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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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Der im Frühjahr beschlossene Institut-Haus-
bau sollte eilig vollführt werden, und alle Mate-
rialien mußten weither herbeigeschafft werden.
Ohnerachtet sechs besondere Baupferde angeschafft
waren, so reichten diese bisweilen nicht, und die
Wirthschaft ward sehr gestört. Noch mehr aber
geschah dies, wie in der Mitte des Sommers
die Kriegsrüstungen eine starke Ausnahme erfor-
derten, ein großer Theil der beim Bau arbei-
tenden Leute abgingen, und andere von entfern-
ten Orten herbeigeschafft werden mußten. Hätte
ich den Bau damals doch halb vollendet einge-
stellt, und die Errichtung des Instituts verscho-
ben! Es erfolgte daraus, bei dem allgemeinen Un-
glück, für mich die schwerste Zeit meines Lebens.
Doch das gehört nicht zur Wirthschaft. Die
Ernte war in Ansehung der Winterung gut, ohn-
erachtet sie in der Blüte vom Reif etwas gelit-
ten hatte; das übrige schlecht.

Für das Jahr 1807 konnten nun die sieben
Hauptschläge eingerichtet werden. Doch waren
sie noch keinesweges in gleichartiger Kultur, denn
da hinein konnten sie erst kommen, so wie die
Reihe des Hackfruchtbaues an sie kam.

Von diesem Jahre an kann ich erst genauere
und verständliche Rechenschaft von meiner Wirth-

Der im Fruͤhjahr beſchloſſene Inſtitut-Haus-
bau ſollte eilig vollfuͤhrt werden, und alle Mate-
rialien mußten weither herbeigeſchafft werden.
Ohnerachtet ſechs beſondere Baupferde angeſchafft
waren, ſo reichten dieſe bisweilen nicht, und die
Wirthſchaft ward ſehr geſtoͤrt. Noch mehr aber
geſchah dies, wie in der Mitte des Sommers
die Kriegsruͤſtungen eine ſtarke Ausnahme erfor-
derten, ein großer Theil der beim Bau arbei-
tenden Leute abgingen, und andere von entfern-
ten Orten herbeigeſchafft werden mußten. Haͤtte
ich den Bau damals doch halb vollendet einge-
ſtellt, und die Errichtung des Inſtituts verſcho-
ben! Es erfolgte daraus, bei dem allgemeinen Un-
gluͤck, fuͤr mich die ſchwerſte Zeit meines Lebens.
Doch das gehoͤrt nicht zur Wirthſchaft. Die
Ernte war in Anſehung der Winterung gut, ohn-
erachtet ſie in der Bluͤte vom Reif etwas gelit-
ten hatte; das uͤbrige ſchlecht.

Fuͤr das Jahr 1807 konnten nun die ſieben
Hauptſchlaͤge eingerichtet werden. Doch waren
ſie noch keinesweges in gleichartiger Kultur, denn
da hinein konnten ſie erſt kommen, ſo wie die
Reihe des Hackfruchtbaues an ſie kam.

Von dieſem Jahre an kann ich erſt genauere
und verſtaͤndliche Rechenſchaft von meiner Wirth-

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[21/0038] Der im Fruͤhjahr beſchloſſene Inſtitut-Haus- bau ſollte eilig vollfuͤhrt werden, und alle Mate- rialien mußten weither herbeigeſchafft werden. Ohnerachtet ſechs beſondere Baupferde angeſchafft waren, ſo reichten dieſe bisweilen nicht, und die Wirthſchaft ward ſehr geſtoͤrt. Noch mehr aber geſchah dies, wie in der Mitte des Sommers die Kriegsruͤſtungen eine ſtarke Ausnahme erfor- derten, ein großer Theil der beim Bau arbei- tenden Leute abgingen, und andere von entfern- ten Orten herbeigeſchafft werden mußten. Haͤtte ich den Bau damals doch halb vollendet einge- ſtellt, und die Errichtung des Inſtituts verſcho- ben! Es erfolgte daraus, bei dem allgemeinen Un- gluͤck, fuͤr mich die ſchwerſte Zeit meines Lebens. Doch das gehoͤrt nicht zur Wirthſchaft. Die Ernte war in Anſehung der Winterung gut, ohn- erachtet ſie in der Bluͤte vom Reif etwas gelit- ten hatte; das uͤbrige ſchlecht. Fuͤr das Jahr 1807 konnten nun die ſieben Hauptſchlaͤge eingerichtet werden. Doch waren ſie noch keinesweges in gleichartiger Kultur, denn da hinein konnten ſie erſt kommen, ſo wie die Reihe des Hackfruchtbaues an ſie kam. Von dieſem Jahre an kann ich erſt genauere und verſtaͤndliche Rechenſchaft von meiner Wirth-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/38>, abgerufen am 21.11.2024.