Ich bin überzeugt, daß, wenn hier mit dem- selben Winterfutter ein Viertheil der Kühe mehr gehalten, der größte Theil aber im Frühjahr mil- chend würde, der Ertrag größer seyn würde. Es ist also gewiß nicht unrecht, daß Wintermilch und frische Winterbutter in Städten viel theu- rer bezahlt wird; denn sie kostet dem Producen- ten mehr. Hier ist indessen dieser höhere Preis, ohnerachtet er wohl erhalten werden könnte, nicht angenommen.
Schon lange ist hier alljährig bemerkt worden, daß, wenn die Kühe im Frühjahr von einer reichlichen Winterfutterung auf eine, im Anfange sehr mäßige Grünfutterung gesetzt wurden, die Milch erstaunlich zunahm. Im Jahr 1813 machte Herr Koppe hier folgende genaue Be- obachtung.
Die Winterfutterung, welche in den letzten Monaten auf den Kopf, nach den täglich dem Stalle zugetheilten Rationen, fiel, betrug
Pfund Heu
Pfund Kartoffeln
= Pfund Heu.
Bei anfangender, in der Regel spärlicher Sommerfutterung, erhielten 45 Stück Vieh auf dem Stalle, nach angestellter genauer Abwägung, 2568 Pfund grüner Luzerne. Das einzelne Stück
Ich bin uͤberzeugt, daß, wenn hier mit dem- ſelben Winterfutter ein Viertheil der Kuͤhe mehr gehalten, der groͤßte Theil aber im Fruͤhjahr mil- chend wuͤrde, der Ertrag groͤßer ſeyn wuͤrde. Es iſt alſo gewiß nicht unrecht, daß Wintermilch und friſche Winterbutter in Staͤdten viel theu- rer bezahlt wird; denn ſie koſtet dem Producen- ten mehr. Hier iſt indeſſen dieſer hoͤhere Preis, ohnerachtet er wohl erhalten werden koͤnnte, nicht angenommen.
Schon lange iſt hier alljaͤhrig bemerkt worden, daß, wenn die Kuͤhe im Fruͤhjahr von einer reichlichen Winterfutterung auf eine, im Anfange ſehr maͤßige Gruͤnfutterung geſetzt wurden, die Milch erſtaunlich zunahm. Im Jahr 1813 machte Herr Koppe hier folgende genaue Be- obachtung.
Die Winterfutterung, welche in den letzten Monaten auf den Kopf, nach den taͤglich dem Stalle zugetheilten Rationen, fiel, betrug
Pfund Heu
Pfund Kartoffeln
= Pfund Heu.
Bei anfangender, in der Regel ſpaͤrlicher Sommerfutterung, erhielten 45 Stuͤck Vieh auf dem Stalle, nach angeſtellter genauer Abwaͤgung, 2568 Pfund gruͤner Luzerne. Das einzelne Stuͤck
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0233"n="216"/><p>Ich bin uͤberzeugt, daß, wenn hier mit dem-<lb/>ſelben Winterfutter ein Viertheil der Kuͤhe mehr<lb/>
gehalten, der groͤßte Theil aber im Fruͤhjahr mil-<lb/>
chend wuͤrde, der Ertrag groͤßer ſeyn wuͤrde. Es<lb/>
iſt alſo gewiß nicht unrecht, daß Wintermilch<lb/>
und friſche Winterbutter in Staͤdten viel theu-<lb/>
rer bezahlt wird; denn ſie koſtet dem Producen-<lb/>
ten mehr. Hier iſt indeſſen dieſer hoͤhere Preis,<lb/>
ohnerachtet er wohl erhalten werden koͤnnte, nicht<lb/>
angenommen.</p><lb/><p>Schon lange iſt hier alljaͤhrig bemerkt worden,<lb/>
daß, wenn die Kuͤhe im Fruͤhjahr von einer<lb/>
reichlichen Winterfutterung auf eine, im Anfange<lb/>ſehr maͤßige Gruͤnfutterung geſetzt wurden, die<lb/>
Milch erſtaunlich zunahm. Im Jahr 1813<lb/>
machte Herr <hirendition="#g">Koppe</hi> hier folgende genaue Be-<lb/>
obachtung.</p><lb/><p>Die Winterfutterung, welche in den letzten<lb/>
Monaten auf den Kopf, nach den taͤglich dem<lb/>
Stalle zugetheilten Rationen, fiel, betrug</p><lb/><listrendition="#rightBraced"><item><formulanotation="TeX">8\tfrac47</formula> Pfund Heu</item><lb/><item><formulanotation="TeX">28\tfrac47</formula> Pfund Kartoffeln</item><trailer> = <formulanotation="TeX">22\tfrac67</formula> Pfund Heu.</trailer></list><lb/><p>Bei anfangender, in der Regel ſpaͤrlicher<lb/>
Sommerfutterung, erhielten 45 Stuͤck Vieh auf<lb/>
dem Stalle, nach angeſtellter genauer Abwaͤgung,<lb/>
2568 Pfund gruͤner Luzerne. Das einzelne Stuͤck<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[216/0233]
Ich bin uͤberzeugt, daß, wenn hier mit dem-
ſelben Winterfutter ein Viertheil der Kuͤhe mehr
gehalten, der groͤßte Theil aber im Fruͤhjahr mil-
chend wuͤrde, der Ertrag groͤßer ſeyn wuͤrde. Es
iſt alſo gewiß nicht unrecht, daß Wintermilch
und friſche Winterbutter in Staͤdten viel theu-
rer bezahlt wird; denn ſie koſtet dem Producen-
ten mehr. Hier iſt indeſſen dieſer hoͤhere Preis,
ohnerachtet er wohl erhalten werden koͤnnte, nicht
angenommen.
Schon lange iſt hier alljaͤhrig bemerkt worden,
daß, wenn die Kuͤhe im Fruͤhjahr von einer
reichlichen Winterfutterung auf eine, im Anfange
ſehr maͤßige Gruͤnfutterung geſetzt wurden, die
Milch erſtaunlich zunahm. Im Jahr 1813
machte Herr Koppe hier folgende genaue Be-
obachtung.
Die Winterfutterung, welche in den letzten
Monaten auf den Kopf, nach den taͤglich dem
Stalle zugetheilten Rationen, fiel, betrug
[FORMEL] Pfund Heu
[FORMEL] Pfund Kartoffeln = [FORMEL] Pfund Heu.
Bei anfangender, in der Regel ſpaͤrlicher
Sommerfutterung, erhielten 45 Stuͤck Vieh auf
dem Stalle, nach angeſtellter genauer Abwaͤgung,
2568 Pfund gruͤner Luzerne. Das einzelne Stuͤck
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/233>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.