Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 3. H. wie die Gemüths Neig. Gemüthsleidenschafften/ weil der Eindruck beyallen Menschen starck ist/ und zwar gleiche oder einerley Gemüthsleidenschafften/ weil die Sinn- ligkeiten bey allen Menschen auff einerley Art ge- rühret werden/ ob wol die Gemüthsleidenschaften bey allen nicht einerley Grad und Daurung ha- ben/ welches man sich leichte mit dem Exempel des Blitzes einbilden kan. Aber die empfindli- che Veränderung empfindlicher Dinge gibt nicht bey allen Menschen eine starcke Eindrückung/ sondern ist nach Gelegenheit der unterschiedenen temperamenten und Angewohnheiten unterschie- den/ deshalben erwecket sie auch nicht bey allen Menschen Gemüthsneigungen/ oder wenn sie ja derer welche erwecket/ so erwecket sie doch nicht einerley/ weil nach Unterscheid des tempemments, oder der Angewohnheit die Sinnligkeit des Her- tzens auch unterschieden ist. Also kan z. e. eine Music bey dem einen Verdruß/ bey dem andern Vergnügen/ und dadurch bey allen beyden un- terschiedenes Verlangen erwecken. Also wird eine Music in dem/ der ihrer schon gewohnet ist/ die Eindrückung nicht machen/ als in dem/ der sie zum ersten mahl höret/ u. s. w. 60. Die ei genwilligen Eindrückungen aus
Das 3. H. wie die Gemuͤths Neig. Gemuͤthsleidenſchafften/ weil der Eindruck beyallen Menſchen ſtarck iſt/ und zwar gleiche oder einerley Gemuͤthsleidenſchafften/ weil die Sinn- ligkeiten bey allen Menſchen auff einerley Art ge- ruͤhret werden/ ob wol die Gemuͤthsleidenſchaften bey allen nicht einerley Grad und Daurung ha- ben/ welches man ſich leichte mit dem Exempel des Blitzes einbilden kan. Aber die empfindli- che Veraͤnderung empfindlicher Dinge gibt nicht bey allen Menſchen eine ſtarcke Eindruͤckung/ ſondern iſt nach Gelegenheit der unterſchiedenen temperamenten und Angewohnheiten unterſchie- den/ deshalben erwecket ſie auch nicht bey allen Menſchen Gemuͤthsneigungen/ oder weñ ſie ja derer welche erwecket/ ſo erwecket ſie doch nicht einerley/ weil nach Unterſcheid des tempemments, oder der Angewohnheit die Sinnligkeit des Her- tzens auch unterſchieden iſt. Alſo kan z. e. eine Muſic bey dem einen Verdruß/ bey dem andern Vergnuͤgen/ und dadurch bey allen beyden un- terſchiedenes Verlangen erwecken. Alſo wird eine Muſic in dem/ der ihrer ſchon gewohnet iſt/ die Eindruͤckung nicht machen/ als in dem/ der ſie zum erſten mahl hoͤret/ u. ſ. w. 60. Die ei genwilligen Eindruͤckungen aus
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Das 3. H. wie die Gemuͤths Neig.
Gemuͤthsleidenſchafften/ weil der Eindruck bey
allen Menſchen ſtarck iſt/ und zwar gleiche oder
einerley Gemuͤthsleidenſchafften/ weil die Sinn-
ligkeiten bey allen Menſchen auff einerley Art ge-
ruͤhret werden/ ob wol die Gemuͤthsleidenſchaften
bey allen nicht einerley Grad und Daurung ha-
ben/ welches man ſich leichte mit dem Exempel
des Blitzes einbilden kan. Aber die empfindli-
che Veraͤnderung empfindlicher Dinge gibt nicht
bey allen Menſchen eine ſtarcke Eindruͤckung/
ſondern iſt nach Gelegenheit der unterſchiedenen
temperamenten und Angewohnheiten unterſchie-
den/ deshalben erwecket ſie auch nicht bey allen
Menſchen Gemuͤthsneigungen/ oder weñ ſie
ja derer welche erwecket/ ſo erwecket ſie doch nicht
einerley/ weil nach Unterſcheid des tempemments,
oder der Angewohnheit die Sinnligkeit des Her-
tzens auch unterſchieden iſt. Alſo kan z. e. eine
Muſic bey dem einen Verdruß/ bey dem andern
Vergnuͤgen/ und dadurch bey allen beyden un-
terſchiedenes Verlangen erwecken. Alſo wird
eine Muſic in dem/ der ihrer ſchon gewohnet iſt/ die
Eindruͤckung nicht machen/ als in dem/ der ſie
zum erſten mahl hoͤret/ u. ſ. w.
60. Die ei genwilligen Eindruͤckungen
ſind diejenigen/ derer ſtarcke Eindruͤckung nicht
aus der Natur derer eingedruckten Dinge/ ſon-
dern aus der Natur der unterſchiedenen Be-
ſchaffenheiten des menſchlichen Hertzens/ oder
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