des andern übernehmen müssen. Eine Thatsache, die sich auch seitdem immer bestätigt hat.
Ich habe es unternommen, einen Maaß- stab zur Bestimmung der im Boden befindli- chen Kraft, des Anziehungs-Vermögens jeder Frucht, und der Kraftgrade, die zur Bildung eines Scheffels jeder Getreideart erforderlich sind, zu bilden. Hätten wir früher einen solchen Maaßstab gehabt, so würden wir unsere Beob- achtungen längst daran gehalten, uns mehr ver- ständiget, und die Erfahrungen über die Frucht- barkeit des Bodens genauer berichtiget haben. -- Wie schwankend waren die Begriffe über die Temperatur, ehe wir einen Wärmemesser hatten! nur mittelst desselben haben wir uns darüber ver- ständigen können. --
Der Maaßstab mag immer derselbe bleiben oder verändert werden; es kommt nur darauf an, den Begriff von der relativen Kraft des Bodens in Zahlen auszudrücken. Was ich aber in den Grundsätzen der rationellen Landwirth- schaft an den angeführten Orten nicht genug be- rücksichtigt habe, ist die oben bemerkte verschie- dene Tenazität des Bodens für den vegetabili- schen Nahrungsstoff. Wenn ich dort die Kraft eines Bodens, der per Morgen 5 Scheffel über
des andern uͤbernehmen muͤſſen. Eine Thatſache, die ſich auch ſeitdem immer beſtaͤtigt hat.
Ich habe es unternommen, einen Maaß- ſtab zur Beſtimmung der im Boden befindli- chen Kraft, des Anziehungs-Vermoͤgens jeder Frucht, und der Kraftgrade, die zur Bildung eines Scheffels jeder Getreideart erforderlich ſind, zu bilden. Haͤtten wir fruͤher einen ſolchen Maaßſtab gehabt, ſo wuͤrden wir unſere Beob- achtungen laͤngſt daran gehalten, uns mehr ver- ſtaͤndiget, und die Erfahrungen uͤber die Frucht- barkeit des Bodens genauer berichtiget haben. — Wie ſchwankend waren die Begriffe uͤber die Temperatur, ehe wir einen Waͤrmemeſſer hatten! nur mittelſt deſſelben haben wir uns daruͤber ver- ſtaͤndigen koͤnnen. —
Der Maaßſtab mag immer derſelbe bleiben oder veraͤndert werden; es kommt nur darauf an, den Begriff von der relativen Kraft des Bodens in Zahlen auszudruͤcken. Was ich aber in den Grundſaͤtzen der rationellen Landwirth- ſchaft an den angefuͤhrten Orten nicht genug be- ruͤckſichtigt habe, iſt die oben bemerkte verſchie- dene Tenazitaͤt des Bodens fuͤr den vegetabili- ſchen Nahrungsſtoff. Wenn ich dort die Kraft eines Bodens, der per Morgen 5 Scheffel uͤber
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des andern uͤbernehmen muͤſſen. Eine Thatſache,
die ſich auch ſeitdem immer beſtaͤtigt hat.
Ich habe es unternommen, einen Maaß-
ſtab zur Beſtimmung der im Boden befindli-
chen Kraft, des Anziehungs-Vermoͤgens jeder
Frucht, und der Kraftgrade, die zur Bildung
eines Scheffels jeder Getreideart erforderlich ſind,
zu bilden. Haͤtten wir fruͤher einen ſolchen
Maaßſtab gehabt, ſo wuͤrden wir unſere Beob-
achtungen laͤngſt daran gehalten, uns mehr ver-
ſtaͤndiget, und die Erfahrungen uͤber die Frucht-
barkeit des Bodens genauer berichtiget haben. —
Wie ſchwankend waren die Begriffe uͤber die
Temperatur, ehe wir einen Waͤrmemeſſer hatten!
nur mittelſt deſſelben haben wir uns daruͤber ver-
ſtaͤndigen koͤnnen. —
Der Maaßſtab mag immer derſelbe bleiben
oder veraͤndert werden; es kommt nur darauf
an, den Begriff von der relativen Kraft des
Bodens in Zahlen auszudruͤcken. Was ich aber
in den Grundſaͤtzen der rationellen Landwirth-
ſchaft an den angefuͤhrten Orten nicht genug be-
ruͤckſichtigt habe, iſt die oben bemerkte verſchie-
dene Tenazitaͤt des Bodens fuͤr den vegetabili-
ſchen Nahrungsſtoff. Wenn ich dort die Kraft
eines Bodens, der per Morgen 5 Scheffel uͤber
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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/277>, abgerufen am 21.11.2024.
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