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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Leben
ten, zu erkennen geben, daß dein geliebtes Kind,
daß Marat dir niemals Thränen kostete."

"Dich selbst rufe ich an, abscheuliche Ver-
läumdung! ja, eines Tags, und dieser Tag ist
nicht mehr fern, wirst du mit deinen Händen
deine abgezehrten Schlangen erdrücken, und, dein
eigenes Gift verschluckend, vor Wuth sterben.
Dann wird die Aristokratie, von allen Kräften
verlassen, im Gefühl ihrer Schmach ihr Antlitz
bedecken."

"Und du, Marat, aus deinem Grabe her-
aus wird deine Asche sich freuen, du wirst dei-
ne sterbliche Hülle nicht beklagen; dein ruhm-
volles Tagewerk wird erfüllt seyn, und das Volk,
dein Werk zum zweiten Male krönend, wird
dich auf seinen Armen ins Pantheon tragen."

"Euch, meine Collegen, weihe ich die Ar-
beit meiner Hand; Eure Blicke werden, wenn
sie auf der Todtenfarbe und dem mit Blut be-
fleckten Körper Marats ruhen, das Andenken an
seine Tugenden erwecken, die unwandelbar auch
die Eurigen seyn müssen."

"Bürger, als die knechtische Furcht noch
die öffentliche Meinung verblendete, wurde Mi-

Leben
ten, zu erkennen geben, daß dein geliebtes Kind,
daß Marat dir niemals Thraͤnen koſtete.“

„Dich ſelbſt rufe ich an, abſcheuliche Ver-
laͤumdung! ja, eines Tags, und dieſer Tag iſt
nicht mehr fern, wirſt du mit deinen Haͤnden
deine abgezehrten Schlangen erdruͤcken, und, dein
eigenes Gift verſchluckend, vor Wuth ſterben.
Dann wird die Ariſtokratie, von allen Kraͤften
verlaſſen, im Gefuͤhl ihrer Schmach ihr Antlitz
bedecken.“

„Und du, Marat, aus deinem Grabe her-
aus wird deine Aſche ſich freuen, du wirſt dei-
ne ſterbliche Huͤlle nicht beklagen; dein ruhm-
volles Tagewerk wird erfuͤllt ſeyn, und das Volk,
dein Werk zum zweiten Male kroͤnend, wird
dich auf ſeinen Armen ins Pantheon tragen.“

„Euch, meine Collegen, weihe ich die Ar-
beit meiner Hand; Eure Blicke werden, wenn
ſie auf der Todtenfarbe und dem mit Blut be-
fleckten Koͤrper Marats ruhen, das Andenken an
ſeine Tugenden erwecken, die unwandelbar auch
die Eurigen ſeyn muͤſſen.“

„Buͤrger, als die knechtiſche Furcht noch
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[76/0090] Leben ten, zu erkennen geben, daß dein geliebtes Kind, daß Marat dir niemals Thraͤnen koſtete.“ „Dich ſelbſt rufe ich an, abſcheuliche Ver- laͤumdung! ja, eines Tags, und dieſer Tag iſt nicht mehr fern, wirſt du mit deinen Haͤnden deine abgezehrten Schlangen erdruͤcken, und, dein eigenes Gift verſchluckend, vor Wuth ſterben. Dann wird die Ariſtokratie, von allen Kraͤften verlaſſen, im Gefuͤhl ihrer Schmach ihr Antlitz bedecken.“ „Und du, Marat, aus deinem Grabe her- aus wird deine Aſche ſich freuen, du wirſt dei- ne ſterbliche Huͤlle nicht beklagen; dein ruhm- volles Tagewerk wird erfuͤllt ſeyn, und das Volk, dein Werk zum zweiten Male kroͤnend, wird dich auf ſeinen Armen ins Pantheon tragen.“ „Euch, meine Collegen, weihe ich die Ar- beit meiner Hand; Eure Blicke werden, wenn ſie auf der Todtenfarbe und dem mit Blut be- fleckten Koͤrper Marats ruhen, das Andenken an ſeine Tugenden erwecken, die unwandelbar auch die Eurigen ſeyn muͤſſen.“ „Buͤrger, als die knechtiſche Furcht noch die oͤffentliche Meinung verblendete, wurde Mi-

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/90>, abgerufen am 24.11.2024.