des Unterbringens der Saat, und dabei wird die Winterfeuchtigkeit, die beim tiefern Rühren des Bodens in trockenen Frühjahren zu leicht ver- dunstet, im Acker erhalten; zugleich aber diese Bestellung unglaublich beschleunigt und erleich- tert. Die schwache Einsaat -- 14 Metzen auf den Morgen -- wird sehr gleichmäßig vertheilt, und die Saat steht sehr egal und hinlänglich dicht. Diese Bestellungsart ist ohne Zweifel die Bedingung, unter welcher man nur auf solchem Boden das Gedeihen der großen Gerste erwarten kann.
Die Besorgniß, daß so früh gesäete zwei- zeilige Gerste vom Froste zerstört werden könne, ist unbegründet; er schadet ihr wenig oder nichts. Im Jahr 1813 hatte ich einen Theil früh, den andern, wegen der gleich zu erwähnenden Rück- sicht auf die Erntearbeit, spät gesäet. Jener Theil litt sehr; die hervorstechenden Spitzen wur- den durch einen Graupelnschauer mit heftigem Winde abgeschlagen, und bald nachdem sie wie- der hervorgeschossen waren, vom Froste so betrof- fen, daß sie welk und weiß auf dem Boden la- gen. Aber sie trieb frisch wieder hervor, und zeigte sich besser als der andere drei Wochen spä- ter gesäete Theil, der ungleich günstigere Witte-
des Unterbringens der Saat, und dabei wird die Winterfeuchtigkeit, die beim tiefern Ruͤhren des Bodens in trockenen Fruͤhjahren zu leicht ver- dunſtet, im Acker erhalten; zugleich aber dieſe Beſtellung unglaublich beſchleunigt und erleich- tert. Die ſchwache Einſaat — 14 Metzen auf den Morgen — wird ſehr gleichmaͤßig vertheilt, und die Saat ſteht ſehr egal und hinlaͤnglich dicht. Dieſe Beſtellungsart iſt ohne Zweifel die Bedingung, unter welcher man nur auf ſolchem Boden das Gedeihen der großen Gerſte erwarten kann.
Die Beſorgniß, daß ſo fruͤh geſaͤete zwei- zeilige Gerſte vom Froſte zerſtoͤrt werden koͤnne, iſt unbegruͤndet; er ſchadet ihr wenig oder nichts. Im Jahr 1813 hatte ich einen Theil fruͤh, den andern, wegen der gleich zu erwaͤhnenden Ruͤck- ſicht auf die Erntearbeit, ſpaͤt geſaͤet. Jener Theil litt ſehr; die hervorſtechenden Spitzen wur- den durch einen Graupelnſchauer mit heftigem Winde abgeſchlagen, und bald nachdem ſie wie- der hervorgeſchoſſen waren, vom Froſte ſo betrof- fen, daß ſie welk und weiß auf dem Boden la- gen. Aber ſie trieb friſch wieder hervor, und zeigte ſich beſſer als der andere drei Wochen ſpaͤ- ter geſaͤete Theil, der ungleich guͤnſtigere Witte-
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des Unterbringens der Saat, und dabei wird die
Winterfeuchtigkeit, die beim tiefern Ruͤhren des
Bodens in trockenen Fruͤhjahren zu leicht ver-
dunſtet, im Acker erhalten; zugleich aber dieſe
Beſtellung unglaublich beſchleunigt und erleich-
tert. Die ſchwache Einſaat — 14 Metzen auf
den Morgen — wird ſehr gleichmaͤßig vertheilt,
und die Saat ſteht ſehr egal und hinlaͤnglich
dicht. Dieſe Beſtellungsart iſt ohne Zweifel die
Bedingung, unter welcher man nur auf ſolchem
Boden das Gedeihen der großen Gerſte erwarten
kann.
Die Beſorgniß, daß ſo fruͤh geſaͤete zwei-
zeilige Gerſte vom Froſte zerſtoͤrt werden koͤnne,
iſt unbegruͤndet; er ſchadet ihr wenig oder nichts.
Im Jahr 1813 hatte ich einen Theil fruͤh, den
andern, wegen der gleich zu erwaͤhnenden Ruͤck-
ſicht auf die Erntearbeit, ſpaͤt geſaͤet. Jener
Theil litt ſehr; die hervorſtechenden Spitzen wur-
den durch einen Graupelnſchauer mit heftigem
Winde abgeſchlagen, und bald nachdem ſie wie-
der hervorgeſchoſſen waren, vom Froſte ſo betrof-
fen, daß ſie welk und weiß auf dem Boden la-
gen. Aber ſie trieb friſch wieder hervor, und
zeigte ſich beſſer als der andere drei Wochen ſpaͤ-
ter geſaͤete Theil, der ungleich guͤnſtigere Witte-
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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/48>, abgerufen am 21.11.2024.
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