Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 5. H. Daß alle and. Gem. Neig. 4. Hiernechst sind unterschiedene affecten/ 5. Anfänglich (1) ist das Gute und Böse de ist i) vid. cap. 3. n. 30. seq. item n. 37. seq. & cap.
4. n. 7. Das 5. H. Daß alle and. Gem. Neig. 4. Hiernechſt ſind unterſchiedene affecten/ 5. Anfaͤnglich (1) iſt das Gute und Boͤſe de iſt i) vid. cap. 3. n. 30. ſeq. item n. 37. ſeq. & cap.
4. n. 7. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0142" n="130"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das 5. H. Daß alle and. Gem. Neig.</hi> </fw><lb/> <p>4. Hiernechſt ſind unterſchiedene <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">affect</hi></hi>en/<lb/> als Hoffnung/ Furcht/ Kuͤhnheit/ Verzweiffe-<lb/> lung/ die dem erſten Anſehen nach <hi rendition="#fr">gar nichts<lb/> mit der Liebe oder dem Haß gemein zu ha-<lb/> ben ſcheinen/</hi> weil ſie ihre Benennungen bekom-<lb/> men haben von den unterſchiedenen Betrachtun-<lb/> gen des <hi rendition="#fr">Guten</hi> oder <hi rendition="#fr">Boͤſen/ Wohlluſt</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">Schmertzens</hi> (die mit allen Gemuͤhts-Neigun-<lb/> gen vergeſellſchafftet ſeyn/) <note place="foot" n="i)"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">vid. cap. 3. n. 30. ſeq. item n. 37. ſeq. & cap.<lb/> 4. n.</hi> 7.</hi></note> und ſolcher geſtalt<lb/> auff vielerley Weiſe benennet und eingetheilet<lb/> werden koͤnnen. Wir wollen etliche davon er-<lb/> zehlen.</p><lb/> <p>5. Anfaͤnglich (1) iſt das <hi rendition="#fr">Gute</hi> und <hi rendition="#fr">Boͤſe</hi><lb/> entweder <hi rendition="#fr">ſehr weit</hi> entfernet und <hi rendition="#fr">zukuͤnfftig/</hi><lb/> oder es iſt <hi rendition="#fr">ſehr nahe/</hi> worunter ich auch die <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">con-<lb/> tinui</hi></hi>rung des gegenwaͤrtigen begreiffe. Nach<lb/> dieſer Betrachtung kan ich einen mercklichen Un-<lb/> terſcheid in Anſehen <hi rendition="#fr">des Guten</hi> unter dem <hi rendition="#fr">Miß-<lb/> trauen/ Hoffnung/ Vertrauen</hi> und <hi rendition="#fr">Freude;</hi><lb/> und in Anſehen <hi rendition="#fr">des Boͤſen</hi> unter dem <hi rendition="#fr">Vertrau-<lb/> en/ Hoffnung/</hi> Fur<hi rendition="#fr">cht</hi> und <hi rendition="#fr">Betruͤbnuͤs</hi> ma-<lb/> chen. M<hi rendition="#fr">ißtrauen</hi> und Fur<hi rendition="#fr">cht</hi> ſind Begierden/<lb/> das entfernete Gute zu erlangen/ und das nahe<lb/> Boͤſe loß zu werden. H<hi rendition="#fr">offnung</hi> iſt eine Begier-<lb/> de das Gute und Boͤſe/ ſo nicht allzufern und nicht<lb/> allzu nahe iſt/ zu erlangen und zu fliehen. <hi rendition="#fr">Ver-<lb/> trauen</hi> iſt eine Begierde das nahe Gute zu erlan-<lb/> gen/ und dem entferneten Ubel zu entgehen. <hi rendition="#fr">Freu-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">de</hi> iſt</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [130/0142]
Das 5. H. Daß alle and. Gem. Neig.
4. Hiernechſt ſind unterſchiedene affecten/
als Hoffnung/ Furcht/ Kuͤhnheit/ Verzweiffe-
lung/ die dem erſten Anſehen nach gar nichts
mit der Liebe oder dem Haß gemein zu ha-
ben ſcheinen/ weil ſie ihre Benennungen bekom-
men haben von den unterſchiedenen Betrachtun-
gen des Guten oder Boͤſen/ Wohlluſt oder
Schmertzens (die mit allen Gemuͤhts-Neigun-
gen vergeſellſchafftet ſeyn/) i) und ſolcher geſtalt
auff vielerley Weiſe benennet und eingetheilet
werden koͤnnen. Wir wollen etliche davon er-
zehlen.
5. Anfaͤnglich (1) iſt das Gute und Boͤſe
entweder ſehr weit entfernet und zukuͤnfftig/
oder es iſt ſehr nahe/ worunter ich auch die con-
tinuirung des gegenwaͤrtigen begreiffe. Nach
dieſer Betrachtung kan ich einen mercklichen Un-
terſcheid in Anſehen des Guten unter dem Miß-
trauen/ Hoffnung/ Vertrauen und Freude;
und in Anſehen des Boͤſen unter dem Vertrau-
en/ Hoffnung/ Furcht und Betruͤbnuͤs ma-
chen. Mißtrauen und Furcht ſind Begierden/
das entfernete Gute zu erlangen/ und das nahe
Boͤſe loß zu werden. Hoffnung iſt eine Begier-
de das Gute und Boͤſe/ ſo nicht allzufern und nicht
allzu nahe iſt/ zu erlangen und zu fliehen. Ver-
trauen iſt eine Begierde das nahe Gute zu erlan-
gen/ und dem entferneten Ubel zu entgehen. Freu-
de iſt
i) vid. cap. 3. n. 30. ſeq. item n. 37. ſeq. & cap.
4. n. 7.
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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/142>, abgerufen am 16.02.2025. |