Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 4. H. wie vielerley Gem. N. Worte wollen wir nicht zancken/ wenn wir nureinander deutlich verstehen. 40. Was endlich Cartesius von der Groß- 41. Hierwider aber habe ich unterschiede- mässig
Das 4. H. wie vielerley Gem. N. Worte wollen wir nicht zancken/ wenn wir nureinander deutlich verſtehen. 40. Was endlich Carteſius von der Groß- 41. Hierwider aber habe ich unterſchiede- maͤſſig
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0134" n="122"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 4. H. wie vielerley Gem. N.</hi></fw><lb/> Worte wollen wir nicht zancken/ wenn wir nur<lb/> einander deutlich verſtehen.</p><lb/> <p>40. Was endlich <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Carteſius</hi></hi> von der <hi rendition="#fr">Groß-<lb/> muͤthigkeit</hi> und <hi rendition="#fr">Stoltz/ Demuth</hi> und <hi rendition="#fr">Nieder-<lb/> traͤchtigkeit</hi> einmiſebt/ iſt dunckel. Denn ich<lb/> ſehe wohl wie die Großmuͤtigkeit von der De-<lb/> muth und der Stoltz von der Niedertraͤchtigkeit<lb/> entſchieden ſeyn ſollen/ daß jene aus der Hochach-<lb/> tung/ dieſe aber aus der Verachtung unſerer<lb/> ſelbſt entſtehen ſollen; Aber ich ſehe nicht/ was<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Carteſius</hi></hi> unter <hi rendition="#fr">der Hochachtung</hi> und <hi rendition="#fr">Stoltz/</hi><lb/> wiederum unter <hi rendition="#fr">der Demuth</hi> und <hi rendition="#fr">Niedertraͤch-<lb/> tigkeit</hi> fuͤr einen Unterſcheid mache/ er wolle denn<lb/> ſagen/ daß Großmuͤhtigkeit und Demuth waͤre/<lb/> wann wir uns <hi rendition="#fr">der Gebuͤhr nach</hi> hochhielten o-<lb/> der verachteten/ und Stoltz oder Niedertraͤchtig-<lb/> keit/ wenn wir uns <hi rendition="#fr">uͤber die Gebuͤhr</hi> hochhielten<lb/> oder verachteten.</p><lb/> <p>41. Hierwider aber habe ich unterſchiede-<lb/> nes zu erinnern. Daß ichs kurtz mache: <hi rendition="#fr">Groß-<lb/> muͤthigkeit iſt keine Hochachtung ſein ſelbſt/<lb/> ſondern</hi> eine ſtandhaffte Erwartung und gedulti-<lb/> ge Ertragung derer Dinge/ die denen Menſchen<lb/> insgemein verdrießlich ſind. <hi rendition="#fr">Von der wahren<lb/> Demuth weiß der ſich ſelbſt gelaſſene Menſch<lb/> gar nichts.</hi> Was er aber davon weiß/ beſtehet<lb/><hi rendition="#fr">die Demuth mehr oder doch ja ſo wohl in<lb/> anderer ihrer Hochachtung/ als in Verach-<lb/> tung ſeiner.</hi> Und <hi rendition="#fr">der Stoltz beſtehet eben-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">maͤſſig</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [122/0134]
Das 4. H. wie vielerley Gem. N.
Worte wollen wir nicht zancken/ wenn wir nur
einander deutlich verſtehen.
40. Was endlich Carteſius von der Groß-
muͤthigkeit und Stoltz/ Demuth und Nieder-
traͤchtigkeit einmiſebt/ iſt dunckel. Denn ich
ſehe wohl wie die Großmuͤtigkeit von der De-
muth und der Stoltz von der Niedertraͤchtigkeit
entſchieden ſeyn ſollen/ daß jene aus der Hochach-
tung/ dieſe aber aus der Verachtung unſerer
ſelbſt entſtehen ſollen; Aber ich ſehe nicht/ was
Carteſius unter der Hochachtung und Stoltz/
wiederum unter der Demuth und Niedertraͤch-
tigkeit fuͤr einen Unterſcheid mache/ er wolle denn
ſagen/ daß Großmuͤhtigkeit und Demuth waͤre/
wann wir uns der Gebuͤhr nach hochhielten o-
der verachteten/ und Stoltz oder Niedertraͤchtig-
keit/ wenn wir uns uͤber die Gebuͤhr hochhielten
oder verachteten.
41. Hierwider aber habe ich unterſchiede-
nes zu erinnern. Daß ichs kurtz mache: Groß-
muͤthigkeit iſt keine Hochachtung ſein ſelbſt/
ſondern eine ſtandhaffte Erwartung und gedulti-
ge Ertragung derer Dinge/ die denen Menſchen
insgemein verdrießlich ſind. Von der wahren
Demuth weiß der ſich ſelbſt gelaſſene Menſch
gar nichts. Was er aber davon weiß/ beſtehet
die Demuth mehr oder doch ja ſo wohl in
anderer ihrer Hochachtung/ als in Verach-
tung ſeiner. Und der Stoltz beſtehet eben-
maͤſſig
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/134 |
Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/134>, abgerufen am 16.02.2025. |