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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Saat.

Wenn aber eine zweckmäßige Abänderung gemacht wird, in der Art des
Säens sowohl, wodurch eine gleichmäßigere Vertheilung bewirkt wird, als in
der Art des Unterbringens, wodurch man jedes Korn in seine rechte Lage bringt
und sein Gedeihen mehr sichert; wenn zugleich der Zustand des Ackers eine starke
Bestaudung zusagt; so kann, wie von selbst einleuchtet, und wie unzählige Er-
fahrungen bestätigt haben, eine sehr große Saatersparung von mehr als der
Hälfte gemacht werden.

Eine geringere Saatersparung, so daß man nicht mehr als 14 Metzen aus-
fäet, findet statt, sobald man nur einer guten Vertheilung, eines ziemlich voll-
ständigen Aufgehens und einer guten Bestaudung sicher ist. Ist das Gegentheil,
so muß man über das gewöhnliche Maaß hinausgehen.

Es wird also das Weniger oder Mehr der Aussaat bestimmt:

a) durch die Geschicklichkeit des Säemanns, von welcher man eine mehr
oder minder gleichmäßige Vertheilung der Saat über alle Stellen erwarten kann.

b) Durch die Güte der Saat, ob sie nämlich so sey, daß von den beiweiten
mehrsten Körnern gesunde und ausdaurende Pflanzen erwartet werden dürfen.

c) Durch günstige oder ungünstige Witterung zur Saatzeit, und den der
Saat mehr oder weniger angemessenen Feuchtigkeitszustand.

d) Durch die größere oder geringere Gaarheit und Klarheit des Ackers,
welche die Keimung und Anwurzelung der Pflanzen mehr oder minder begünstigt.

e) Durch die Kraft des Bodens und seine Angemessenheit für die Frucht,
in so fern diese nämlich die starke Bestaudung und das Aufkommen der Pflanzen
begünstigt.

f) Durch die frühe oder späte Saatzeit, indem nämlich jene die Bestaudung
der Pflanzen erlaubt, bevor der Trieb zum Schossen, bei jeder Pflanze zu einer
gewissen Jahrszeit, eintritt. Dieser Umstand ist von so großer Wichtigkeit, daß
man z. B. vom Stauden-Rocken im Julius um die Hälfte weniger als im Oktober
einsäen darf.

Hiernach wird sich der verständige Landwirth bei der Verminderung oder
Vermehrung seiner Aussaat richten, unbekümmert um die Streitfrage, ob man
starken Boden stark, und schwachen Boden schwach, oder umgekehrt besäen
müsse.


Die Saat.

Wenn aber eine zweckmaͤßige Abaͤnderung gemacht wird, in der Art des
Saͤens ſowohl, wodurch eine gleichmaͤßigere Vertheilung bewirkt wird, als in
der Art des Unterbringens, wodurch man jedes Korn in ſeine rechte Lage bringt
und ſein Gedeihen mehr ſichert; wenn zugleich der Zuſtand des Ackers eine ſtarke
Beſtaudung zuſagt; ſo kann, wie von ſelbſt einleuchtet, und wie unzaͤhlige Er-
fahrungen beſtaͤtigt haben, eine ſehr große Saaterſparung von mehr als der
Haͤlfte gemacht werden.

Eine geringere Saaterſparung, ſo daß man nicht mehr als 14 Metzen aus-
faͤet, findet ſtatt, ſobald man nur einer guten Vertheilung, eines ziemlich voll-
ſtaͤndigen Aufgehens und einer guten Beſtaudung ſicher iſt. Iſt das Gegentheil,
ſo muß man uͤber das gewoͤhnliche Maaß hinausgehen.

