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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Das 7. H. Gegeneinanderhaltung
ständige und alle Gestalten annehmende Was-
ser/
mit der veränderlichen Wohllust; die kalte
und harte Erde/ mit dem unbarmhertzigen und
neidischen Geldgeitz; und die reine und heitere
Himmels-Lufft/ mit der reinen und heitern
Liebe.

7. Ja die Natur des Menschen selbst zei-
get uns diese vier Haupt-Leidenschafften. Die
Physici mögen von denen vier humoribus zancken
wie sie wollen/ so zeiget doch die tägliche Erfah-
rung/ daß sonderlich viererley Arten und Leute
sind/ die von viererley unterschiedenen Humeuren
und Gemühts-Neigungen sind. Die vollblü-
tigen Sangvinei haben starcke Versuchungen von
der Wohllust/ die hitzigen Cholerici vom Zorn
des Ehrgeitzes/ die tieffsinnigen Melancholici von
der Liebe der irrdischen Creaturen. Und wenn
wir ein recht temperirt phlegma hätten/ würden
wir auch Leute finden/ die einen natürlichen An-
trieb zur geduldigen weichhertzigen Liebe em-
pfinden würden. Aber nachdem das jenige/ was
wir phlegma heissen/ entweder eine Mixtur aus
Melancholie und Cholera, ich will sagen aus denen
saltzigten und schwefelichten Theilen ist/ oder wenn
die Menge des Geblütes bey denen Saengvineis
schleimig und rotzig wird/ dürffen wir uns nicht
wundern/ daß öffters der edle Nahme der Phleg-
maticorum
von hämischen schädlichen Leuten/ oder
von faulen nichts taugenden Schlingeln gemiß-
brauchet wird.

8. Es

Das 7. H. Gegeneinanderhaltung
ſtaͤndige und alle Geſtalten annehmende Waſ-
ſer/
mit der veraͤnderlichen Wohlluſt; die kalte
und harte Erde/ mit dem unbarmhertzigen und
neidiſchen Geldgeitz; und die reine und heitere
Himmels-Lufft/ mit der reinen und heitern
Liebe.

7. Ja die Natur des Menſchen ſelbſt zei-
get uns dieſe vier Haupt-Leidenſchafften. Die
Phyſici moͤgen von denen vier humoribus zancken
wie ſie wollen/ ſo zeiget doch die taͤgliche Erfah-
rung/ daß ſonderlich viererley Arten und Leute
ſind/ die von viererley unterſchiedenen Humeuren
und Gemuͤhts-Neigungen ſind. Die vollbluͤ-
tigen Sangvinei haben ſtarcke Verſuchungen von
der Wohlluſt/ die hitzigen Cholerici vom Zorn
des Ehrgeitzes/ die tieffſinnigen Melancholici von
der Liebe der irrdiſchen Creaturen. Und weñ
wir ein recht temperirt phlegma haͤtten/ wuͤrden
wir auch Leute finden/ die einen natuͤrlichen An-
trieb zur geduldigen weichhertzigen Liebe em-
pfinden wuͤrden. Aber nachdem das jenige/ was
wir phlegma heiſſen/ entweder eine Mixtur aus
Melancholie und Cholera, ich will ſagen aus denen
ſaltzigten und ſchwefelichten Theilen iſt/ oder weñ
die Menge des Gebluͤtes bey denen Sængvineis
ſchleimig und rotzig wird/ duͤrffen wir uns nicht
wundern/ daß oͤffters der edle Nahme der Phleg-
maticorum
von haͤmiſchen ſchaͤdlichen Leuten/ oder
von faulen nichts taugenden Schlingeln gemiß-
brauchet wird.

8. Es
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[162/0174] Das 7. H. Gegeneinanderhaltung ſtaͤndige und alle Geſtalten annehmende Waſ- ſer/ mit der veraͤnderlichen Wohlluſt; die kalte und harte Erde/ mit dem unbarmhertzigen und neidiſchen Geldgeitz; und die reine und heitere Himmels-Lufft/ mit der reinen und heitern Liebe. 7. Ja die Natur des Menſchen ſelbſt zei- get uns dieſe vier Haupt-Leidenſchafften. Die Phyſici moͤgen von denen vier humoribus zancken wie ſie wollen/ ſo zeiget doch die taͤgliche Erfah- rung/ daß ſonderlich viererley Arten und Leute ſind/ die von viererley unterſchiedenen Humeuren und Gemuͤhts-Neigungen ſind. Die vollbluͤ- tigen Sangvinei haben ſtarcke Verſuchungen von der Wohlluſt/ die hitzigen Cholerici vom Zorn des Ehrgeitzes/ die tieffſinnigen Melancholici von der Liebe der irrdiſchen Creaturen. Und weñ wir ein recht temperirt phlegma haͤtten/ wuͤrden wir auch Leute finden/ die einen natuͤrlichen An- trieb zur geduldigen weichhertzigen Liebe em- pfinden wuͤrden. Aber nachdem das jenige/ was wir phlegma heiſſen/ entweder eine Mixtur aus Melancholie und Cholera, ich will ſagen aus denen ſaltzigten und ſchwefelichten Theilen iſt/ oder weñ die Menge des Gebluͤtes bey denen Sængvineis ſchleimig und rotzig wird/ duͤrffen wir uns nicht wundern/ daß oͤffters der edle Nahme der Phleg- maticorum von haͤmiſchen ſchaͤdlichen Leuten/ oder von faulen nichts taugenden Schlingeln gemiß- brauchet wird. 8. Es

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/174>, abgerufen am 21.11.2024.