Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.Davids. phael und Michel-Angelo fühlte David sich selbstgedemüthiget. Er schämte sich nicht, es zu ge- stehen. Sein Streben gewann plötzlich eine an- dere Richtung und sein Genius erhob sich zu ei- nem neuen Flug. Das Studium der Antike nahm ihn von nun an ganz in Anspruch. "Jch will," rief er aus, "ich will, daß meine Werke fortan den Charakter des Alterthums an sich tragen, und wäre es möglich, daß ein Athenien- ser wieder auferstände, so sollte er bekennen müssen, sie schienen ihm die Arbeit eines griechi- schen Malers zu seyn." Von nun an nahm er Raphael und Mi- Davids. phael und Michel-Angelo fuͤhlte David ſich ſelbſtgedemuͤthiget. Er ſchaͤmte ſich nicht, es zu ge- ſtehen. Sein Streben gewann ploͤtzlich eine an- dere Richtung und ſein Genius erhob ſich zu ei- nem neuen Flug. Das Studium der Antike nahm ihn von nun an ganz in Anſpruch. „Jch will,“ rief er aus, „ich will, daß meine Werke fortan den Charakter des Alterthums an ſich tragen, und waͤre es moͤglich, daß ein Athenien- ſer wieder auferſtaͤnde, ſo ſollte er bekennen muͤſſen, ſie ſchienen ihm die Arbeit eines griechi- ſchen Malers zu ſeyn.“ Von nun an nahm er Raphael und Mi- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029" n="15"/><fw place="top" type="header">Davids.</fw><lb/> phael und Michel-Angelo fuͤhlte David ſich ſelbſt<lb/> gedemuͤthiget. Er ſchaͤmte ſich nicht, es zu ge-<lb/> ſtehen. Sein Streben gewann ploͤtzlich eine an-<lb/> dere Richtung und ſein Genius erhob ſich zu ei-<lb/> nem neuen Flug. Das Studium der Antike<lb/> nahm ihn von nun an ganz in Anſpruch. „Jch<lb/> will,“ rief er aus, „ich will, daß meine Werke<lb/> fortan den Charakter des Alterthums an ſich<lb/> tragen, und waͤre es moͤglich, daß ein Athenien-<lb/> ſer wieder auferſtaͤnde, ſo ſollte er bekennen<lb/> muͤſſen, ſie ſchienen ihm die Arbeit eines griechi-<lb/> ſchen Malers zu ſeyn.“</p><lb/> <p>Von nun an nahm er Raphael und Mi-<lb/> chel-Angelo zum Muſter. Er beſuchte Roms<lb/> Pallaͤſte, die Saͤle des Vatican, zeichnete alles,<lb/> was ihm ins Auge fiel, und legte des Abends<lb/> bei Licht die Ausbeute des Tages in eine Map-<lb/> pe. Auf dieſe Weiſe entſtanden nach Verlauf<lb/> einiger Jahre, die er in dieſer Stadt zubrachte,<lb/> ſeine Studien in fuͤnf großen Baͤnden, ein eben<lb/> ſo ſeltenes als nuͤtzliches Werk, welches er bis<lb/> an ſeinen Tod aufbewahrt hat. Er ſchoͤpfte<lb/> aus dieſer koſtbaren Sammlung lebenslang Stoff<lb/> fuͤr ſeine Arbeiten und ſie war fuͤr ihn eine un-<lb/> verſiegbare Quelle der untruͤglichſten Regeln.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [15/0029]
Davids.
phael und Michel-Angelo fuͤhlte David ſich ſelbſt
gedemuͤthiget. Er ſchaͤmte ſich nicht, es zu ge-
ſtehen. Sein Streben gewann ploͤtzlich eine an-
dere Richtung und ſein Genius erhob ſich zu ei-
nem neuen Flug. Das Studium der Antike
nahm ihn von nun an ganz in Anſpruch. „Jch
will,“ rief er aus, „ich will, daß meine Werke
fortan den Charakter des Alterthums an ſich
tragen, und waͤre es moͤglich, daß ein Athenien-
ſer wieder auferſtaͤnde, ſo ſollte er bekennen
muͤſſen, ſie ſchienen ihm die Arbeit eines griechi-
ſchen Malers zu ſeyn.“
Von nun an nahm er Raphael und Mi-
chel-Angelo zum Muſter. Er beſuchte Roms
Pallaͤſte, die Saͤle des Vatican, zeichnete alles,
was ihm ins Auge fiel, und legte des Abends
bei Licht die Ausbeute des Tages in eine Map-
pe. Auf dieſe Weiſe entſtanden nach Verlauf
einiger Jahre, die er in dieſer Stadt zubrachte,
ſeine Studien in fuͤnf großen Baͤnden, ein eben
ſo ſeltenes als nuͤtzliches Werk, welches er bis
an ſeinen Tod aufbewahrt hat. Er ſchoͤpfte
aus dieſer koſtbaren Sammlung lebenslang Stoff
fuͤr ſeine Arbeiten und ſie war fuͤr ihn eine un-
verſiegbare Quelle der untruͤglichſten Regeln.
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