Endlich wird der Weizen mit dem größten Erfolge in der Kleestoppel gebauet, und um Weizen auf Boden, der ihm eigentlich nicht angemessen sondern schon zu lose ist, zu erzielen, giebt es keine sichrere Methode, wie die, ihn auf die erste Furche des umgebrochenen Klees zu säen. Er übertrifft nicht selten den in reine Brache gesäeten und soll dem Brande minder unterworfen seyn. Hierbei ist aber die we- sentliche Bedingung, daß der Klee stark und geschlossen stehe, kein Unkraut habe aufkommen lassen, früh genug zum zweitenmal geschnitten sey, um noch zum drit- tenmal 8--10 Zoll heranzuwachsen, und daß er dann unabgeweidet untergepflügt werde. Jene Forderungen wird der Klee nur auf vorzüglichem Boden oder bei einer sorgfältigen Kultur erfüllen, und deshalb wird das eine oder das andere vorausgesetzt. Das Umbrechen muß mit Vorsicht geschehen, in schmalen, gut umschlagenden Fur- chen. Am besten geschiehet es durch einen leichten Schnittpflug, dessen Vorrichtung ich Bd. III. S. 41. und in der Beschreibung der Ackerwerkzeuge Heft II. Taf. 8. beschrieben habe. Eine unerläßliche Bedingung ist es, daß diese Furche wenigstens vier Wochen vor der Einsaat gegeben werde, damit der untergepflügte Klee verrotten und der Boden sich sacken könne. Die Saat wird dann durch scharfes Eggen oder besser mit dem Exstirpator untergebracht. Diese einfurchige Bestellung des Weizens in der Kleestoppel findet in der Regel nur bei einjährig benutztem Klee statt. Wenn indessen der zweijährige dicht und geschlossen stehet und nicht beweidet, sondern bloß geschnitten worden, der Acker daher rein und mürbe ist, so kann es auch ohne Be- denken bei selbigem geschehen; beim Gegentheil müssen drei Furchen zum Weizen gegeben werden, und es kann daher vom Klee in diesem Jahre nur ein Schnitt ge- nommen werden. Auch wird alsdann der Weizen auf sandigerem Boden mißlich.
Weizen in seine eigene Stoppel zu säen, ist nach allgemeiner Erfahrung durch- aus verwerflich und er mißräth so sehr, daß man fast nichts schlechteres bauen kann. Zwar bauete Tull und seine Nachfolger jährlich Weizen auf demselben Acker; aber es kam bei seiner Bauart nur die halbe Ackerkrume zum Tragen und die andere Hälfte ward gebraacht. Dasselbe ist beinahe der Fall bei den Belgiern auf ihren hoch- aufgepflügten Beeten; doch kommt auch Weizen nach Weizen bei ihnen höchst sel- ten vor. Einige wollen auch bemerkt haben, daß weißer Weizen nach braunem, oder umgekehrt, besser gerathe, als wenn man dieselbe Art nach einander säe.
Der
Der Weizen.
Endlich wird der Weizen mit dem groͤßten Erfolge in der Kleeſtoppel gebauet, und um Weizen auf Boden, der ihm eigentlich nicht angemeſſen ſondern ſchon zu loſe iſt, zu erzielen, giebt es keine ſichrere Methode, wie die, ihn auf die erſte Furche des umgebrochenen Klees zu ſaͤen. Er uͤbertrifft nicht ſelten den in reine Brache geſaͤeten und ſoll dem Brande minder unterworfen ſeyn. Hierbei iſt aber die we- ſentliche Bedingung, daß der Klee ſtark und geſchloſſen ſtehe, kein Unkraut habe aufkommen laſſen, fruͤh genug zum zweitenmal geſchnitten ſey, um noch zum drit- tenmal 8—10 Zoll heranzuwachſen, und daß er dann unabgeweidet untergepfluͤgt werde. Jene Forderungen wird der Klee nur auf vorzuͤglichem Boden oder bei einer ſorgfaͤltigen Kultur erfuͤllen, und deshalb wird das eine oder das andere vorausgeſetzt. Das Umbrechen muß mit Vorſicht geſchehen, in ſchmalen, gut umſchlagenden Fur- chen. Am beſten geſchiehet es durch einen leichten Schnittpflug, deſſen Vorrichtung ich Bd. III. S. 41. und in der Beſchreibung der Ackerwerkzeuge Heft II. Taf. 8. beſchrieben habe. Eine unerlaͤßliche Bedingung iſt es, daß dieſe Furche wenigſtens vier Wochen vor der Einſaat gegeben werde, damit der untergepfluͤgte Klee verrotten und der Boden ſich ſacken koͤnne. Die Saat wird dann durch ſcharfes Eggen oder beſſer mit dem Exſtirpator untergebracht. Dieſe einfurchige Beſtellung des Weizens in der Kleeſtoppel findet in der Regel nur bei einjaͤhrig benutztem Klee ſtatt. Wenn indeſſen der zweijaͤhrige dicht und geſchloſſen ſtehet und nicht beweidet, ſondern bloß geſchnitten worden, der Acker daher rein und muͤrbe iſt, ſo kann es auch ohne Be- denken bei ſelbigem geſchehen; beim Gegentheil muͤſſen drei Furchen zum Weizen gegeben werden, und es kann daher vom Klee in dieſem Jahre nur ein Schnitt ge- nommen werden. Auch wird alsdann der Weizen auf ſandigerem Boden mißlich.
