Weizen in der Brache.Am häufigsten wird der Weizen in die Brache, und zwar auf allem von Natur schwächeren Boden, in die gedüngte Brache gesäet. Nur bei natürlich sehr starkem Boden thut man dies zuweilen nicht, aus Besorgniß, daß der Wei- zen sich lagern möchte. Man nimmt dann am häufigsten erst Rapssaat oder eine andre Frucht heraus. Auch nach dieser säet man zuweilen nicht Weizen, sondern erst Wintergerste, hält nach selbiger wieder Brache oder bauet eine sogenannte Brachfrucht, und läßt nun erst Weizen folgen. Andere, mit dem Bau abwech- selnder Früchte unbekannt und angekettet an das Dreifeldersystem, säen in die ge- düngte Brache Gerste und danach Weizen. Hier geht dann die Gerste häufig zu Lager, aber sie vermeinen der Schaden sey nicht so groß als beim Weizen. Die- ser wird nun freilich nicht zu stark; aber zuweilen auch wohl zu schwach. Die Gerste unmittelbar vor Weizen ist keine gute Vorfrucht, und der Boden muß Kraft im Uebermaaß haben, wenn dieser gedeihen soll; auf schwächeren Boden wird er schlecht.
Auf Boden von mittler Kraft wird also in der Regel der Weizen in die gedüngte Brache gesäet.
Dies geschiehet in der Koppel- wie in der Dreyfelderwirthschaft, und zwar, sagen jetzt die meisten, sey es am vortheilhaftesten, ihn in die gedüngte Ruhe- brache zu säen. Denn, wenn Ruhe und Dünger zusammenkämen, würke es am meisten. Neu ist die Lehre, daß eine doppelte Kraft stärker wie eine einfache sey, nun wohl nicht; aber die älteren Koppelwirthe glaubten besser zu fahren, wenn sie diese Kräfte auf mehrere Saaten vertheilten, und einige Ernten aus der Ruhe, einige aus dem Dünger nähmen. Sie hatten freilich keine so kräftige Saaten, als womit nun der eine Schlag pranget, aber auch in feuchteren Jah- ren weniger Lagerkorn, und im Ganzen wenigstens denselben Ertrag. Auch ward auf manchen Gütern kein Weizen gebauet, wo es jetzt auf dem gedüngten Ra- sen geschiehet.
Jede Brache wird zum Weizen viermal gepflügt, wenn es zum Rocken nur dreimal geschiehet. Denn obwohl der Weizen ein gebundeneres Land verlangt, so müssen doch seine Nahrungstheile wohl aufgeschlossen und seine undurchdringlichen Klöße gepulvert seyn.
Der Weizen.
§. 51.
Weizen in der Brache.Am haͤufigſten wird der Weizen in die Brache, und zwar auf allem von Natur ſchwaͤcheren Boden, in die geduͤngte Brache geſaͤet. Nur bei natuͤrlich ſehr ſtarkem Boden thut man dies zuweilen nicht, aus Beſorgniß, daß der Wei- zen ſich lagern moͤchte. Man nimmt dann am haͤufigſten erſt Rapsſaat oder eine andre Frucht heraus. Auch nach dieſer ſaͤet man zuweilen nicht Weizen, ſondern erſt Wintergerſte, haͤlt nach ſelbiger wieder Brache oder bauet eine ſogenannte Brachfrucht, und laͤßt nun erſt Weizen folgen. Andere, mit dem Bau abwech- ſelnder Fruͤchte unbekannt und angekettet an das Dreifelderſyſtem, ſaͤen in die ge- duͤngte Brache Gerſte und danach Weizen. Hier geht dann die Gerſte haͤufig zu Lager, aber ſie vermeinen der Schaden ſey nicht ſo groß als beim Weizen. Die- ſer wird nun freilich nicht zu ſtark; aber zuweilen auch wohl zu ſchwach. Die Gerſte unmittelbar vor Weizen iſt keine gute Vorfrucht, und der Boden muß Kraft im Uebermaaß haben, wenn dieſer gedeihen ſoll; auf ſchwaͤcheren Boden wird er ſchlecht.
Auf Boden von mittler Kraft wird alſo in der Regel der Weizen in die geduͤngte Brache geſaͤet.
