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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Der Weizen.
§. 52.

Ferner wird der Weizen am häufigsten gebauet nach Winterrübsen oder Rapps.Nach anderen
Vorfrüchten.

Denn obwohl es keinem Zweifel unterworfen ist, daß dieser viele Nahrungstheile
aus dem Boden ziehet, so wird er doch nur in starkes oder kräftig, fast doppelt ge-
düngtes Land gesäet und hinterläßt dann dem Weizen noch genug. Zu dieser Frucht
war das Land fleissig vorbereitet, sie beschattete es mit ihren dichten Blättern und
erhielt es mürbe und rein; auch ist nach ihrer Ernte noch Zeit genug zu abermaliger
Bearbeitung.

Nach einigen behackten Früchten, die besonders starken Dünger erhalten, oder
in kräftiges Land kommen, läßt man ebenfalls Weizen folgen, z. B. nach Taback
und nach Kopfkohl. Das Land ist mürbe und rein genug, um ihn in die erste
Furche einzusäen, und wenn es sich auch etwas verspätet, so lehrt die Erfahrung
doch, daß er hier trefflich gerathe. Nach Kartoffeln aber schlägt er den meisten
Beobachtungen zufolge sehr zurück; obgleich einige behaupten, besseren Weizen als
Rocken danach gebauet zu haben.

Nach Hülsenfrüchten wird der Weizen mehrentheils nicht so stark als nach der
reinen Brache. Indessen hat man auch Beispiele, daß dieser Weizen den Brach-
weizen übertroffen habe. Wenn nämlich die Witterung der Brachbearbeitung
nicht günstig war, aber den Wachsthum der Hülsenfrüchte im Kraute sehr beför-
derte, so war das Stoppelland zur Aufnahme des Weizens in besserem Stande als
das Brachland. Aber immer wird ein schneller Umbruch der Stoppel unmittelbar
nach dem Abmähen vorausgesetzt, wenn man guten Weizen nach Hülsenfrucht er-
warten will.

Einige geben der Erbsenstoppel, andere der Bohnenstoppel einen Vorzug für
dem Weizen. Bohnen ziehen wohl mehr Nahrung aus als Erbsen, indem sie auch
einen stärkeren Ertrag in der Regel geben. Fehlt es dem Boden an Kraft, so wird
sie mehr erschöpft als es für den Weizen geschehen sollte; durch Erbsen nicht so sehr.
Ist aber Kraft genug für beide Ernten vorhanden, so scheint die Bohnenstoppel eine
treffliche Grundlage für den Weizen zu seyn. Die uralte Feldbestellung in der
Grafschaft Kent, jährlich abwechselnd mit Bohnen und Weizen, die man auch in
mehreren Gegenden Britanniens nachgeahmt hat, bezeugt dies, und ich habe immer
nach gedrillten Bohnen ausgezeichneten Weizen gesehen.


Der Weizen.
§. 52.

Ferner wird der Weizen am haͤufigſten gebauet nach Winterruͤbſen oder Rapps.Nach anderen
Vorfruͤchten.

Denn obwohl es keinem Zweifel unterworfen iſt, daß dieſer viele Nahrungstheile
aus dem Boden ziehet, ſo wird er doch nur in ſtarkes oder kraͤftig, faſt doppelt ge-
duͤngtes Land geſaͤet und hinterlaͤßt dann dem Weizen noch genug. Zu dieſer Frucht
war das Land fleiſſig vorbereitet, ſie beſchattete es mit ihren dichten Blaͤttern und
erhielt es muͤrbe und rein; auch iſt nach ihrer Ernte noch Zeit genug zu abermaliger
Bearbeitung.

Nach einigen behackten Fruͤchten, die beſonders ſtarken Duͤnger erhalten, oder
in kraͤftiges Land kommen, laͤßt man ebenfalls Weizen folgen, z. B. nach Taback
und nach Kopfkohl. Das Land iſt muͤrbe und rein genug, um ihn in die erſte
Furche einzuſaͤen, und wenn es ſich auch etwas verſpaͤtet, ſo lehrt die Erfahrung
doch, daß er hier trefflich gerathe. Nach Kartoffeln aber ſchlaͤgt er den meiſten
Beobachtungen zufolge ſehr zuruͤck; obgleich einige behaupten, beſſeren Weizen als
Rocken danach gebauet zu haben.

