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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Das 6. H. Ob die Gemüths-Neig.
böse sind/ mit grossen Verlangen begehren.
Wiederum sind alle Menschen so beschaffen/ daß
sie von Jugend auf eine Neigung bey sich empfin-
den/ eher das Böse an andern Menschen nach-
zuahmen/ als das Gute.
Mit einem Wort/
das Vor-Urtheil der Ungedult und der Nachah-
mung/ davon wir oben g) mit mehrern gehandelt/
ist bey allen Menschen.

6. Solcher gestalt aber kan es nicht fehlen/
es müsse der Mensch durch solche Triebe in vielen
unzehlichen Stücken von dem Guten abwei-
chen/
seine Freyheit des Willens immer mehr
und mehr verliehren/ und also viel tausend aus-
serordentliche
und unruhige Bewegungen
sich angewehnen/
die solcher gestalt gleichsam
zur andern Natur bey ihm werden.

7. Dieser Zustand des Menschen ist nun
wohl unstreitig sehr böse/ er kan aber von diesen
unruhigen und ausserordentlichen Bewegungen/
wenn er sein Wesen nicht ruiniren will/ zu denen
ruhigen und ordentlichen nicht anders wieder/ als
Stuffenweise gelangen; Ein Gichtbrüchtiger
lernet nach und nach seine Glieder wieder brau-
chen/ und ein Geblendeter wird durch das ge-
wöhnliche Licht/ dazu er nicht nach und nach di-
sponi
ret wird/ mehr geblendet. So ist es dem-
nach nöthig/ daß man von denen ausserordentli-
chen und unruhigen Gemüths-Bewegungen zu

denen
g) c. 1. n. 42. seq.

Das 6. H. Ob die Gemuͤths-Neig.
boͤſe ſind/ mit groſſen Verlangen begehren.
Wiederum ſind alle Menſchen ſo beſchaffen/ daß
ſie von Jugend auf eine Neigung bey ſich empfin-
den/ eher das Boͤſe an andern Menſchen nach-
zuahmen/ als das Gute.
Mit einem Wort/
das Vor-Urtheil der Ungedult und der Nachah-
mung/ davon wir oben g) mit mehrern gehandelt/
iſt bey allen Menſchen.

6. Solcher geſtalt aber kan es nicht fehlen/
es muͤſſe der Menſch durch ſolche Triebe in vielen
unzehlichen Stuͤcken von dem Guten abwei-
chen/
ſeine Freyheit des Willens immer mehr
und mehr verliehren/ und alſo viel tauſend auſ-
ſerordentliche
und unruhige Bewegungen
ſich angewehnen/
die ſolcher geſtalt gleichſam
zur andern Natur bey ihm werden.

7. Dieſer Zuſtand des Menſchen iſt nun
wohl unſtreitig ſehr boͤſe/ er kan aber von dieſen
unruhigen und auſſerordentlichen Bewegungen/
wenn er ſein Weſen nicht ruiniren will/ zu denen
ruhigen und ordentlichen nicht anders wieder/ als
Stuffenweiſe gelangen; Ein Gichtbruͤchtiger
lernet nach und nach ſeine Glieder wieder brau-
chen/ und ein Geblendeter wird durch das ge-
woͤhnliche Licht/ dazu er nicht nach und nach di-
ſponi
ret wird/ mehr geblendet. So iſt es dem-
nach noͤthig/ daß man von denen auſſerordentli-
chen und unruhigen Gemuͤths-Bewegungen zu

denen
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[146/0158] Das 6. H. Ob die Gemuͤths-Neig. boͤſe ſind/ mit groſſen Verlangen begehren. Wiederum ſind alle Menſchen ſo beſchaffen/ daß ſie von Jugend auf eine Neigung bey ſich empfin- den/ eher das Boͤſe an andern Menſchen nach- zuahmen/ als das Gute. Mit einem Wort/ das Vor-Urtheil der Ungedult und der Nachah- mung/ davon wir oben g) mit mehrern gehandelt/ iſt bey allen Menſchen. 6. Solcher geſtalt aber kan es nicht fehlen/ es muͤſſe der Menſch durch ſolche Triebe in vielen unzehlichen Stuͤcken von dem Guten abwei- chen/ ſeine Freyheit des Willens immer mehr und mehr verliehren/ und alſo viel tauſend auſ- ſerordentliche und unruhige Bewegungen ſich angewehnen/ die ſolcher geſtalt gleichſam zur andern Natur bey ihm werden. 7. Dieſer Zuſtand des Menſchen iſt nun wohl unſtreitig ſehr boͤſe/ er kan aber von dieſen unruhigen und auſſerordentlichen Bewegungen/ wenn er ſein Weſen nicht ruiniren will/ zu denen ruhigen und ordentlichen nicht anders wieder/ als Stuffenweiſe gelangen; Ein Gichtbruͤchtiger lernet nach und nach ſeine Glieder wieder brau- chen/ und ein Geblendeter wird durch das ge- woͤhnliche Licht/ dazu er nicht nach und nach di- ſponiret wird/ mehr geblendet. So iſt es dem- nach noͤthig/ daß man von denen auſſerordentli- chen und unruhigen Gemuͤths-Bewegungen zu denen g) c. 1. n. 42. ſeq.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/158>, abgerufen am 21.11.2024.