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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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nährenden, d. h. auflösbaren Theilen, die im
Boden befindlich sind.

Da dies nur jedoch unter der Bedingung
einer, der Vegetation jeder Frucht angemessenen
Feuchtigkeit und Temperatur, vielleicht auch an-
derer noch nicht ergründeter äußeren Potenzen,
der Fall ist; so läßt sich die Anziehung selbst,
und ihr Verhältniß zur Kraft des Bodens, nicht
aus einzelnen Fällen, sondern aus dem Durch-
schnitt aller gesammelten Beobachtungen abneh-
men. Daß ein solcher Durchschnitt, der viel-
leicht auf keinen einzigen einzelnen Fall genau
paßt, dem sich die meisten einzelne Fälle aber
annähern, wirklich statt finde, erkennen alle Em-
piriker an, indem sie einen gewissen Ertrag, des-
sen ein Boden fähig sey, annehmen. Auch hat
schon der scharfsinnige Uhden, in seiner Ab-
handlung über die Ordnung der Frucht-
preise
1750, nach zweihundertjährigen Erfah-
rungen, gezeigt, daß der Durchschnitt der Ern-
ten in einer Reihe von 7 Jahren fast immer
gleich sey, mithin der Korn-Ertrag, den ein Land
nach dem Verhältnisse seiner Kultur -- die wie-
der von seinem Bedarf abhängt -- gebe, in sol-
chen Zeiträumen sich gleich bleibe, obwohl ein-
zelne Jahre den Ausfall oder den Ueberschuß

naͤhrenden, d. h. aufloͤsbaren Theilen, die im
Boden befindlich ſind.

Da dies nur jedoch unter der Bedingung
einer, der Vegetation jeder Frucht angemeſſenen
Feuchtigkeit und Temperatur, vielleicht auch an-
derer noch nicht ergruͤndeter aͤußeren Potenzen,
der Fall iſt; ſo laͤßt ſich die Anziehung ſelbſt,
und ihr Verhaͤltniß zur Kraft des Bodens, nicht
aus einzelnen Faͤllen, ſondern aus dem Durch-
ſchnitt aller geſammelten Beobachtungen abneh-
men. Daß ein ſolcher Durchſchnitt, der viel-
leicht auf keinen einzigen einzelnen Fall genau
paßt, dem ſich die meiſten einzelne Faͤlle aber
annaͤhern, wirklich ſtatt finde, erkennen alle Em-
piriker an, indem ſie einen gewiſſen Ertrag, deſ-
ſen ein Boden faͤhig ſey, annehmen. Auch hat
ſchon der ſcharfſinnige Uhden, in ſeiner Ab-
handlung uͤber die Ordnung der Frucht-
preiſe
1750, nach zweihundertjaͤhrigen Erfah-
rungen, gezeigt, daß der Durchſchnitt der Ern-
ten in einer Reihe von 7 Jahren faſt immer
gleich ſey, mithin der Korn-Ertrag, den ein Land
nach dem Verhaͤltniſſe ſeiner Kultur — die wie-
der von ſeinem Bedarf abhaͤngt — gebe, in ſol-
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[259/0276] naͤhrenden, d. h. aufloͤsbaren Theilen, die im Boden befindlich ſind. Da dies nur jedoch unter der Bedingung einer, der Vegetation jeder Frucht angemeſſenen Feuchtigkeit und Temperatur, vielleicht auch an- derer noch nicht ergruͤndeter aͤußeren Potenzen, der Fall iſt; ſo laͤßt ſich die Anziehung ſelbſt, und ihr Verhaͤltniß zur Kraft des Bodens, nicht aus einzelnen Faͤllen, ſondern aus dem Durch- ſchnitt aller geſammelten Beobachtungen abneh- men. Daß ein ſolcher Durchſchnitt, der viel- leicht auf keinen einzigen einzelnen Fall genau paßt, dem ſich die meiſten einzelne Faͤlle aber annaͤhern, wirklich ſtatt finde, erkennen alle Em- piriker an, indem ſie einen gewiſſen Ertrag, deſ- ſen ein Boden faͤhig ſey, annehmen. Auch hat ſchon der ſcharfſinnige Uhden, in ſeiner Ab- handlung uͤber die Ordnung der Frucht- preiſe 1750, nach zweihundertjaͤhrigen Erfah- rungen, gezeigt, daß der Durchſchnitt der Ern- ten in einer Reihe von 7 Jahren faſt immer gleich ſey, mithin der Korn-Ertrag, den ein Land nach dem Verhaͤltniſſe ſeiner Kultur — die wie- der von ſeinem Bedarf abhaͤngt — gebe, in ſol- chen Zeitraͤumen ſich gleich bleibe, obwohl ein- zelne Jahre den Ausfall oder den Ueberſchuß

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/276>, abgerufen am 21.11.2024.