Nach Huͤlſenfruͤchten wird der Weizen mehrentheils nicht ſo ſtark als nach der
reinen Brache. Indeſſen hat man auch Beiſpiele, daß dieſer Weizen den Brach-
weizen uͤbertroffen habe. Wenn naͤmlich die Witterung der Brachbearbeitung
nicht guͤnſtig war, aber den Wachsthum der Huͤlſenfruͤchte im Kraute ſehr befoͤr-
derte, ſo war das Stoppelland zur Aufnahme des Weizens in beſſerem Stande als
das Brachland. Aber immer wird ein ſchneller Umbruch der Stoppel unmittelbar
nach dem Abmaͤhen vorausgeſetzt, wenn man guten Weizen nach Huͤlſenfrucht er-
warten will.

Einige geben der Erbſenſtoppel, andere der Bohnenſtoppel einen Vorzug fuͤr
dem Weizen. Bohnen ziehen wohl mehr Nahrung aus als Erbſen, indem ſie auch
einen ſtaͤrkeren Ertrag in der Regel geben. Fehlt es dem Boden an Kraft, ſo wird
ſie mehr erſchoͤpft als es fuͤr den Weizen geſchehen ſollte; durch Erbſen nicht ſo ſehr.
Iſt aber Kraft genug fuͤr beide Ernten vorhanden, ſo ſcheint die Bohnenſtoppel eine
treffliche Grundlage fuͤr den Weizen zu ſeyn. Die uralte Feldbeſtellung in der
Grafſchaft Kent, jaͤhrlich abwechſelnd mit Bohnen und Weizen, die man auch in
mehreren Gegenden Britanniens nachgeahmt hat, bezeugt dies, und ich habe immer
nach gedrillten Bohnen ausgezeichneten Weizen geſehen.


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[55/0079] Der Weizen. §. 52. Ferner wird der Weizen am haͤufigſten gebauet nach Winterruͤbſen oder Rapps. Denn obwohl es keinem Zweifel unterworfen iſt, daß dieſer viele Nahrungstheile aus dem Boden ziehet, ſo wird er doch nur in ſtarkes oder kraͤftig, faſt doppelt ge- duͤngtes Land geſaͤet und hinterlaͤßt dann dem Weizen noch genug. Zu dieſer Frucht war das Land fleiſſig vorbereitet, ſie beſchattete es mit ihren dichten Blaͤttern und erhielt es muͤrbe und rein; auch iſt nach ihrer Ernte noch Zeit genug zu abermaliger Bearbeitung. Nach anderen Vorfruͤchten. Nach einigen behackten Fruͤchten, die beſonders ſtarken Duͤnger erhalten, oder in kraͤftiges Land kommen, laͤßt man ebenfalls Weizen folgen, z. B. nach Taback und nach Kopfkohl. Das Land iſt muͤrbe und rein genug, um ihn in die erſte Furche einzuſaͤen, und wenn es ſich auch etwas verſpaͤtet, ſo lehrt die Erfahrung doch, daß er hier trefflich gerathe. Nach Kartoffeln aber ſchlaͤgt er den meiſten Beobachtungen zufolge ſehr zuruͤck; obgleich einige behaupten, beſſeren Weizen als Rocken danach gebauet zu haben. Nach Huͤlſenfruͤchten wird der Weizen mehrentheils nicht ſo ſtark als nach der reinen Brache. Indeſſen hat man auch Beiſpiele, daß dieſer Weizen den Brach- weizen uͤbertroffen habe. Wenn naͤmlich die Witterung der Brachbearbeitung nicht guͤnſtig war, aber den Wachsthum der Huͤlſenfruͤchte im Kraute ſehr befoͤr- derte, ſo war das Stoppelland zur Aufnahme des Weizens in beſſerem Stande als das Brachland. Aber immer wird ein ſchneller Umbruch der Stoppel unmittelbar nach dem Abmaͤhen vorausgeſetzt, wenn man guten Weizen nach Huͤlſenfrucht er- warten will. Einige geben der Erbſenſtoppel, andere der Bohnenſtoppel einen Vorzug fuͤr dem Weizen. Bohnen ziehen wohl mehr Nahrung aus als Erbſen, indem ſie auch einen ſtaͤrkeren Ertrag in der Regel geben. Fehlt es dem Boden an Kraft, ſo wird ſie mehr erſchoͤpft als es fuͤr den Weizen geſchehen ſollte; durch Erbſen nicht ſo ſehr. Iſt aber Kraft genug fuͤr beide Ernten vorhanden, ſo ſcheint die Bohnenſtoppel eine treffliche Grundlage fuͤr den Weizen zu ſeyn. Die uralte Feldbeſtellung in der Grafſchaft Kent, jaͤhrlich abwechſelnd mit Bohnen und Weizen, die man auch in mehreren Gegenden Britanniens nachgeahmt hat, bezeugt dies, und ich habe immer nach gedrillten Bohnen ausgezeichneten Weizen geſehen.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/79>, abgerufen am 21.11.2024.