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Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794.

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in dem Abschiedsgespräch mit Petrus.
furcht entblößte, Haupt, die er an das hochklopfende
Herz des Petrus legte. Petrus stieg also auch
wieder ins Schif, und legte die Hand mit an sein
Nez, und zog es ganz her aufs Land. Dort zerriß
das Nez, und wiewohl ihrer hier so viel und so
große Fische waren, [vielleicht noch mehr, wie dort,
denn warum bemerkt Johannes so genau ihre An-
zahl
?] zerriß doch das Nez nicht. Auch das be-
merkt der heilige Geschichtschreiber, und wer, der
ihm nachzudenken und nachzuempfinden vermag,
findet das auch nicht bemerkenswerth, wie schon
an sich, so auch im Vergleich mit iener, so merk-
würdigen, Geschichte?

Noch eh diese Fische ans Land gebracht waren:
waren hier, wo selbst Fischer keinen Fisch hatten
sangen können, schon Fische auf Kohlen gelegt, und
Brod war da, wie einst in der Wüste, ungesehen
herbeigeschaft. Diese Fische sollten nun von den
Jüngern, in der Gesellschaft ihres Herrn, gegessen,
das Brod sollte gebrochen, das Mahl [so nannte
Ers selbst] sollte gehalten, noch einmal sollte der
Zirkel geschlossen, und dann, auf eine Zeitlang,
dann, sichtbar, getrennt, um auf immer, um, un-
sichtbar, desto vester und würksamer vereint zu
werden. Die Jünger befanden sich also noch ein-
mal in der irdischen Gesellschaft des Himmlischen.
Das wußte, das empfand ein ieder, und keiner hatte
den Muth, vielmehr den Unmuth, ihn zu fragen:
wer bist du? Wie beredt mußte dies Schweigen,
wie feierlich diese ganze Zusammenkunft, wie himm-
lisch dies Mahl, wie unaussprechlich wohl mußt

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in dem Abſchiedsgeſpräch mit Petrus.
furcht entblößte, Haupt, die er an das hochklopfende
Herz des Petrus legte. Petrus ſtieg alſo auch
wieder ins Schif, und legte die Hand mit an ſein
Nez, und zog es ganz her aufs Land. Dort zerriß
das Nez, und wiewohl ihrer hier ſo viel und ſo
große Fiſche waren, [vielleicht noch mehr, wie dort,
denn warum bemerkt Johannes ſo genau ihre An-
zahl
?] zerriß doch das Nez nicht. Auch das be-
merkt der heilige Geſchichtſchreiber, und wer, der
ihm nachzudenken und nachzuempfinden vermag,
findet das auch nicht bemerkenswerth, wie ſchon
an ſich, ſo auch im Vergleich mit iener, ſo merk-
würdigen, Geſchichte?

Noch eh dieſe Fiſche ans Land gebracht waren:
waren hier, wo ſelbſt Fiſcher keinen Fiſch hatten
ſangen können, ſchon Fiſche auf Kohlen gelegt, und
Brod war da, wie einſt in der Wüſte, ungeſehen
herbeigeſchaft. Dieſe Fiſche ſollten nun von den
Jüngern, in der Geſellſchaft ihres Herrn, gegeſſen,
das Brod ſollte gebrochen, das Mahl [ſo nannte
Ers ſelbſt] ſollte gehalten, noch einmal ſollte der
Zirkel geſchloſſen, und dann, auf eine Zeitlang,
dann, ſichtbar, getrennt, um auf immer, um, un-
ſichtbar, deſto veſter und würkſamer vereint zu
werden. Die Jünger befanden ſich alſo noch ein-
mal in der irdiſchen Geſellſchaft des Himmliſchen.
Das wußte, das empfand ein ieder, und keiner hatte
den Muth, vielmehr den Unmuth, ihn zu fragen:
wer biſt du? Wie beredt mußte dies Schweigen,
wie feierlich dieſe ganze Zuſammenkunft, wie himm-
liſch dies Mahl, wie unausſprechlich wohl mußt

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[183/0197] in dem Abſchiedsgeſpräch mit Petrus. furcht entblößte, Haupt, die er an das hochklopfende Herz des Petrus legte. Petrus ſtieg alſo auch wieder ins Schif, und legte die Hand mit an ſein Nez, und zog es ganz her aufs Land. Dort zerriß das Nez, und wiewohl ihrer hier ſo viel und ſo große Fiſche waren, [vielleicht noch mehr, wie dort, denn warum bemerkt Johannes ſo genau ihre An- zahl?] zerriß doch das Nez nicht. Auch das be- merkt der heilige Geſchichtſchreiber, und wer, der ihm nachzudenken und nachzuempfinden vermag, findet das auch nicht bemerkenswerth, wie ſchon an ſich, ſo auch im Vergleich mit iener, ſo merk- würdigen, Geſchichte? Noch eh dieſe Fiſche ans Land gebracht waren: waren hier, wo ſelbſt Fiſcher keinen Fiſch hatten ſangen können, ſchon Fiſche auf Kohlen gelegt, und Brod war da, wie einſt in der Wüſte, ungeſehen herbeigeſchaft. Dieſe Fiſche ſollten nun von den Jüngern, in der Geſellſchaft ihres Herrn, gegeſſen, das Brod ſollte gebrochen, das Mahl [ſo nannte Ers ſelbſt] ſollte gehalten, noch einmal ſollte der Zirkel geſchloſſen, und dann, auf eine Zeitlang, dann, ſichtbar, getrennt, um auf immer, um, un- ſichtbar, deſto veſter und würkſamer vereint zu werden. Die Jünger befanden ſich alſo noch ein- mal in der irdiſchen Geſellſchaft des Himmliſchen. Das wußte, das empfand ein ieder, und keiner hatte den Muth, vielmehr den Unmuth, ihn zu fragen: wer biſt du? Wie beredt mußte dies Schweigen, wie feierlich dieſe ganze Zuſammenkunft, wie himm- liſch dies Mahl, wie unausſprechlich wohl mußt es M 4

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Zitationshilfe: Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiess_andachtsbuch_1794/197>, abgerufen am 21.11.2024.