So lauteten die Vorschläge, welche der König von Preußen David durch seine Räthe machen ließ. Er konnte sich das Vergnügen nicht versagen, die darüber sprechenden Briefe mitzutheilen; sie waren zu ehrenvoll für ihn, um unterdrückt zu werden.
Das angeführte Hinderniß, nämlich die Krankheit seiner Gattin, wußte mit der Zeit verschwinden. Es war natürlich, daß David sich von ihr, so lange sie krank war, nicht tren- nen wollte; aber war dies ein Grund, das ihm gemachte Anerbieten ganz auszuschlagen? Er konnte es vorläufig annehmen und die Wieder- herstellung seiner Gattin zur Bedingung machen. Diese Entschuldigung diente also nur zum Mit- tel, um Zeit zu gewinnen; denn er war mit sich einig, die ihm angebotene Zuflucht nicht anzu- nehmen, und wollte sein Talent einer Nation nicht zu Gute kommen lassen, welche sich als der erbittertste Feind seines Vaterlandes bewie- sen.
Der preußische Gesandte am Hofe des Kö- nigs der Niederlande, Fürst von Hatzfeld, wollte die im Namen seines Souverains gemachten
Leben
So lauteten die Vorſchlaͤge, welche der Koͤnig von Preußen David durch ſeine Raͤthe machen ließ. Er konnte ſich das Vergnuͤgen nicht verſagen, die daruͤber ſprechenden Briefe mitzutheilen; ſie waren zu ehrenvoll fuͤr ihn, um unterdruͤckt zu werden.
Das angefuͤhrte Hinderniß, naͤmlich die Krankheit ſeiner Gattin, wußte mit der Zeit verſchwinden. Es war natuͤrlich, daß David ſich von ihr, ſo lange ſie krank war, nicht tren- nen wollte; aber war dies ein Grund, das ihm gemachte Anerbieten ganz auszuſchlagen? Er konnte es vorlaͤufig annehmen und die Wieder- herſtellung ſeiner Gattin zur Bedingung machen. Dieſe Entſchuldigung diente alſo nur zum Mit- tel, um Zeit zu gewinnen; denn er war mit ſich einig, die ihm angebotene Zuflucht nicht anzu- nehmen, und wollte ſein Talent einer Nation nicht zu Gute kommen laſſen, welche ſich als der erbittertſte Feind ſeines Vaterlandes bewie- ſen.
Der preußiſche Geſandte am Hofe des Koͤ- nigs der Niederlande, Fuͤrſt von Hatzfeld, wollte die im Namen ſeines Souverains gemachten
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Leben
So lauteten die Vorſchlaͤge, welche der
Koͤnig von Preußen David durch ſeine Raͤthe
machen ließ. Er konnte ſich das Vergnuͤgen
nicht verſagen, die daruͤber ſprechenden Briefe
mitzutheilen; ſie waren zu ehrenvoll fuͤr ihn,
um unterdruͤckt zu werden.
Das angefuͤhrte Hinderniß, naͤmlich die
Krankheit ſeiner Gattin, wußte mit der Zeit
verſchwinden. Es war natuͤrlich, daß David
ſich von ihr, ſo lange ſie krank war, nicht tren-
nen wollte; aber war dies ein Grund, das ihm
gemachte Anerbieten ganz auszuſchlagen? Er
konnte es vorlaͤufig annehmen und die Wieder-
herſtellung ſeiner Gattin zur Bedingung machen.
Dieſe Entſchuldigung diente alſo nur zum Mit-
tel, um Zeit zu gewinnen; denn er war mit ſich
einig, die ihm angebotene Zuflucht nicht anzu-
nehmen, und wollte ſein Talent einer Nation
nicht zu Gute kommen laſſen, welche ſich als
der erbittertſte Feind ſeines Vaterlandes bewie-
ſen.
Der preußiſche Geſandte am Hofe des Koͤ-
nigs der Niederlande, Fuͤrſt von Hatzfeld, wollte
die im Namen ſeines Souverains gemachten
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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/166>, abgerufen am 16.07.2024.
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