Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.Davids. men. Es nahm meine Kunst in Anspruch, dieZüge seines treuen Freundes wieder zu sehen. David! rief es, ergreife deinen Pinsel, räche unsern Freund, räche Marat; daß seine über- wundenen Feinde beim Anblick seiner entstellten Züge erbleichen. Bringe sie dahin, das Schick- sal desjenigen zu beneiden, den sie ermorden lie- ßen, weil sie ihn nicht besiegen konnten. Jch vernahm die Stimme des Volks und ich that, was es verlangte." "Kommt herbei, Mütter, Wittwen, Wai- Davids. men. Es nahm meine Kunſt in Anſpruch, dieZuͤge ſeines treuen Freundes wieder zu ſehen. David! rief es, ergreife deinen Pinſel, raͤche unſern Freund, raͤche Marat; daß ſeine uͤber- wundenen Feinde beim Anblick ſeiner entſtellten Zuͤge erbleichen. Bringe ſie dahin, das Schick- ſal desjenigen zu beneiden, den ſie ermorden lie- ßen, weil ſie ihn nicht beſiegen konnten. Jch vernahm die Stimme des Volks und ich that, was es verlangte.“ „Kommt herbei, Muͤtter, Wittwen, Wai- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0089" n="75"/><fw place="top" type="header">Davids.</fw><lb/> men. Es nahm meine Kunſt in Anſpruch, die<lb/> Zuͤge ſeines treuen Freundes wieder zu ſehen.<lb/> David! rief es, ergreife deinen Pinſel, raͤche<lb/> unſern Freund, raͤche Marat; daß ſeine uͤber-<lb/> wundenen Feinde beim Anblick ſeiner entſtellten<lb/> Zuͤge erbleichen. Bringe ſie dahin, das Schick-<lb/> ſal desjenigen zu beneiden, den ſie ermorden lie-<lb/> ßen, weil ſie ihn nicht beſiegen konnten. Jch<lb/> vernahm die Stimme des Volks und ich that,<lb/> was es verlangte.“</p><lb/> <p>„Kommt herbei, Muͤtter, Wittwen, Wai-<lb/> ſen, bedruͤckte Soldaten, Euch alle hat er mit<lb/> Gefahr ſeines Lebens beſchuͤtzt; tretet naͤher und<lb/> betrachtet Euren Freund. Der fuͤr Euch wachte,<lb/> iſt nicht mehr. Seine Feder, das Entſetzen der<lb/> Verraͤther, entfaͤllt ſeiner Hand! O Schrecken,<lb/> unſer unermuͤdete Freund iſt todt! Er iſt dahin,<lb/> Euer Freund, der den letzten Biſſen mit Euch<lb/> theilte; er ſtarb, ohne zu hinterlaſſen, wovon er<lb/> beerdigt werden konnte. Nachwelt! du wirſt ihn<lb/> raͤchen, du wirſt unſern Enkeln ſagen, welche<lb/> Reichthuͤmer er haͤtte beſitzen koͤnnen, wenn er<lb/> nicht die Tugend dem Gluͤcke vorgezogen! Menſch-<lb/> heit, du wirſt denen, die ihn Blutſaͤufer nann-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [75/0089]
Davids.
men. Es nahm meine Kunſt in Anſpruch, die
Zuͤge ſeines treuen Freundes wieder zu ſehen.
David! rief es, ergreife deinen Pinſel, raͤche
unſern Freund, raͤche Marat; daß ſeine uͤber-
wundenen Feinde beim Anblick ſeiner entſtellten
Zuͤge erbleichen. Bringe ſie dahin, das Schick-
ſal desjenigen zu beneiden, den ſie ermorden lie-
ßen, weil ſie ihn nicht beſiegen konnten. Jch
vernahm die Stimme des Volks und ich that,
was es verlangte.“
„Kommt herbei, Muͤtter, Wittwen, Wai-
ſen, bedruͤckte Soldaten, Euch alle hat er mit
Gefahr ſeines Lebens beſchuͤtzt; tretet naͤher und
betrachtet Euren Freund. Der fuͤr Euch wachte,
iſt nicht mehr. Seine Feder, das Entſetzen der
Verraͤther, entfaͤllt ſeiner Hand! O Schrecken,
unſer unermuͤdete Freund iſt todt! Er iſt dahin,
Euer Freund, der den letzten Biſſen mit Euch
theilte; er ſtarb, ohne zu hinterlaſſen, wovon er
beerdigt werden konnte. Nachwelt! du wirſt ihn
raͤchen, du wirſt unſern Enkeln ſagen, welche
Reichthuͤmer er haͤtte beſitzen koͤnnen, wenn er
nicht die Tugend dem Gluͤcke vorgezogen! Menſch-
heit, du wirſt denen, die ihn Blutſaͤufer nann-
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