Deshalb gehe ich hier zu der gewöhnlichen Annahme, daß das Stroh den Mist bezahle, und dieser jenes, zurück; ob ich gleich eingestehe, daß diese Annahme nur da passe, wo das Vieh auf zwei, oder häufiger auf drei Theile Stroh, nur einen Theil Heu oder Surrogat desselben be- kommt; hier aber nicht, wo das Vieh im Ver- hältniß des Strohes, eine so sehr viel größere Quantität andern Futters erhält, daß es sich vom Stroh wohl durchaus nicht nähret, oder doch weniger davon frißt, als vom Futter ungenossen in den Dünger kommt -- was bei einer so reich- lichen Futterung nicht zu vermeiden ist. -- Hier ist also der Mistwerth des Futters eigentlich viel größer, als der Futter- oder Nutzungswerth des Strohes. Dem Vieh, welchem der Futterwerth zur Last geschrieben wird, sollte also für den Mist mehr als der Strohwerth zu gut geschrieben wer- den. Dies ist nun aber einmal nicht geschehen, und ich überlasse es lieber meinen Lesern, nach- dem ich ihnen die Data gegeben, es selbst zu berechnen, weil der Preis des Mistes nach ganz verschiedenen Ansichten bestimmt werden mag. Ein Marktpreis läßt sich bei den gewöhnlichen ländlichen Verhältnissen gar nicht dafür anneh- men; kann man auch etwas dafür kaufen, so ist
Deshalb gehe ich hier zu der gewoͤhnlichen Annahme, daß das Stroh den Miſt bezahle, und dieſer jenes, zuruͤck; ob ich gleich eingeſtehe, daß dieſe Annahme nur da paſſe, wo das Vieh auf zwei, oder haͤufiger auf drei Theile Stroh, nur einen Theil Heu oder Surrogat deſſelben be- kommt; hier aber nicht, wo das Vieh im Ver- haͤltniß des Strohes, eine ſo ſehr viel groͤßere Quantitaͤt andern Futters erhaͤlt, daß es ſich vom Stroh wohl durchaus nicht naͤhret, oder doch weniger davon frißt, als vom Futter ungenoſſen in den Duͤnger kommt — was bei einer ſo reich- lichen Futterung nicht zu vermeiden iſt. — Hier iſt alſo der Miſtwerth des Futters eigentlich viel groͤßer, als der Futter- oder Nutzungswerth des Strohes. Dem Vieh, welchem der Futterwerth zur Laſt geſchrieben wird, ſollte alſo fuͤr den Miſt mehr als der Strohwerth zu gut geſchrieben wer- den. Dies iſt nun aber einmal nicht geſchehen, und ich uͤberlaſſe es lieber meinen Leſern, nach- dem ich ihnen die Data gegeben, es ſelbſt zu berechnen, weil der Preis des Miſtes nach ganz verſchiedenen Anſichten beſtimmt werden mag. Ein Marktpreis laͤßt ſich bei den gewoͤhnlichen laͤndlichen Verhaͤltniſſen gar nicht dafuͤr anneh- men; kann man auch etwas dafuͤr kaufen, ſo iſt
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Deshalb gehe ich hier zu der gewoͤhnlichen
Annahme, daß das Stroh den Miſt bezahle, und
dieſer jenes, zuruͤck; ob ich gleich eingeſtehe, daß
dieſe Annahme nur da paſſe, wo das Vieh auf
zwei, oder haͤufiger auf drei Theile Stroh, nur
einen Theil Heu oder Surrogat deſſelben be-
kommt; hier aber nicht, wo das Vieh im Ver-
haͤltniß des Strohes, eine ſo ſehr viel groͤßere
Quantitaͤt andern Futters erhaͤlt, daß es ſich vom
Stroh wohl durchaus nicht naͤhret, oder doch
weniger davon frißt, als vom Futter ungenoſſen
in den Duͤnger kommt — was bei einer ſo reich-
lichen Futterung nicht zu vermeiden iſt. — Hier
iſt alſo der Miſtwerth des Futters eigentlich viel
groͤßer, als der Futter- oder Nutzungswerth des
Strohes. Dem Vieh, welchem der Futterwerth
zur Laſt geſchrieben wird, ſollte alſo fuͤr den Miſt
mehr als der Strohwerth zu gut geſchrieben wer-
den. Dies iſt nun aber einmal nicht geſchehen,
und ich uͤberlaſſe es lieber meinen Leſern, nach-
dem ich ihnen die Data gegeben, es ſelbſt zu
berechnen, weil der Preis des Miſtes nach ganz
verſchiedenen Anſichten beſtimmt werden mag.
Ein Marktpreis laͤßt ſich bei den gewoͤhnlichen
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men; kann man auch etwas dafuͤr kaufen, ſo iſt
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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/173>, abgerufen am 25.11.2024.
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