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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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eigentlich beschrieben werden müssen.
aus der Einbildung einer gewissen Bedeutung/
die von andern Menschen ihren Ursprung nim-
met/ herrühret. Z. e. wenn ein Spielsüchtiger
einen Scherwentzel/ ein Wollüstiger ein Glaß
Wein oder eine delicate Speise auch von ferne/
ein Schamhafftiger oder Geiler ein säuisch
Wort/ ein Ehrgeitziger oder Zorniger ein
schimpfliches Wort/ ein Geitziger einen Thaler
klingen/ oder nur von ferne schimmern siehet/ oder
höret; Denn der blossen Angewohnheit kan
man die Würckung dergleichen Dinge allemahl
nicht zuschreiben/ weil man auch bey den kleine-
sten Kindern gewahr wird/ daß etliche sich zum
Weine/ etliche zum Gelde/ etliche zum Lobe u. s.
w. neigen.

61. So sind demnach die eigenwilligen
und natürlichen Eindrückungen
dadurch
nicht von einander entschieden/ daß die na-
türlichen bey allen Menschen/ und die eigenwilli-
gen nur bey etlichen die Gemüthsneigungen zu
wege brächten. Denn dieses letzte haben die ei-
genwilligen mit denen natürlichen/ die aus em-
pfindlicher Veränderung empfindlicher Dinge
entstehen/ als nur gemeldet worden/ gemein.

62. Es scheinet zwar/ daß man zwischen die-
sen beyden Arten einen handgreiflichen Unter-
scheid darinnen machen könte/ wenn man spräche/
daß das natürliche Eindrückungen wären/ de-
ren Beyspiele man an denen Bestien mercken kön-

te/
G 2

eigentlich beſchrieben werden muͤſſen.
aus der Einbildung einer gewiſſen Bedeutung/
die von andern Menſchen ihren Urſprung nim-
met/ herruͤhret. Z. e. wenn ein Spielſuͤchtiger
einen Scherwentzel/ ein Wolluͤſtiger ein Glaß
Wein oder eine delicate Speiſe auch von ferne/
ein Schamhafftiger oder Geiler ein ſaͤuiſch
Wort/ ein Ehrgeitziger oder Zorniger ein
ſchimpfliches Wort/ ein Geitziger einen Thaler
klingen/ oder nur von ferne ſchimmern ſiehet/ oder
hoͤret; Denn der bloſſen Angewohnheit kan
man die Wuͤrckung dergleichen Dinge allemahl
nicht zuſchreiben/ weil man auch bey den kleine-
ſten Kindern gewahr wird/ daß etliche ſich zum
Weine/ etliche zum Gelde/ etliche zum Lobe u. ſ.
w. neigen.

61. So ſind demnach die eigenwilligen
und natuͤrlichen Eindruͤckungen
dadurch
nicht von einander entſchieden/ daß die na-
tuͤrlichen bey allen Menſchen/ und die eigenwilli-
gen nur bey etlichen die Gemuͤthsneigungen zu
wege braͤchten. Denn dieſes letzte haben die ei-
genwilligen mit denen natuͤrlichen/ die aus em-
pfindlicher Veraͤnderung empfindlicher Dinge
entſtehen/ als nur gemeldet worden/ gemein.

62. Es ſcheinet zwar/ daß man zwiſchen die-
ſen beyden Arten einen handgreiflichen Unter-
ſcheid darinnen machen koͤnte/ wenn man ſpraͤche/
daß das natuͤrliche Eindruͤckungen waͤren/ de-
ren Beyſpiele man an denen Beſtien mercken koͤn-

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[99/0111] eigentlich beſchrieben werden muͤſſen. aus der Einbildung einer gewiſſen Bedeutung/ die von andern Menſchen ihren Urſprung nim- met/ herruͤhret. Z. e. wenn ein Spielſuͤchtiger einen Scherwentzel/ ein Wolluͤſtiger ein Glaß Wein oder eine delicate Speiſe auch von ferne/ ein Schamhafftiger oder Geiler ein ſaͤuiſch Wort/ ein Ehrgeitziger oder Zorniger ein ſchimpfliches Wort/ ein Geitziger einen Thaler klingen/ oder nur von ferne ſchimmern ſiehet/ oder hoͤret; Denn der bloſſen Angewohnheit kan man die Wuͤrckung dergleichen Dinge allemahl nicht zuſchreiben/ weil man auch bey den kleine- ſten Kindern gewahr wird/ daß etliche ſich zum Weine/ etliche zum Gelde/ etliche zum Lobe u. ſ. w. neigen. 61. So ſind demnach die eigenwilligen und natuͤrlichen Eindruͤckungen dadurch nicht von einander entſchieden/ daß die na- tuͤrlichen bey allen Menſchen/ und die eigenwilli- gen nur bey etlichen die Gemuͤthsneigungen zu wege braͤchten. Denn dieſes letzte haben die ei- genwilligen mit denen natuͤrlichen/ die aus em- pfindlicher Veraͤnderung empfindlicher Dinge entſtehen/ als nur gemeldet worden/ gemein. 62. Es ſcheinet zwar/ daß man zwiſchen die- ſen beyden Arten einen handgreiflichen Unter- ſcheid darinnen machen koͤnte/ wenn man ſpraͤche/ daß das natuͤrliche Eindruͤckungen waͤren/ de- ren Beyſpiele man an denen Beſtien mercken koͤn- te/ G 2

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/111>, abgerufen am 21.11.2024.