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Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794.

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Unser Herr,
so rief Johannes, staunend, dem schweigenden Pe-
trus zu. Und nun schwieg iener, und dieser han-
delte. Auf dies, auch ungesagt verstandne, Wort,
auf diesen bedeutenden Wink des Johannes, der
den Petrus auf einmal durchdrang, so, als ob sein
Herz ihm das zuerst gesagt hätte, warf er sich ohne
Bedenken ins Wasser, er, der für ihn gern noch
durchs Feuer, der izt gern für ihn durch Leben und
Tod gegangen wäre, wie ers ihm in iener einsamen
bangen Nacht gelobt, und ach! nicht gehalten
hatte. Auch hier wird der Wetteifer kenntlich,
man mögt es Eifersucht nennen, womit Petrus
dem Johannes gewis von da an immer zur Seite
ging, daß dieser an der Seite und Brust seines
Herrn lag, und worin der Herr in seinem Abschieds-
gespräch ihn so deutlich sah, und so sanft ihm zu-
redete, daß er nicht zu wissen schien, ob die, so be-
stimmt an ihn gerichtete, Anrede mit einem Lob-
spruch oder mit einem Verweis für ihn sich an-
sing und endigte.

Die andern Jünger, die in der Nähe des Schifs
waren, begaben sich nun eiligst dahin, um den Fisch-
zug zu vollenden. Auch hierin wollte Petrus sich
von Niemand übertreffen lassen, auch nicht in der
stillen Geschäftigkeit seines Berufs, vielleicht eben
izt der Verheissung seines Herrn eingedenk: "von
&q;nun an wirst du Menschen fahen!
" der
großen Verheissung, deren Erfüllung nun schon
so nah war, und die der Herr bald hernach selbst,
nur mit andern Worten, wiederholte, die er, als
einen dreifachen Segen, auf das, in heiliger Ehr-

furcht

Unſer Herr,
ſo rief Johannes, ſtaunend, dem ſchweigenden Pe-
trus zu. Und nun ſchwieg iener, und dieſer han-
delte. Auf dies, auch ungeſagt verſtandne, Wort,
auf dieſen bedeutenden Wink des Johannes, der
den Petrus auf einmal durchdrang, ſo, als ob ſein
Herz ihm das zuerſt geſagt hätte, warf er ſich ohne
Bedenken ins Waſſer, er, der für ihn gern noch
durchs Feuer, der izt gern für ihn durch Leben und
Tod gegangen wäre, wie ers ihm in iener einſamen
bangen Nacht gelobt, und ach! nicht gehalten
hatte. Auch hier wird der Wetteifer kenntlich,
man mögt es Eiferſucht nennen, womit Petrus
dem Johannes gewis von da an immer zur Seite
ging, daß dieſer an der Seite und Bruſt ſeines
Herrn lag, und worin der Herr in ſeinem Abſchieds-
geſpräch ihn ſo deutlich ſah, und ſo ſanft ihm zu-
redete, daß er nicht zu wiſſen ſchien, ob die, ſo be-
ſtimmt an ihn gerichtete, Anrede mit einem Lob-
ſpruch oder mit einem Verweis für ihn ſich an-
ſing und endigte.

Die andern Jünger, die in der Nähe des Schifs
waren, begaben ſich nun eiligſt dahin, um den Fiſch-
zug zu vollenden. Auch hierin wollte Petrus ſich
von Niemand übertreffen laſſen, auch nicht in der
ſtillen Geſchäftigkeit ſeines Berufs, vielleicht eben
izt der Verheiſſung ſeines Herrn eingedenk: “von
&q;nun an wirſt du Menſchen fahen!
” der
großen Verheiſſung, deren Erfüllung nun ſchon
ſo nah war, und die der Herr bald hernach ſelbſt,
nur mit andern Worten, wiederholte, die er, als
einen dreifachen Segen, auf das, in heiliger Ehr-

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[182/0196] Unſer Herr, ſo rief Johannes, ſtaunend, dem ſchweigenden Pe- trus zu. Und nun ſchwieg iener, und dieſer han- delte. Auf dies, auch ungeſagt verſtandne, Wort, auf dieſen bedeutenden Wink des Johannes, der den Petrus auf einmal durchdrang, ſo, als ob ſein Herz ihm das zuerſt geſagt hätte, warf er ſich ohne Bedenken ins Waſſer, er, der für ihn gern noch durchs Feuer, der izt gern für ihn durch Leben und Tod gegangen wäre, wie ers ihm in iener einſamen bangen Nacht gelobt, und ach! nicht gehalten hatte. Auch hier wird der Wetteifer kenntlich, man mögt es Eiferſucht nennen, womit Petrus dem Johannes gewis von da an immer zur Seite ging, daß dieſer an der Seite und Bruſt ſeines Herrn lag, und worin der Herr in ſeinem Abſchieds- geſpräch ihn ſo deutlich ſah, und ſo ſanft ihm zu- redete, daß er nicht zu wiſſen ſchien, ob die, ſo be- ſtimmt an ihn gerichtete, Anrede mit einem Lob- ſpruch oder mit einem Verweis für ihn ſich an- ſing und endigte. Die andern Jünger, die in der Nähe des Schifs waren, begaben ſich nun eiligſt dahin, um den Fiſch- zug zu vollenden. Auch hierin wollte Petrus ſich von Niemand übertreffen laſſen, auch nicht in der ſtillen Geſchäftigkeit ſeines Berufs, vielleicht eben izt der Verheiſſung ſeines Herrn eingedenk: “von &q;nun an wirſt du Menſchen fahen!” der großen Verheiſſung, deren Erfüllung nun ſchon ſo nah war, und die der Herr bald hernach ſelbſt, nur mit andern Worten, wiederholte, die er, als einen dreifachen Segen, auf das, in heiliger Ehr- furcht

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Zitationshilfe: Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiess_andachtsbuch_1794/196>, abgerufen am 21.11.2024.