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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Davids.
sich von dem Geiste mehrerer Kompagnien Ka-
noniere unterrichten, welche im Begriff waren,
Paris zu verlassen, um nach der Gränze abzu-
gehen.

Den 24sten sprach David zur Versamm-
lung:

"Bürger! Jch habe mich des Auftrags ent-
ledigt, den Sie mir ertheilt haben; ich befand
mich mitten unter unsern Brüdern, den braven
Kanonieren; ich habe mit den treuen Seelen ge-
sprochen, die den falschen Einflüsterungen ehr-
geiziger Menschen kein Gehör geben werden.
Sie erriethen die Ursach meiner Anwesenheit un-
ter ihnen, und weit entfernt, dies übel aufzu-
nehmen, freuten sie sich darüber. Ach! Bürger,
wie vermag ich es, die lebhaften Regungen die-
ses edlen Volks zu schildern, das den Tod dem
Verrath an dem Vaterlande vorzieht."

"Jch sah Deine Thränen fließen, großmü-
thiges Volk! schäme Dich ihrer nicht, sie ge-
reichen Deinem Ruhm zur Ehre. Auch Achilles
weinte, auch die Römer thaten es, nur die Kan-
nibalen, mit welchen man sich vergleichen wollte,
hatten keine Thräne."

David. 5

Davids.
ſich von dem Geiſte mehrerer Kompagnien Ka-
noniere unterrichten, welche im Begriff waren,
Paris zu verlaſſen, um nach der Graͤnze abzu-
gehen.

Den 24ſten ſprach David zur Verſamm-
lung:

„Buͤrger! Jch habe mich des Auftrags ent-
ledigt, den Sie mir ertheilt haben; ich befand
mich mitten unter unſern Bruͤdern, den braven
Kanonieren; ich habe mit den treuen Seelen ge-
ſprochen, die den falſchen Einfluͤſterungen ehr-
geiziger Menſchen kein Gehoͤr geben werden.
Sie erriethen die Urſach meiner Anweſenheit un-
ter ihnen, und weit entfernt, dies uͤbel aufzu-
nehmen, freuten ſie ſich daruͤber. Ach! Buͤrger,
wie vermag ich es, die lebhaften Regungen die-
ſes edlen Volks zu ſchildern, das den Tod dem
Verrath an dem Vaterlande vorzieht.“

„Jch ſah Deine Thraͤnen fließen, großmuͤ-
thiges Volk! ſchaͤme Dich ihrer nicht, ſie ge-
reichen Deinem Ruhm zur Ehre. Auch Achilles
weinte, auch die Roͤmer thaten es, nur die Kan-
nibalen, mit welchen man ſich vergleichen wollte,
hatten keine Thraͤne.“

David. 5
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[65/0079] Davids. ſich von dem Geiſte mehrerer Kompagnien Ka- noniere unterrichten, welche im Begriff waren, Paris zu verlaſſen, um nach der Graͤnze abzu- gehen. Den 24ſten ſprach David zur Verſamm- lung: „Buͤrger! Jch habe mich des Auftrags ent- ledigt, den Sie mir ertheilt haben; ich befand mich mitten unter unſern Bruͤdern, den braven Kanonieren; ich habe mit den treuen Seelen ge- ſprochen, die den falſchen Einfluͤſterungen ehr- geiziger Menſchen kein Gehoͤr geben werden. Sie erriethen die Urſach meiner Anweſenheit un- ter ihnen, und weit entfernt, dies uͤbel aufzu- nehmen, freuten ſie ſich daruͤber. Ach! Buͤrger, wie vermag ich es, die lebhaften Regungen die- ſes edlen Volks zu ſchildern, das den Tod dem Verrath an dem Vaterlande vorzieht.“ „Jch ſah Deine Thraͤnen fließen, großmuͤ- thiges Volk! ſchaͤme Dich ihrer nicht, ſie ge- reichen Deinem Ruhm zur Ehre. Auch Achilles weinte, auch die Roͤmer thaten es, nur die Kan- nibalen, mit welchen man ſich vergleichen wollte, hatten keine Thraͤne.“ David. 5

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/79>, abgerufen am 24.11.2024.