Dies geſchiehet in der Koppel- wie in der Dreyfelderwirthſchaft, und zwar, ſagen jetzt die meiſten, ſey es am vortheilhafteſten, ihn in die geduͤngte Ruhe- brache zu ſaͤen. Denn, wenn Ruhe und Duͤnger zuſammenkaͤmen, wuͤrke es am meiſten. Neu iſt die Lehre, daß eine doppelte Kraft ſtaͤrker wie eine einfache ſey, nun wohl nicht; aber die aͤlteren Koppelwirthe glaubten beſſer zu fahren, wenn ſie dieſe Kraͤfte auf mehrere Saaten vertheilten, und einige Ernten aus der Ruhe, einige aus dem Duͤnger naͤhmen. Sie hatten freilich keine ſo kraͤftige Saaten, als womit nun der eine Schlag pranget, aber auch in feuchteren Jah- ren weniger Lagerkorn, und im Ganzen wenigſtens denſelben Ertrag. Auch ward auf manchen Guͤtern kein Weizen gebauet, wo es jetzt auf dem geduͤngten Ra- ſen geſchiehet.
Jede Brache wird zum Weizen viermal gepfluͤgt, wenn es zum Rocken nur dreimal geſchiehet. Denn obwohl der Weizen ein gebundeneres Land verlangt, ſo muͤſſen doch ſeine Nahrungstheile wohl aufgeſchloſſen und ſeine undurchdringlichen Kloͤße gepulvert ſeyn.
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Der Weizen.
§. 51.
Am haͤufigſten wird der Weizen in die Brache, und zwar auf allem von
Natur ſchwaͤcheren Boden, in die geduͤngte Brache geſaͤet. Nur bei natuͤrlich
ſehr ſtarkem Boden thut man dies zuweilen nicht, aus Beſorgniß, daß der Wei-
zen ſich lagern moͤchte. Man nimmt dann am haͤufigſten erſt Rapsſaat oder eine
andre Frucht heraus. Auch nach dieſer ſaͤet man zuweilen nicht Weizen, ſondern
erſt Wintergerſte, haͤlt nach ſelbiger wieder Brache oder bauet eine ſogenannte
Brachfrucht, und laͤßt nun erſt Weizen folgen. Andere, mit dem Bau abwech-
ſelnder Fruͤchte unbekannt und angekettet an das Dreifelderſyſtem, ſaͤen in die ge-
duͤngte Brache Gerſte und danach Weizen. Hier geht dann die Gerſte haͤufig zu
Lager, aber ſie vermeinen der Schaden ſey nicht ſo groß als beim Weizen. Die-
ſer wird nun freilich nicht zu ſtark; aber zuweilen auch wohl zu ſchwach. Die
Gerſte unmittelbar vor Weizen iſt keine gute Vorfrucht, und der Boden muß
Kraft im Uebermaaß haben, wenn dieſer gedeihen ſoll; auf ſchwaͤcheren Boden
wird er ſchlecht.
Weizen in der
Brache.
Auf Boden von mittler Kraft wird alſo in der Regel der Weizen in die
geduͤngte Brache geſaͤet.
Dies geſchiehet in der Koppel- wie in der Dreyfelderwirthſchaft, und zwar,
ſagen jetzt die meiſten, ſey es am vortheilhafteſten, ihn in die geduͤngte Ruhe-
brache zu ſaͤen. Denn, wenn Ruhe und Duͤnger zuſammenkaͤmen, wuͤrke es am
meiſten. Neu iſt die Lehre, daß eine doppelte Kraft ſtaͤrker wie eine einfache
ſey, nun wohl nicht; aber die aͤlteren Koppelwirthe glaubten beſſer zu fahren,
wenn ſie dieſe Kraͤfte auf mehrere Saaten vertheilten, und einige Ernten aus der
Ruhe, einige aus dem Duͤnger naͤhmen. Sie hatten freilich keine ſo kraͤftige
Saaten, als womit nun der eine Schlag pranget, aber auch in feuchteren Jah-
ren weniger Lagerkorn, und im Ganzen wenigſtens denſelben Ertrag. Auch ward
auf manchen Guͤtern kein Weizen gebauet, wo es jetzt auf dem geduͤngten Ra-
ſen geſchiehet.
Jede Brache wird zum Weizen viermal gepfluͤgt, wenn es zum Rocken nur
dreimal geſchiehet. Denn obwohl der Weizen ein gebundeneres Land verlangt, ſo
muͤſſen doch ſeine Nahrungstheile wohl aufgeſchloſſen und ſeine undurchdringlichen
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/78>, abgerufen am 21.11.2024.
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