefallenen Koͤrner wegen, ohne Zweifel am beſten benutzt. Außer dieſen, dem Graſe und Kraͤutern, wuͤh- len ſie dann auch nachtheilige Wurzeln, die mit dem Pfluge kaum zerſtoͤrbar ſind, aus dem Boden heraus, z. B. das Sium falcaria, welches durch Schweine faſt allein vertilgt werden kann. Auch von Inſekten, Wuͤrmern und Maͤuſen reinigen ſie den Acker. Wo der Wurzelbau betrieben wird, finden ſie nachher auf dem abgeernteten Kartoffel- und Ruͤbenacker reichliche Nahrung, und man kann das bei dem Aufſammeln Zuruͤckgebliebene nicht vortheilhafter benutzen. In der kargeren Weidezeit erfordern ſie jedoch immer einiges Nebenfutter Abends und Morgens auf dem Stalle. Die Sommer-Sallfuͤtterung findet ſtatt bei groͤßeren Molkereien, wo ihnen entweder die ſaure Milch gegeben wird, oder nur die Waddig mit Kuͤ- chen- und Gartenabfall, Klaie, Spreu und dergleichen gemiſcht, und etwas ge- ſaͤuert. Beſonders aber kann ſie betrieben werden bei Klee-Wirthſchaften, wo man ihnen entweder den langen Klee vorwirft, oder ihn zu Haͤckſel ſchneidet, mit Waddig und Milch vermengt, und etwas ſaͤuern laͤßt, was unter allen das treff- lichſte Futter giebt. Sie muͤſſen dabei aber auf einen geraͤumigen Hof kommen koͤnnen, und daſelbſt friſches Waſſer finden, oder nach dem Waſſer zum Trinken und zum Schwemmen hingetrieben werden. Auf dem Stalle.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/407>, abgerufen am 22.11.2024.