Es wird alſo das Weniger oder Mehr der Ausſaat beſtimmt:

a) durch die Geſchicklichkeit des Saͤemanns, von welcher man eine mehr
oder minder gleichmaͤßige Vertheilung der Saat uͤber alle Stellen erwarten kann.

b) Durch die Guͤte der Saat, ob ſie naͤmlich ſo ſey, daß von den beiweiten
mehrſten Koͤrnern geſunde und ausdaurende Pflanzen erwartet werden duͤrfen.

c) Durch guͤnſtige oder unguͤnſtige Witterung zur Saatzeit, und den der
Saat mehr oder weniger angemeſſenen Feuchtigkeitszuſtand.

d) Durch die groͤßere oder geringere Gaarheit und Klarheit des Ackers,
welche die Keimung und Anwurzelung der Pflanzen mehr oder minder beguͤnſtigt.

e) Durch die Kraft des Bodens und ſeine Angemeſſenheit fuͤr die Frucht,
in ſo fern dieſe naͤmlich die ſtarke Beſtaudung und das Aufkommen der Pflanzen
beguͤnſtigt.

f) Durch die fruͤhe oder ſpaͤte Saatzeit, indem naͤmlich jene die Beſtaudung
der Pflanzen erlaubt, bevor der Trieb zum Schoſſen, bei jeder Pflanze zu einer
gewiſſen Jahrszeit, eintritt. Dieſer Umſtand iſt von ſo großer Wichtigkeit, daß
man z. B. vom Stauden-Rocken im Julius um die Haͤlfte weniger als im Oktober
einſaͤen darf.

Hiernach wird ſich der verſtaͤndige Landwirth bei der Verminderung oder
Vermehrung ſeiner Ausſaat richten, unbekuͤmmert um die Streitfrage, ob man
ſtarken Boden ſtark, und ſchwachen Boden ſchwach, oder umgekehrt beſaͤen
muͤſſe.


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[18/0042] Die Saat. Wenn aber eine zweckmaͤßige Abaͤnderung gemacht wird, in der Art des Saͤens ſowohl, wodurch eine gleichmaͤßigere Vertheilung bewirkt wird, als in der Art des Unterbringens, wodurch man jedes Korn in ſeine rechte Lage bringt und ſein Gedeihen mehr ſichert; wenn zugleich der Zuſtand des Ackers eine ſtarke Beſtaudung zuſagt; ſo kann, wie von ſelbſt einleuchtet, und wie unzaͤhlige Er- fahrungen beſtaͤtigt haben, eine ſehr große Saaterſparung von mehr als der Haͤlfte gemacht werden. Eine geringere Saaterſparung, ſo daß man nicht mehr als 14 Metzen aus- faͤet, findet ſtatt, ſobald man nur einer guten Vertheilung, eines ziemlich voll- ſtaͤndigen Aufgehens und einer guten Beſtaudung ſicher iſt. Iſt das Gegentheil, ſo muß man uͤber das gewoͤhnliche Maaß hinausgehen. Es wird alſo das Weniger oder Mehr der Ausſaat beſtimmt: a) durch die Geſchicklichkeit des Saͤemanns, von welcher man eine mehr oder minder gleichmaͤßige Vertheilung der Saat uͤber alle Stellen erwarten kann. b) Durch die Guͤte der Saat, ob ſie naͤmlich ſo ſey, daß von den beiweiten mehrſten Koͤrnern geſunde und ausdaurende Pflanzen erwartet werden duͤrfen. c) Durch guͤnſtige oder unguͤnſtige Witterung zur Saatzeit, und den der Saat mehr oder weniger angemeſſenen Feuchtigkeitszuſtand. d) Durch die groͤßere oder geringere Gaarheit und Klarheit des Ackers, welche die Keimung und Anwurzelung der Pflanzen mehr oder minder beguͤnſtigt. e) Durch die Kraft des Bodens und ſeine Angemeſſenheit fuͤr die Frucht, in ſo fern dieſe naͤmlich die ſtarke Beſtaudung und das Aufkommen der Pflanzen beguͤnſtigt. f) Durch die fruͤhe oder ſpaͤte Saatzeit, indem naͤmlich jene die Beſtaudung der Pflanzen erlaubt, bevor der Trieb zum Schoſſen, bei jeder Pflanze zu einer gewiſſen Jahrszeit, eintritt. Dieſer Umſtand iſt von ſo großer Wichtigkeit, daß man z. B. vom Stauden-Rocken im Julius um die Haͤlfte weniger als im Oktober einſaͤen darf. Hiernach wird ſich der verſtaͤndige Landwirth bei der Verminderung oder Vermehrung ſeiner Ausſaat richten, unbekuͤmmert um die Streitfrage, ob man ſtarken Boden ſtark, und ſchwachen Boden ſchwach, oder umgekehrt beſaͤen muͤſſe.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/42>, abgerufen am 21.11.2024.