Weizen in ſeine eigene Stoppel zu ſaͤen, iſt nach allgemeiner Erfahrung durch- aus verwerflich und er mißraͤth ſo ſehr, daß man faſt nichts ſchlechteres bauen kann. Zwar bauete Tull und ſeine Nachfolger jaͤhrlich Weizen auf demſelben Acker; aber es kam bei ſeiner Bauart nur die halbe Ackerkrume zum Tragen und die andere Haͤlfte ward gebraacht. Daſſelbe iſt beinahe der Fall bei den Belgiern auf ihren hoch- aufgepfluͤgten Beeten; doch kommt auch Weizen nach Weizen bei ihnen hoͤchſt ſel- ten vor. Einige wollen auch bemerkt haben, daß weißer Weizen nach braunem, oder umgekehrt, beſſer gerathe, als wenn man dieſelbe Art nach einander ſaͤe.
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[56/0080]
Der Weizen.
Endlich wird der Weizen mit dem groͤßten Erfolge in der Kleeſtoppel gebauet,
und um Weizen auf Boden, der ihm eigentlich nicht angemeſſen ſondern ſchon zu
loſe iſt, zu erzielen, giebt es keine ſichrere Methode, wie die, ihn auf die erſte Furche
des umgebrochenen Klees zu ſaͤen. Er uͤbertrifft nicht ſelten den in reine Brache
geſaͤeten und ſoll dem Brande minder unterworfen ſeyn. Hierbei iſt aber die we-
ſentliche Bedingung, daß der Klee ſtark und geſchloſſen ſtehe, kein Unkraut habe
aufkommen laſſen, fruͤh genug zum zweitenmal geſchnitten ſey, um noch zum drit-
tenmal 8—10 Zoll heranzuwachſen, und daß er dann unabgeweidet untergepfluͤgt
werde. Jene Forderungen wird der Klee nur auf vorzuͤglichem Boden oder bei einer
ſorgfaͤltigen Kultur erfuͤllen, und deshalb wird das eine oder das andere vorausgeſetzt.
Das Umbrechen muß mit Vorſicht geſchehen, in ſchmalen, gut umſchlagenden Fur-
chen. Am beſten geſchiehet es durch einen leichten Schnittpflug, deſſen Vorrichtung
ich Bd. III. S. 41. und in der Beſchreibung der Ackerwerkzeuge Heft II. Taf. 8.
beſchrieben habe. Eine unerlaͤßliche Bedingung iſt es, daß dieſe Furche wenigſtens
vier Wochen vor der Einſaat gegeben werde, damit der untergepfluͤgte Klee verrotten
und der Boden ſich ſacken koͤnne. Die Saat wird dann durch ſcharfes Eggen oder
beſſer mit dem Exſtirpator untergebracht. Dieſe einfurchige Beſtellung des Weizens
in der Kleeſtoppel findet in der Regel nur bei einjaͤhrig benutztem Klee ſtatt. Wenn
indeſſen der zweijaͤhrige dicht und geſchloſſen ſtehet und nicht beweidet, ſondern bloß
geſchnitten worden, der Acker daher rein und muͤrbe iſt, ſo kann es auch ohne Be-
denken bei ſelbigem geſchehen; beim Gegentheil muͤſſen drei Furchen zum Weizen
gegeben werden, und es kann daher vom Klee in dieſem Jahre nur ein Schnitt ge-
nommen werden. Auch wird alsdann der Weizen auf ſandigerem Boden mißlich.
Weizen in ſeine eigene Stoppel zu ſaͤen, iſt nach allgemeiner Erfahrung durch-
aus verwerflich und er mißraͤth ſo ſehr, daß man faſt nichts ſchlechteres bauen kann.
Zwar bauete Tull und ſeine Nachfolger jaͤhrlich Weizen auf demſelben Acker; aber
es kam bei ſeiner Bauart nur die halbe Ackerkrume zum Tragen und die andere
Haͤlfte ward gebraacht. Daſſelbe iſt beinahe der Fall bei den Belgiern auf ihren hoch-
aufgepfluͤgten Beeten; doch kommt auch Weizen nach Weizen bei ihnen hoͤchſt ſel-
ten vor. Einige wollen auch bemerkt haben, daß weißer Weizen nach braunem,
oder umgekehrt, beſſer gerathe, als wenn man dieſelbe Art nach einander ſaͤe.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/80>, abgerufen am 21.11.2024.
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